Der Trauerfeier für den Unternehmer Helmut Schroeder schlossen sich zahlreiche Menschen aus Schladern an.
Letzter WunschTrauerfeier für Helmut Schroeder in Windeck – Letzte Fahrt mit seinem ersten Trecker

Enkel Henrik und Sohn Harald mit Trauerredner Hubert Grunow erfüllen Helmut Schroeders Wunsch - noch eine letzte Fahrt mit seinem ersten Trecker.
Copyright: Sylvia Schmidt
„Meinst du, ich könnte nochmal eine Fahrt mit dem AP 17 Trecker machen“, hatte Helmut Schroeder seinen Enkel Henrik neulich gefragt. Seit der Amputation eines Beines wohnte der weithin bekannte Schladerner Gründer der Renault-Werkstatt Schroeder in einer Senioreneinrichtung. Oft hatten ihn Sohn Harald und Henrik zu Treckerfahrten abgeholt, doch dazu sollte es diesmal nicht mehr kommen. Am 18. Mai ist der 86-Jährige verstorben. Sein Wunsch ging trotzdem in Erfüllung.
In seiner geliebten Werkstatt „Auf der Teichhardt“ bereiteten seine Frau Elke, Sohn Harald mit Henrik, Tochter Anja mit Annalena, Marie, Sophie und Paula ihm einen Abschied, von dem wohl auch zukünftige Generationen in der Familie noch erzählen werden. Was in seinem Leben zählte – Familie, Firma, Fahrzeuge, Freunde und Freude – fand nochmal zusammen.
Familie wollte Abschied, wie Helmut Schroeder gelebt hatte: Voller Lebensfreude
Bis weit in den Firmenhof standen die Menschen, die in der Werkstatt keinen Platz bekommen hatten, dem Ort, wo Schroeder so gerne gelebt und gearbeitet hatte. Auf Wunsch der Familie war auf schwarze Kleidung verzichtet worden. Wie der Verstorbene gelebt hatte, humorvoll und voller Lebensfreude, sollte auch sein Abschied sein.
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Helmut Schroeder 2019/ Repro: Schmidt
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Auf Hochglanz poliert stand hinten in der Werkstatt sein erster Trecker, ein AP 17 der Allgaier Werke aus dem Jahr 1951. Mit seinem Vater Walter hatte der Verstorbene vor vielen Jahrzehnten die Achsen von dessen erstem Auto, einem DKW Reichsklasse, unter dem Hänger verbaut, auf dem nun sein blumenbekränzter Sarg für seine eigene letzte Reise bereitstand.
Am Sarggriff hing sein Kittel mit Porsche-Diesel Emblem, Sonnenhut und auch der Agro-Classic Pokal, den er und sein Sohn 2008 auf dem Nürburgring mit dem Schmuckstück ertuckert hatten, durften nicht fehlen. Im Hintergrund hing die Fahne vom Trecker-Treffen Dattenfeld von der Decke. Die Familie hatte eine Bilderwand mit Fotografien aus seinem Leben zusammengestellt.
Familie Schroeders gehört zu den ältesten aus Schladern
Trauerredner Dr. Hubert Grunow ließ Stationen von Helmut Schroeders Leben Revue passieren. Helmuts Mutter hatte dem Jungen erzählt, seine ersten Atemzüge 1938 hätte er zum Egerländer-Marsch getan, der um sechs Uhr morgens aus dem Radio-Volkslautsprecher erschallt sei. Die ersten Jahre wuchs er in Köln auf. Das tüchtige Unternehmertum lag in der Familie.
Die Familie Schroeder gehört zu Schladerns ältesten, den Grundstein hatte schon Urgroßvater Eduard gelegt, ein Architekt mit Baufirma in Köln. Mit Ansiedlung der Firma Elmore’s in Schladern, erhielten er und sein Partner Jaeger den Auftrag für den Bau mehrerer Industrieschornsteine.
Vorfahren waren aus dem Zarenreich nach Köln geflohen
Weil es in Schladern geeigneten Lehm gab, kaufte Eduard 1889 das gesamte Areal „Im Lehmberg“. Das Baugeschäft Schroeder und Jaeger wurde um die Dampfziegelei und Verblendsteinfabrik in Schladern erweitert. Bis heute prägen imposante Ziegelbauten das Ortsbild. Der Unternehmer selbst baute für sich und seine insgesamt zwölf Kinder aus zwei Ehen eine Villa mit Türmchen oberhalb des Lehmbergs.
Helmut Schroeder ist nicht nur der Enkel von Eduards Tochter Alma. Ihr jüngerer Halbbruder Walter, verheiratete sich später mit Almas Tochter Wera, sein Vater war also zeitgleich auch sein Onkel. Seine Mutter war 1910 in Russland geboren worden, wo ihr Vater eine gute Stelle als Chemiker bei der IG Farben in Iwanowo-Wosnessensk hatte. Nachdem er unverhofft 1914 gestorben war, lernte Almaden Maschinenfabrikant Carl Schweißguth kennen, ihren zweiten Mann.

