Viele alte QuellenKirchengemeinde Rosbach wird 450 Jahre alt

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Superintendent Michael Braun sprach beim Festgottesdienst zu den Gläubigen in der Kirche.

Windeck – Am 30. Mai des Jahres 1571, einem Donnerstag und obendrein dem Feiertag Fronleichnam, fiel die Entscheidung: Die Kirchengemeinde Rosbach trat – bis auf fünf Familien, die beim alten Glauben blieben – zum protestantischen Glauben über. Für die heutigen Protestanten ist das nun der Anlass, 450 Jahre Evangelische Kirchengemeinde Rosbach zu feiern. Sie taten es am Pfingstfest, das unter anderem an die Gründung der ersten christlichen Gemeinde in Jerusalem vor rund 2000 Jahren erinnert.

Der Überlieferung nach war es ein reitender Bote, der dem Pastor Johannes Mittler einen Brief des Windecker Amtsmanns überbrachte. Mittler hatte mit der traditionsreichen Fronleichnamsprozession gerade Hurst erreicht. Der Brief, so heißt es, habe ihn wohl daran erinnert, dass der Landesherr, der Herzog von Berg, die Prozession missbilligte. „Die bisherige katholische Gemeinde Rosbach kehrte am Fronleichnamstage 1571 als Gemeinde der Reformation von Hurst zurück und kann unter Herzog Wilhelm IV., immer mehr durchdrungen von dem evangelischen Geist, dem sie vollen Einlass gewährt hat, im Frieden sich erbauen auf dem Grunde der Apostel und Propheten, da Jesus Christus der Eckstein ist“, wird ein Bericht zum 300. Geburtstag zitiert.

Viele alte Quellen des christlichen Glaubens

Dass der christliche Glaube in Rosbach viele ältere Quellen hat, bezeugt der romanische Taufstein, der bis zu Renovierungsarbeiten vor 50 Jahren im Turmeingang stand. Der Turm selbst stammt aus dem 12. Jahrhundert, während der Kirchsaal zwischen 1763 und 1767 neu gebaut wurde. Aus der Zeit der Reformation ist den Rosbachern ein Kreuz geblieben, das im 16. Jahrhundert entstand, zudem eine Bibel mit der Luther-Übersetzung aus dem Jahr 1555. Aus ihr las Pfarrer Oliver Cremer beim Festgottesdienst vor.

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Das Kreuz in der Rosbacher Salvatorkirche (hinten) und die Lutherbibel stammen aus der Reformationszeit.

Gefördert unter anderem vom damaligen Amtmann von Windeck leisteten sich die Rosbacher Christen ein Jahr nach dem Übertritt zu den Protestanten 1572 eine neue Glocke. Sie hängt bis heute im Kirchturm, während die beiden anderen Glocken im Ersten und Zweiten Weltkrieg für die Herstellung von Kriegsmaterial eingeschmolzen wurden.

An Jubiläen in der Vergangenheit erinnert Oliver Cremer im Vorwort für eine Festschrift, die gerade entsteht. So beschenkte sich die Gemeinde 1871 mit einer weiteren Glocke und einem Kronleuchter, die „den lieblichen Schall und das helle Licht des Evangeliums“ symbolisieren sollten. 1921 wurde die im Ersten Weltkrieg eingezogene Glocke ersetzt, 1946 wurde der „Hillige Kamp“ in Hurst neu gestaltet, wo die damals wachsende Gemeinde 1971 unter anderem am Fronleichnamstag einen Gedenkgottesdienst feierte.

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2021 stehe die Gemeinde anders da, resümiert Cremer. Die Corona-Pandemie schränke das Feiern ein, aber auch ohne dies prägten ein Bedeutungsverlust in der Öffentlichkeit und zurückgehende Mitgliederzahlen mit allen Konsequenzen die Stimmung. Dennoch sei die Gemeinde denen dankbar, „die sich nach wie vor mit Freude und hohen Einsatz, ehrenamtlich und hauptamtlich in ganz unterschiedlichen Bereichen unserer Gemeinde einbringen.“

Zum Festgottesdienst hatte die Rosbacher Gemeinde Michael Braun, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises an der Agger, eingeladen. Der Kirchenkreis reicht bis an die Sieg, weil er sich bis heute an Grenzen aus dem Mittelalter orientiert. Das ehemalige Amt Windeck (später Landkreis Waldbröl) reichte bis an die Agger vor die Tore Gummersbachs. Bei einer Kreisreform 1932 ging es im Oberbergischen Kreis und im Siegkreis auf, dem Windeck und die Gemeinden Dattenfeld und Rosbach zugeschlagen wurden.

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