Pilotprojekt endetEitorfer Rat entscheidet über die Zukunft der Hebammen-Ambulanz

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Eine Hebamme tastet den Bauch einer Frau ab, die im neunten Monat ist.

Vorsorge vor der Geburt leisten die Hebammen in der Ambulanz in Eitorf ebenso wie Nachsorge und Wochenbettbetreuung. (Symbolbild)

Seit der Gründung haben 55 Frauen das Angebot der Vor- und Nachsorge, der Gespräche und Babymassage bereits genutzt – Tendenz steigend.

Wie geht es weiter mit der Hebammenambulanz? Im September 2022 ging das landesweit einzigartige Pilotprojekt in Eitorf an den Start. Ende März endet die Projektlaufzeit nach anderthalb Jahren. Auch die Trägerschaft des Sozialdiensts katholischer Frauen (SkF) läuft dann aus. Die Hebammenambulanz soll jedoch bleiben.

Der Bedarf sei absolut da, ist SkF-Vorständin Jutte Oehmen überzeugt:  Seit der Schließung der Geburtstation im Eitorfer Krankenhaus 2014 gebe es deutlich weniger Hebammen an der Oberen Sieg. Verstärkt werde der Fachkräftemangel durch Pensionierungen.

Windecker Hebamme muss vier bis fünf Frauen im Monat absagen

Die Windecker Hebamme Melanie Baumgart kann davon ein Lied singen: „Ich bin ausgebucht, kann erst im Oktober wieder Frauen annehmen.“ Und weil sie die Hausbesuche nur in einem Radius von 20 Kilometern mit der Krankenkasse abrechnen kann, müsse sie auch immer wieder werdenden Müttern, insbesondere aus Eitorf, absagen. Die Hebammenambulanz am St. Franziskus-Krankenhaus sei eine wunderbare Ergänzung.

„So können die vier bis fünf Frauen, denen ich im Monat absagen muss, in die Ambulanz kommen“, sagt Baumgart, die seit der Gründung bei der Hebammenambulanz arbeitet und sie ab April weiter führen wird. Zwei weitere, freiberufliche Hebammen sucht sie noch, die mit einsteigen wollen. Die Einrichtung könne sich weitestgehend selber finanzieren, ist die Windeckerin überzeugt; die Hebammen rechnen ihre Dienstleistungen mit der Krankenkasse ab. Die Räume im Erdgeschoss stellt das Krankenhaus kostenfrei zur Verfügung, die Ausstattung ist mit Fördermitteln bereits bezahlt.

Hebammenambulanz Eitorf
Melanie Baumgart, Hebamme (l.)
Natja Labatzki und Jutta Oehmen vom Träger SKF (v.r.)

Hebammenambulanz Eitorf Melanie Baumgart, Hebamme (l.) Natja Labatzki und Jutta Oehmen vom Träger SKF (v.r.)

Nur 250 Euro Nebenkosten für 60 Quadratmeter pro Monat müssen in Zukunft selber gestemmt und ein finanzieller Puffer für die Hebammen geschaffen werden, falls vereinbarte Termine doch nicht wahrgenommen werden, rechnen Jutta Oehmen und Natja Labatzki vom SkF vor. Mit 4000 Euro in diesem Jahr und 5000 Euro in 2025 haben sie die Ausfallpauschalen für Hebammen angesetzt. Insgesamt benötige die Hebammenambulanz also einen verhältnismäßig geringen Zuschuss, so Labatzki.

Der Eitorfer Rat entscheidet über eine Sonderausgabe zur Finanzierung der Hebammenambulanz

In Eitorf soll der Rat am Montag, 26. Februar, über eine Sonderausgabe von 8000 Euro für die Weiterführung der Hebammenambulanz in diesem und nächsten Jahr entscheiden. Auch der Rhein-Sieg-Kreis, der die Einrichtung bislang mit 8000 Euro unterstützte, wurde angeschrieben und gebeten, sich weiter an den Kosten zu beteiligen. Sollte der Kreis dem zustimmen, will Eitorf mit den 8000 eine Rücklage für die Hebammenambulanz bilden.

Möglich sei auch, sich die Summe zu teilen, Eitorf würde dann die übrig gebliebene Summe investieren. Sollte der Rhein-Sieg-Kreis, wie angekündigt, aus der Förderung aussteigen, ist die Gemeinde Eitorf auch bereit, die vollen 8000 Euro für 2024 und 2025 zu zahlen. Es sei unstrittig, dass die Einrichtung fortgeführt werden müsse, heißt es in der Vorlage der Verwaltung.

Seit der Gründung haben 55 Frauen das Angebot der Vor- und Nachsorge  in Eitorf genutzt

Das sieht auch Windecks Bürgermeisterin Alexandra Gauß (Grüne) so. Durch das Haushaltssicherungskonzept könne die Gemeinde zwar nicht finanziell unterstützen, doch der Rat habe sie beauftragt, Gespräche mit dem Kreis über die Fortführung der Förderung der Hebammenambulanz zu führen, erläuterte die Bürgermeisterin auf Nachfrage. „Es ist ein zukunftsweisendes Angebot“, ist sie überzeugt, „und ein wesentlicher Bestandteil für Frauengesundheit in der Region“.

Auch für SkF-Vorständin Jutta Oehmen besteht kein Zweifel an der Wichtigkeit des Angebots für werdende Mütter und Wöchnerinnen. Seit der Gründung haben 55 Frauen das Angebot der Vor- und Nachsorge, der Gespräche und Babymassage bereits genutzt, Tendenz steigend. Der SkF überlege, sich auch über die Anschubfinanzierung hinaus zu engagieren, sagte Oehmen und plant eine breitere Vernetzung: „Wir können uns gut vorstellen, dass auch die Schwangerschaftsberatung aus Siegburg hier einzieht.“

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