Emil und die DetektiveEitorfer Schüler erleben Vorpremiere des Kästner-Klassikers

Lesezeit 3 Minuten
Emil und die Detektive

Mit sinfonischer Wucht und melodieselig vermittelte das Musikkorps der Bundeswehr die Bilder zu „Emil und die Detektive“. 

Eitorf – In einen seltenen Genuss kamen mehrere Hundert Schülerinnen und Schüler des Siegtal-Gymnasiums und der Sekundarschule „Schule an der Sieg“. Die Bürgerstiftung Eitorf hatte sie zur Vorpremiere des sinfonischen Hörspiels „Emil und die Detektive“ eingeladen. Das Stück hatte Orchestermitglied Guido Rennert 2015 im Auftrag des Landes Brandenburg komponiert, jetzt nahm sich das Musikkorps der Bundeswehr selbst des Hörspiels an.

Genuss vorab

Die Eitorfer Schüler nebst Lehrkräften und Vertretern der Bürgerstiftung durften damit vorab das genießen, was am vergangenen Freitag 2100 Kinder und Jugendliche in der Hamburger Elbphilharmonie erlebten. Dort nahmen sich mit Organisator Johannes B. Kerner und Sido zwei Größen ihrer Genres der Vermittlung des Werkes an.

Während Kerner den Auftritt des Siegburger Bundeswehrorchesters moderierte, saß mit Sido, mit ohrenbetäubendem Kreischen von den Kindern empfangen, ein Künstler am Vorleser-Mikrofon, der seit zwei Jahrzehnten die deutsche Rapper-Szene beherrscht. Das Musikkorps wurde „nicht weniger gefeiert“, wie Rennert berichtete.

Das könnte Sie auch interessieren:

Das dürfte auch dem ranghöchsten Soldaten, Generalinspekteur Eberhard Zorn, gefallen haben, der mit Hamburgs Bürgermeister Peter Tschentscher im Publikum saß. Dirigent Christoph Scheibling sprach von einem „großartigem Musikerlebnis“ und einer „unglaublich sensiblen Akustik“ im – nicht nur für ihn - „besten Konzertsaal der Welt“. Scheibling: „Die sinfonische Wirkung kam in allen Facetten sehr differenziert zur Geltung.“

Hochkaräter á la Sido und Kerner hatte das Musikkorps im Eitorfer Leonardo nicht zu bieten, dafür aber den Verfasser des Librettos, Tillmann Wegner, der im lebhaften, perfekt die Stimmungslagen illustrierenden Duktus die Geschichte im flotten Wechsel mit der Musik vorlas. Wegners Interaktionen mit den Kindern belebte das Hörspiel zusätzlich.

Detektive in Berlin

Guido Rennert gelang ein – auch für Erwachsene – fesselnder Mix aus rasanter Filmmusik, sinfonischer Wucht und schnell assoziierbarer musikalischer Bebilderung. Die Handlung: Der forsche Kleinstadt-Junge Emil gerät in Schwierigkeiten, weil ihm das Geld, das er bei der Oma in Berlin abgeben soll, vom zwielichtigen Herrn Grundeis gestohlen wird. In der umtriebigen Metropole verfolgen er und seine Jung-Detektive den Schurken, stellen und überführen ihn.

Da konnte Rennert verschwenderisch aus seinem Ideenfundus schöpfen. Das damalige Großstadtgetümmel mit Straßenbahnen, Doppeldeckerbussen, Fuhrwerken und von Eile getriebenen Menschen stellte er mit treibend quirligen Rhythmen, Tonsprüngen, kurzen dissonanten Sprengseln und zwischendurch banalen Fahrradklingeln dar.

Das Happy-End

Das mondäne Flair vermittelte er mit eleganten Motiven aus dem „Unter Linden“, das drohende Unheil, als Grundeis im Zug Emil anspricht, setzt er um wie eine düstere Hitchcock-Szene. Und natürlich ließ es Orchesterchef Christoph Scheibling, der beim Dirigat wegen des Ineinandergreifens von Text und Musik doppelt aufpassen musste, beim Happy-End glücklich und jubelnd strahlen.

KStA abonnieren