Klinik-DemonstrationAm Eitorfer Krankenhaus traten 70 Beschäftigte in den Streik

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Menschen stehen mit verschränkten Armen auf einem auf das Pflaster aufgemalten roten Kreuz.

Am Eitorfer Krankenhaus demonstrierten die Beschäftigten am bundesweiten Protesttag.

Das St. Franziskus Krankenhaus beteiligte sich an bundesweitem Protesttag.

Rund 70 Mitarbeitende hatten sich auf dem großen roten Kreuz des Hubschrauberlandeplatzes neben der Notaufnahme des St. Franziskus Krankenhauses versammelt, um sich am bundesweiten Protesttag zu beteiligen. Eine halbe Stunde ließen sie die Arbeit ruhen; die Versorgung der Patienten, die zuvor über Flyer informiert worden waren, war dennoch sichergestellt.

Wie bei den Großkundgebungen in Düsseldorf oder Berlin demonstrierte das Krankenhaus-Personal um fünf vor zwölf für einen Inflationsausgleich und eine Kostendeckung der Tariflohnsteigerung. Passiere das nicht, drohe ein Kliniksterben, so die Krankenhausgesellschaft in Nordrhein-Westfalen (KGNW).

Auch aus Sicht des Eitorfer Bürgermeisters ist das Krankenhaus unverzichtbar 

Dr. Jörg-Uwe Schulz, Chefarzt der Orthopädie und Unfallchirurgie, hält das für ein ganz reales Szenarium, das von der Bundesregierung auch so gewollt sei. „Das ist eine verschleppte Sanierung über Klinikinsolvenzen.“

Alles zum Thema Karl Lauterbach

Der Druck auf die Kliniken, die Differenz zwischen dem Behandlungspreis auf der einen Seite und der Inflation und dem Tarifausgleich auf der anderen Seite auszugleichen, sei enorm. „Es wurde immer gefordert, die Mitarbeiter entsprechend zu bezahlen, und jetzt lässt man uns im Regen stehen“, fasste es der ärztliche Direktor Dr. Olivier Hejl zusammen.

„Krankenhäuser sind aber nicht darauf ausgelegt, Geld zu verdienen“, so der Chefarzt der Inneren Medizin. Noch könne das St.-Franziskus-Krankenhaus die schwierige Situation bewältigen.

Aus Sicht von Bürgermeister Rainer Viehof, der aus „Solidarität mit der Klinik“ bei der Demonstration dabei war, ist das Eitorfer Krankenhaus für die Region unverzichtbar. „Man ist ja froh, hier die Grundversorgung und das Fachpersonal vor Ort zu haben“, betonte er.

Die Absage an Liquiditätshilfen treffe besonders kleine Kliniken, sind sich die demonstrierenden Ärzte einig. Spreche man ihnen auch noch die Spezialisierung ab, so wie in den Krankenhausreformplänen von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach vorgesehen, sehe es auch für das St. Franziskus schlecht aus. „Dann würde viel wegbrechen“, prognostizierte Geschäftsführerin Petra Nöhring.

Demonstration in Eitorf: Verkleinerung der Kliniklandschaft löst keine Personalprobleme

Sterbe das Eitorfer Krankenhaus, der medizinische Versorger an der Oberen Sieg und einer der größten Arbeitgeber, dann müsse auch die Pflegeschule dichtmachen. Aber: „Wir sind hier, wir bleiben hier!“

Das sei man den Patienten in der Region schuldig, versicherte Dr. Jan Kaczmarczyk, Chefarzt der Chirurgie. Alles andere „wäre fatal für die ländliche Bevölkerung“. Schon jetzt gebe es enorme Probleme, in den Unikliniken in Bonn und Köln Betten zu bekommen, müsse ein schwer verletzter Patient aus Eitorf dorthin verlegt werden. Für ein gebrochenes Handgelenk oder eine Blinddarm-Operation, die ein kleines Krankenhaus sehr gut versorgen könne, gebe es kaum Aussicht, wenn die Versorger auf dem Land wegfielen.

Eine Frau mit grauen Haaren steht am Mikrofon und spricht zu den Demonstranten.

Geschäftsführerin Petra Nöhring sprach um 11:55 Uhr zu den Beschäftigten des St. Franziskus Krankenhauses in Eitorf.

Er malte ein düsteres Bild von vielen Rettungswagen, die auf der Suche nach einem Krankenhausplatz durch die Region führen. Durch ortsnahe Krankenhäuser aber könnten lange Wege vermieden werden, argumentierte auch Schulz. „Patienten haben Anspruch auf Qualität, das können auch kleine Krankenhäuser leisten.“ Personalprobleme aber könne man auch durch eine Verkleinerung der Kliniklandschaft nicht lösen, sagte er.

Auch viele Pflegerinnen und Pfleger waren zur Demo gekommen, manche an ihrem freien Tag. Sie hatten noch ein Anliegen, das Beate Koscharre, Anästhesiepflegerin mit 45 Jahren Berufserfahrung, formulierte: „Damit die Patienten mal wissen, wer sie versorgt!“ Während Corona habe man für das Pflegepersonal geklatscht, heute werde nur immer mehr Leistung erwartet. „Manchmal müssen wir uns ganz schön was anhören von den Patienten. Wir sind aber nicht der Fußabstreifer für alle.“

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