Eitorfer Kirmes 2021Politiker wollen Volksfest steigen lassen – Die Verwaltung warnt

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Ob die Eitorfer Kirmes im September stattfinden kann, ist fraglich.

Eitorf – Anders als das Stadtfest in Hennef ist die Eitorfer Kirmes, die größte im Rhein-Sieg-Kreis, noch nicht abgesagt. Das hat der Ausschuss für Kultur, Sport- und Vereinsleben, Veranstaltungen und Ehrenamt mehrheitlich entschieden. Unter gewissen Auflagen könnte die Kirmes vom 25. bis 28. September stattfinden. Eine endgültige Entscheidung soll Ende des Monats bei einem Treffen zwischen Verwaltung und jeweils einer Vertreterin oder einem Vertreter der Fraktionen fallen.

Die Ausschussmitglieder diskutierten sehr kontrovers und emotional. Eine Absage der Eitorfer Kirmes so wie bereits im vergangenen Jahr stand ebenso zur Debatte wie eine Verschiebung der Entscheidung auf gut sechs Wochen vor dem geplanten Starttermin. Dafür hatte die CDU-Fraktion bereits im Vorfeld plädiert.

Eine vorschnelle Absage wollten die Christdemokraten vermeiden, angesichts rückläufiger Inzidenzzahlen und erster Hinweise der Landesregierung, dass ab September Großveranstaltungen wieder möglich sein könnten. Bestünde die Möglichkeit zur Durchführung, so Fraktionsvorsitzender Toni Strausfeld vor der Sitzung, „dann sollten wir diese Chance auch nicht verstreichen lassen“.

Beigeordneter Sterzenbach hält Politik „gewagte Annahme“ vor

Dass die Fallzahlen derart sinken, dass im September eine Kirmes ohne Corona-Schutzmaßnahmen stattfinden kann, ist für den Ersten Beigeordnete Karl Heinz Sterzenbach eine „völlig gewagte Annahme“. Aber auch eine seriöse Planung der Kirmes mit Corona-Konzept sei mit Blick auf die Delta-Variante kaum möglich.

Die Gemeindeverwaltung hätte das Traditionsfest am liebsten erneut gestrichen. Zumal andere es schon vormachten: Neben dem Hennefer wurden auch das Siegburger Stadtfest und Pützchens Markt abgesagt. In Eitorf rechnet man damit, dass daher weit mehr als die sonst üblichen rund 100.000 Besucher zur Kirmes kämen.

Wie aber ein zuverlässiges Corona-Konzept planen, wenn die Schutzverordnungen ständig geändert werden und nicht klar sei, wie sich die Inzidenz entwickle, fragt der Erste Beigeordnete. Denn ein heute unter geltender Rechtslage erstelltes Konzept könne in wenigen Wochen wieder in der Tonne landen.

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Selbst wenn die Fallzahlen niedrig bleiben sollten: Die Kirmes dürfte nur unter Auflagen wie Negativtest, Maskenpflicht, Hygienekonzept und möglicherweise sogar begrenzter Besucherzahl stattfinden. Das gesamte Gelände müsste eingezäunt und Einlasskontrollen müssten durchgeführt werden. Das aber sei durch die Lage mitten im Ortskern nicht möglich, auch personell nicht durchführbar, sagt Sterzenbach: „Ich brauche 100 bis 150 Personen im Schichtbetrieb, um 1000 Personen reinzulassen.“

Allein das Erstellen eines Hygiene- und Infektionsschutzkonzept, das mit dem Kreisgesundheitsamt und dem Kreisordnungsamt abgestimmt werden muss, sei mit hohen Kosten verbunden. Aber nicht allein deshalb habe man in der Verwaltung auf eine Absage gedrängt: Für Vereine, Gastro, Händler, Schausteller wäre dies fair gewesen. „Wenn es möglich ist, die Kirmes durchzuführen, sollten wir unsere Hausaufgaben machen“, sagte SPD-Fraktionsvorsitzende Sara Zorlu dieser Zeitung.

Die Absage im vergangenen Jahr sei Vereinen und Schaustellern an die Substanz gegangen. Sei eine Begrenzung mit Einlasskontrolle im Ortskern nicht realisierbar, „dann muss man gucken, was möglich ist, und eine örtliche Verlagerung prüfen“. Schließlich werde das Virus nicht verschwinden: „Wer sagt denn, dass das Problem nicht auch nächstes Jahr noch da ist?“

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