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Geflüchtete aus der UkraineKommunen im Rhein-Sieg-Kreis bereiten Unterbringung vor

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Turnhalle

Die Turnhalle der Bornheimer Walraff-Schule wird zurzeit als Flüchtlingsunterbringung vorbereitet.

Rhein-Sieg-Kreis – Sie steigt stetig, die Zahl der Geflüchteten aus der Ukraine, die in den sechs linksrheinischen Kommunen des Rhein-Sieg-Kreises ankommen. Dabei erreichen auch vom Land zugewiesene Kriegsvertriebene die Voreifel. Lediglich in den von der Flutkatastrophe 2021 betroffenen Gebieten wird es laut der Stadt Rheinbach bis zum 30. Juni keine Zuweisungen geben. Das habe die zuständige Bezirksregierung Arnsberg mitgeteilt. Ein Überblick über die Situation in der Region.

Bornheim

Ende vergangener Woche waren bereits 262 Geflüchtete aus der Ukraine in Bornheim untergekommen. 33 davon sind laut Pressesprecher Christoph Lüttgen vom Land zugewiesen worden. 199 von ihnen seien privat untergebracht, die anderen 73 leben aktuell in städtischen Unterkünften.

46 freie Plätze gab es bei der Stadt am Wochenende noch, offene private Angebote ebenso. Zudem erreichen die Verwaltung laut Sprecher Lüttgen weiterhin täglich Offerten von Privatpersonen, Geflüchtete aus der Ukraine aufzunehmen. Allerdings wurden – nicht nur in Bornheim – bereits Angebote auch wieder zurückgenommen. Lüttgen nennt einige der Gründe: „Weil etwa der Vermieter zuvor seine Einwilligung nicht erteilt hatte, weil die Menschen nicht geboostert sind oder weil sie Haustiere dabei haben.“

Um die Notsituation zu vermeiden, vorerst keine freien Plätze mehr zu haben, richtet die Stadt derzeit die Turnhalle an der Wallraffschule  her und stattet sie so aus, dass dort ebenfalls Geflüchtete unterkommen können. Die Halle hatte 2015 bereits als Erstaufnahmestelle gedient.

Rheinbach

In der Glasstadt hat es über die Bezirksregierung Arnsberg keine Zuweisungen gegeben. Dennoch sind 108 Geflüchtete (Stand 24. März) in der Kommune angekommen, 38 privat, 70 in städtischen Unterkünften. Ob die kommunalen Unterbringungsmöglichkeiten ausreichen, kann laut dem stellvertretenden Stadtsprecher Matthias Müller zum jetzigen Zeitpunkt nicht seriös beurteilt werden: „Da völlig unklar ist, auf welche Anzahl von Kriegsvertriebenen wir uns letztlich einstellen müssen.“

Laut Informationen dieser Zeitung soll die Turnhalle Dederichsgraben für eine mögliche Unterbringung vorbereitet werden. Es würden weiterhin Angebote eingehen. Einen Kontakt können Rheinbacher per E-Mail herstellen.

Meckenheim

„Die kommunalen Unterkünfte haben nur begrenzte Kapazitäten, weil in Meckenheim noch circa 200 Flüchtlinge in städtischen Unterkünften leben, die auf dem angespannten Wohnungsmarkt chancenlos sind. Die zur Verfügung stehenden städtischen Einheiten werden natürlich belegt. Die meisten der angekommenen Menschen konnten bislang in privaten Wohnraum vermittelt werden, der auf einen Aufruf über die städtischen Kanäle wie Homepage und Öffentlichkeitsarbeit hin zur Verfügung gestellt wurde“, erklärt der Erste Beigeordnete der Stadt Meckenheim, Hans Dieter Wirtz.

„Da neben den geplanten Zuweisungen aus den Landessammelunterkünften der Großteil der Vertriebenen individuell nach Meckenheim anreist, sind die Planungen enorm schwierig, weil die notwendigen Kapazitäten nicht abschätzbar sind. Daher sind die privaten Angebote von besonderer Bedeutung und eine wichtige Hilfestellung für das erste Obdach in der Stadt.“

Bis zum Wochenende hatte die Verwaltung bereits 120 Flüchtende erfasst. Aktuell überlegt die kommune, zwei städtische Immobilien in Sammelunterkünfte umzuwandeln. Wirtz erklärt: „Aufgrund des Hochwasserereignisses im Juli 2021 und den von seinen Folgen betroffenen Schulen und Vereinen wollen wir Turnhallen bewusst ausklammern und setzen auf andere Optionen bei den Unterkünften.“

Die Verwaltung habe Angebote bekommen, die aber zurück genommen wurden. Laut Wirtz ist das nachvollziehbar, da der Zeitraum des Verbleibs und die Perspektive für viele Menschen unklar ist. Er versichert: „Hier ist die Stadt bemüht, Ersatz zu schaffen und andere Unterbringungsmöglichkeiten zu vermitteln.“

Wachtberg

In Wachtberg sind weiterhin alle Geflüchteten privat untergebracht. 113 waren es laut Verwaltung am Ende der vergangenen Woche, Zuweisungen des Landes habe es noch nicht gegeben. Margrit Märtens, Sprecherin der Gemeinde, erklärt, dass die Flüchtlingsunterkünfte in Wachtberg derzeit auch keine freien Kapazitäten haben.

Die Verwaltung bereite die Belegung von Turnhallen und auch eine mögliche Erweiterung der vorhandenen Möglichkeiten vor. Laut Märtens erreichen weiterhin täglich Hilfs- und auch Unterkunftsangebote die Gemeinde, in wenigen Einzelfällen seien diese auch wieder zurückgezogen worden.

Alfter

Rund 100 Geflüchtete sind bis zum Wochenende in Alfter untergekommen. Die Verwaltung bereitet derzeit das Alfterer Schloss als Unterkunft vor. Gemeindesprecherin Maryla Günther betont: „Wie in der letzten Flüchtlingskrise werden wir zunächst alle Alternativen ausschöpfen, um die Turnhallen für den Sportbetrieb freizuhalten. Dies ist insbesondere mit Blick auf die Corona-Pandemie und die Auswirkungen auf die Kinder sehr wichtig. Aus diesem Grund ist eine Belegung der Turnhallen derzeit nicht geplant.“

Ansprechpartner für Hilfsangebote bei der Gemeinde ist weiterhin Markus Jüris, unter 0228/6484179 oder per E-Mail. Zur Information der Bürger hat die Gemeinde eine Sonderseite auf der Homepage eingerichtet.

Swisttal

Der Gemeindeverwaltung Swisttal sind laut Sprecherin Jeannine Kunz 104 Kriegsvertriebene aus der Ukraine bekannt, die von Privatleuten  aufgenommen wurden. Offizielle Zuweisungen über die Bezirksregierung soll es auch in Swisttal bis Ende Juni nicht geben. Laut Kunz sind die kommunalen Unterbringungsmöglichkeiten  in der Folge der Flutkatastrophe weiterhin sehr beschränkt.