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Landesweit einmaligIn Eitorf hat Hebammen-Ambulanz Betrieb aufgenommen

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Neben der Tür in ein Beratungszimmer hängt das Plakat mit Werbung für die Hebammenambulanz.

In Eitorf hat die Hebammenambulanz den Betrieb aufgenommen.

In Eitorf hat die Hebammen-Ambulanz am Krankenhaus St. Franziskus den Betrieb aufgenommen. Schwangere und Wöchnerinnen können auch ohne Anmeldung zur Sprechstunde kommen; das in ganz Nordrhein-Westfalen einmalige Projekt soll dem Mangel an Hebammen im ländlichen Raum begegnen. 

Windecks Bürgermeisterin Alexandra Gauß kennt den Mangel an Hebammen im ländlichen Raum: „Ich musste meine Hebamme im Supermarkt ansprechen“, erzählte sie am Mittwoch. Damit es andere Frauen und Familien in Zukunft leichter haben, hat der Sozialdienst katholischer Frauen (SkF) die Hebammenambulanz im Krankenhaus St. Franziskus eröffnet.

In Eitorf gibt es keine einzige Hebamme

Seit September gibt es das Angebot, nun wurde das landesweit einzigartige Pilotprojekt offiziell eingeweiht. „Ein kleiner Meilenstein“, freute sich die SkF-Vorständin Jutta Oehmen, „eine große Sache für uns“. Mit der Idee einer Hebammenambulanz reagierten die Initiatorinnen – zu denen neben der Grünen-Politikerin Alexandra Gauß auch Monika Grünewald, Vorsitzende der Frauen-Union Rhein-Sieg zählte – auf die zunehmend schlechtere Versorung von Schwangeren und Wöchnerinnen gerade im ländlichen Kreisgebiet.

„In Eitorf gibt es keine einzige Hebamme“, weiß Melanie Baumgart, einer der freiberulichen Hebammen, die in der Ambulanz tätig sind. Sie selbst müsse in Windeck monatlich vier oder fünf Frauen absagen, weil sie ausgelastet sei. Ihr Fazit: „Wir brauchen das hier.“

Durch den Wegfall von Fahrzeiten könnten die einzelnen Hebammen mehr Frauen und Säuglinge betreuen. Der Landtagsabgeordnete Björn Franken (CDU) sprach von einer „dramatischen Lage“ für die geburtshilfliche Versorgung nach der Schließung der Entbindungsstationen in Siegburg, Sankt Augustin und Bad Honnef.

NRW-Gesundheitsministerium fördert für zwei Jahre

„Nicht hinnehmbar“ sei es, wenn Schwangere aus Windeck 40 Minuten fahren müssten, um in einer Klinik entbinden zu können. Entbindungen werden in der Ambulanz nicht möglich sein. Vielleicht aber, so Franken, könne die Ambulanz in Zukunft auch noch weitere Aufgaben übernehmen. Franken hatte das Projekt beim Landesministerium unterstützt. Am Dienstag und Donnerstag öffnen sich die Türen der Ambulanz zur offenen Sprechstunde. Eine vorherige Terminvereinbarung wird empfohlen, ist aber nicht notwendig.

„Ein Angebot, das überzeugt und genutzt wird“, lobte Juliane Walz aus dem NRW-Gesundheitsministerium. Das Ministerium fördert für den Projektzeitraum von zunächst zwei Jahren. „Der Start ist uns wirklich gelungen“, sagte Projektmitarbeiterin Cornelia Berghs. Seit der ersten Sprechstunde im September haben Hebamme Melanie Baumgart und ihre Kollegin Svenja Otte 19 Beratungsgespräche mit insgesamt zehn Frauen geführt.

„Die Frauen nehmen teilweise erhebliche Wege auf sich“, berichtete Baumgart. Die Ratsuchenden kamen aus Windeck und Eitorf ebenso wie aus Much oder aus Asbach jenseits der Landesgrenze. Den Weg in die Ambulanz fanden eine Frau ohne Deutschkenntnisse und eine ohne festen Wohnsitz. Man wolle keine Konkurrenz zu anderen Hebammen aufbauen, betonte Cornelia Berghs.

Im Gegenteil hoffe der SkF auf weitere Kooperationen, um die Sprechzeiten vielleicht auch über die bisher fünf Stunden wöchentlich ausbauen zu können. Für die Zukunft sind eine digitale Sprechstunde, Geburtsvorbereitung und Rückbildungskurse angedacht. „Keine Geburtsbegleitung“, wie Berghs klarstellte. „Aber alles davor und danach.“

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