Kommentar zur BeethovenhalleWiedereröffnung im Jahr 2024? Das ist drei Jahre zu früh!

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Beethoven-Büste in einem Bonner Souveniershop. 

  • Die Sanierungsarbeiten an der Bonner Beethovenhalle sind womöglich erst im Jahr 2024 beendet.
  • Das Desaster, ausgerechnet im Beethoven-Jubiläumsjahr keine seiner Musik angemessene große Spielstätte anbieten zu können, zeichnete sich seit Jahren ab.
  • Deshalb ist es jetzt eigentlich auch egal, ob die Halle 2024 wiedereröffnet wird. 2027 wäre viel besser. Ein Kommentar.

Der 249. Geburtstag Ludwig van Beethovens steht bevor. Am 17. Dezember 1770 wurde der kleine Ludwig in der Bonner Remigiuskirche getauft. Und mit diesem Wochenende beginnen die auf ein ganzes Jahr geplanten Feierlichkeiten zu Ehren des Komponisten-Genies. In Bonn wie in ganz Deutschland wird Beethoven am dritten Adventswochenende mit hunderten Hauskonzerten in Wohnzimmern, Vereinsheimen, Ladenlokalen, Foyers, Clubs, Kirchen und Musikschulen gefeiert. Was für ein wunderschöner Auftakt in das Jubiläumsjahr!

Wenn da nicht die schrillen Missklänge wären, die mit unschöner Regelmäßigkeit aus der Bonner Stadtverwaltung zu hören sind. Und zwar immer dann, wenn es um Bonns gute Stube für klassische Musik, die Beethovenhalle, geht.

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Noch auf Jahre eine Baustelle: die Beethovenhalle in Bonn vom Rheinufer aus gesehen

Die von den Fundamenten bis zum Dach und von der Heizung bis zur Saaltechnik sanierte und modernisierte Halle sollte eigentlich im kommenden Jahr zentraler Ort für die Jubiläumskonzerte werden. Dass das nicht klappen wird, ist zwar seit längerem bekannt. Aber nun ist offenbar nicht einmal mehr die um drei Jahre auf 2022 verschobene Wiedereröffnung zu halten. Von 2024 ist die Rede. 

Um in der Tiefe zu verstehen, wie es zu dem totalen Sanierungsdesaster für das Konzerthaus kommen konnte, muss man ein paar Jahre zurückgehen. Deren Schicksal war dem zuständigen Fachmann in der Bonner Stadtspitze, dem damaligen Kulturdezernenten Ludwig Krapf, vor zehn Jahren so schnuppe, dass er noch nicht einmal Geld zum 50. Geburtstag des 1959 festlich eröffneten Konzertsaales ausgeben wollte. Begründung: Die Halle könne die „neu ihr zugewiesene Perspektive als akustisch hochkarätiges, international anerkanntes Konzerthaus nicht einlösen“, wie es in der Stellungnahme der Verwaltung damals hieß.

Krapf ging von damals davon aus, dass Bonn ja in wenigen Jahren ein prächtiges neues Beethoven-Festspielhaus von der Post, der Telekom und der Postbank gesponsert, „am Standort der Beethovenhalle“ würde vorzeigen können. Warum also noch feiern, was man sowieso bald abreißt? Das mag damals der Grund für die schnöde Absage an Feiern für die Halle gewesen sein, die immerhin in der noch jungen Bundesrepublik der erste repräsentative Bau nach der Errichtung des Plenarsaales zehn Jahre zuvor war. Und der nicht von oben verordnet worden war, sondern auf eine Initiative aus der Mitte der Bonner Bürgerschaft zurückging. 

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Wie auch immer. Der Festspielhaus-Plan löste sich bekanntlich in den Jahren darauf in Nichts auf. Blieb also die Beethovenhalle für das Jubiläumsfest. Im November 2016 begannen die Sanierungsarbeiten, Ziel war, das Gebäude zu einer hochklassigen Multifunktionshalle zu machen. Zwei Jahre Zeit gab man sich für diese Mammutaufgabe. Das Jahr 2019 sollte dann genutzt werden, um die Halle „warmzuspielen“ und kleinere eventuell auftauchende Probleme vor dem eigentlichen Jubiläumsjahr zu lösen.

Daraus wird nun nichts. Schlechter Baugrund, schlechte Statik, schlechte Bausubstanz: Die Gründe, warum es jetzt statt ursprünglich eingeplanter 61,5 Millionen gut 100 Millionen Euro teurer werden könnte und warum die Wiedereröffnung nun womöglich fünf Jahre später als geplant kommt, sind viele. Nicht alle überzeugen: Über den problematischen Baugrund wusste man in der Bonner Stadtverwaltung seit Mitte der 1990er Jahre Bescheid. Insofern ist es schon verwunderlich, wie die Verantwortlichen noch 2018 davon überrascht werden konnten. 

Bei all dem müssen der Bonner Stadtrat und die Stadtverwaltung jedoch vor allem eine zentrale Frage beantworten. Wie konnten die Verantwortlichen annehmen, dass die Sanierung der Beethovenhalle in zwei Jahren erledigt sein würde? Warum setzte man sich ohne Not unter Zeitdruck? War das Beispiel des Sanierungsdesasters an der Kölner Oper, die ja ebenfalls Mitte der 1950er Jahre gebaut worden war, nicht allen präsent? 

2024 ist mit Blick auf Ludwig van Beethoven übrigens ein nur schwer mit Bedeutung aufzuladendes Jahr. Wie wäre es also, man verschöbe den Wiedereinzug klassischer Musik an der Bonner Wachsbleiche einfach jetzt gleich auf das Jahr 2027? Dann könnte man erneut ein großes Fest mit Bezug zum Komponisten-Giganten feiern. Den 250. Jahrestag des ersten öffentlichen Auftritts Ludwig van Beethovens als Pianist. 

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