Großeinsatz und SperrungenUnbekannte versprühen Buttersäure in Bonner Brückenforum – Geschäftsführer fassungslos

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Feuerwehrleute in Schutzanzügen erkunden die Lage am Brückenforum in Bonn.

Feuerwehrleute in Schutzanzügen bei dem Großeinsatz vor dem Brückenforum.

Ein Kampfsport-Event musste verlegt, ein Flohmarkt abgesagt werden. Die Polizei ermittelt und sucht Zeugen.

Beißend, faulig-süßlich stank es Samstagmittag in den Straßen um das Brückenforum herum. Unbekannte hatten in dem Veranstaltungssaal der Polizei zufolge Buttersäure versprüht. Da der Stoff als gesundheitsschädlich gilt, rückte die Feuerwehr mit einem Großaufgebot aus.

Jürgen Harder, Geschäftsführer des Brückenforums, ist auch am Sonntag noch fassungslos. „Ich war am Morgen kurz da, um den Aufbau und die Bestuhlung des Saals zu überprüfen, dann bin ich zum Einkaufen nach Sankt Augustin gefahren“, berichtet er. Im Brückenforum sollte am Abend ein Kampfsport-Event stattfinden, zum vierten Mal bereits, die Sportler seien gern gesehene Gäste.

Buttersäure: Feuerwehrleute betraten in Schutzanzügen das Gebäude

„Gegen 11.20 Uhr rief mich ein Hausmeister an und sagte, dass es im Saal erbärmlich stinken würde. Wir haben erst gedacht, dass vielleicht Ammoniak aus der Kühlanlage ausgetreten sein könnte, das hatten wir schon mal. Vor lauter Verzweiflung haben wir irgendwann die Feuerwehr gerufen“, sagte Harder. Die Berufsfeuerwehr erkundete zunächst das Brückenforum und löste gegen 12.25 Uhr ABC-Alarm aus. Ein Großeinsatz an der Kennedybrücke begann.

Mehrere Einheiten eilten herbei, Feuerwehrleute betraten in Schutzanzügen das Gebäude. Sie versprühten ein Kontrastmittel, um die Buttersäure sichtbar zu machen. Dabei handelt es sich um einen farblosen Stoff, der bei der Zersetzung von organischen Stoffen entsteht. Der faulige Geruch erinnert an Erbrochenes und kann bei Menschen genau das auslösen. „Bei Eintreffen waren 21 Personen im Saal, die wir sofort angewiesen haben, nach draußen zu gehen“, sagte Martin Haselbauer, Einsatzleiter der Feuerwehr. Mehrere Menschen, darunter zwei Polizisten, hätten über Übelkeit und Atemwegsreizungen geklagt. Sie seien vom Rettungsdienst untersucht worden, mussten aber nicht ins Krankenhaus.

Für die Reinigung der Schutzanzüge wurde ein Dekontaminationsplatz eingerichtet.

Die Anzüge der Feuerwehrleute, die mit der Substanz in Berührung gekommen waren, mussten an einem Dekontaminationsplatz gereinigt werden.

Draußen bauten die Feuerwehrleute einen Dekontaminationsplatz auf, an dem die Anzüge der Feuerwehrleute, die mit dem Stoff in Kontakt gekommen waren, gereinigt wurden. Auch der Fachberater Chemie der Feuerwehr war vor Ort. Die Feuerwehr öffnete die Ausgänge, damit der Geruch abziehen konnte. „Eine Gefahr bestand nicht, aber die Beseitigung des Stoffes erforderte einen immensen personellen Aufwand“, erklärte Haselbauer.

Die Kennedybrücke blieb während des Großeinsatzes gesperrt

Die Kennedybrücke blieb während des Einsatzes in Richtung Beuel für mehrere Stunden gesperrt, Busse und Straßenbahnen konnten sie aber passieren. Die Buttersäure sei an zwei Stellen auf etwa zehn Quadratmetern im Saal auf dem Boden versprüht worden, sagte Harder. „Das Kampfsport-Event musste abgesagt werden, die haben spontan eine Veranstaltungsfläche in Gelsenkirchen gefunden“, sagte er. Doch auch den ausverkauften Mädelsflohmarkt am Sonntag habe er absagen müssen – der penetrante Geruch ist immer noch da. „Es ist kein Stück besser als gestern.“

Die Türen stünden weiter offen, davor habe er Security platziert, damit niemand hineingehe. Wahrscheinlich, befürchtet der Geschäftsführer, müsse der betroffene Bereich des Parketts von einer Fachfirma ausgetauscht werden. „Ich werde mich in den kommenden Tagen mit der Stadt und den Versicherungen auseinandersetzen müssen.“ Zum Glück sei er auch gegen den Ausfall der Einnahmen versichert.

„Die nächste Veranstaltung ist am Mittwoch. Die Wahrscheinlichkeit beträgt fünfzig-fünfzig, dass es klappt.“ Aber wer macht sowas? Die Frage treibt Harder weiter um. „Wir vom Brückenforum haben keinen Anlass gegeben, uns Schaden zuzufügen, die Veranstalter des Kampfsport-Events ebenso. Mir ist das schleierhaft, ich bin sprachlos. Schlimmer hätte uns höchstens ein Feuer getroffen.“ Der Arbeitseingang an der Kennedybrücke habe offen gestanden, jeder hätte hineingehen können.

Die Polizei hat Ermittlungen aufgenommen und bittet um Hinweise unter 0228/150.

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