Oma Alma mit ihren Enkeln Lotte und Helmut. Repro: Schmidt
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Bald mussten sie aus dem einstigen Zarenreich fliehen, als im Zuge Revolution alle Fabrikbesitzer enteignet wurden. Quer durch Russland ging es nach Köln, wo der Schweißguth eine Lohndreschrei gründete.
Helmut Schroeders Vater hatte sich 1930 auf Landmaschinen- und Treckerreparaturen spezialisiert
Später flohen sowohl die Großeltern als auch die junge Familie mit Helmut und seiner Schwester Lotte vor dem Bombenhagel auf Köln nach Schladern in Schroeders Villa, wo weitere Schroeders sich den Platz mit ihren Familien teilten.
Helmuts Vater hatte sich schon um 1930 auf Landmaschinen- und Treckerreparaturen festgelegt. So wie Helmut in der Werkstatt von Kindheit an mit dem Vater schraubte, hielt es später auch Sohn Harald. Nach einigen Umzügen kaufte Helmut Mitte der 1970er Jahre die Werkstatt am heutigen Standort. Er, später auch sein Sohn, bauten die Firma deutlich aus.

Helmut Schroeder 1962, hinter ihm der Firmen-VW seines Vaters. Repro: Schmidt
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Längst wurden auch Autos und Oldtimer repariert. Vor ein paar Jahren wurde der Betrieb von Renault auf Platz fünf von Deutschlands besten Händler gekürt. Vater und Sohn gewannen eine Reise nach Dubai und auf die Seychellen. Großen Anteil am Erfolg hat Schroeders Frau Elke, die noch mit 81 Jahren der Kopf der Familie ist und die Fäden im Büro zusammenhält.
Sohn Harald übernahm die Werkstatt von Helmut Schroeder mit 31 Jahren
Schon früh übernahm Harald Schroeder die Werkstatt vom Vater. Er war 31 Jahre alt und hatte gerade die Meisterprüfung bestanden, als sein Vater im Jahr 2000 den ersten Schlaganfall hatte. Weil er ein Arbeitstier gewesen war, legte seine Frau ein Veto ein. In der Werkstatt war er dann nicht mehr, er bekam eine Trecker-Werkstatt auf dem Gelände eingerichtet.
Ein gemeinsames Projekt war 2003 die Restaurierung des AP 17. „Wir brachten ihn danach auf einem Hänger zum Großglockner und machten dort bei der Weltmeisterschaft den 5. Platz“, bleibt seinem Sohn die schöne Erinnerung. „Wir sind auf diese Weise auch zu Oldtimertreffen an den Bodensee oder zu Messen gefahren.“
Helmut Schroeder war tief mit dem Schladerner Karneval verbunden
Tief verbunden war Schroeder dem Schladerner Karneval, aber auch mit den Gesellschaften der Nachbarorte. Als einzigem Windecker wurde ihm vom Bund deutscher Karneval der in Gold mit Brillanten besetzte Orden verliehen, den selbst im ganzen Rhein-Sieg-Kreis nur vier Leute besitzen.
Dann war es so weit. Stefan Stöcker, ein langjähriger Weggefährte, fuhr mit dem Trecker voraus, gefolgt von Harald und Henrik auf dem AP 17, die langsam den Sarg zum Friedhof fuhren, gefolgt von allen Weggefährten, die in langer Schlange zu Fuß folgten. Die Witwe hatte gerade erst eine Hüft-Operation überstanden, sie wurde im Rollstuhl gefahren.
Auf dem Friedhof spielte das Siegtaler-Bläsercorps nach der Ankunft des Zuges, das Stück, das zur Geburt des Verstorbenen bei seiner Geburt im Radio gelaufen war, den Egerländer Marsch. Beigesetzt ist Helmut Schroeder nun in der Grabstelle, wo einst seine geliebte Großmutter Alma beigesetzt worden war. Sie war 1974 als Schladerns älteste Bürgerin im Alter von 101 Jahren verstorben.