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Vor 50 JahrenWie die IG Greuelsiefen-Dondorf in Hennef ein Bitumen-Mischwerk verhinderte

Lesezeit 3 Minuten
Die Interessengemeinschaft Dondorf-Greuelsiefen, die sich gegen ein Bitumen-Mischwerk gegründet hat, feierte ihr 50-jähriges Bestehen.

Die Interessengemeinschaft Dondorf-Greuelsiefen, die sich gegen ein Bitumen-Mischwerk gegründet hat, feierte ihr 50-jähriges Bestehen.

Statt täglich 500 abfahrender Lastwagen gibt es heute das Naturschutzgebiet Dondorfer See. Die Gründer schafften es, das Bauvorhaben zu verhindern.

Es war wie fast immer: Das Pfingstfest der Interessengemeinschaft Greuelsiefen-Dondorf war regnerisch. Das war es 1976 auch schon, wie der Vorsitzende Peter Auerbach in Erinnerung rief. Es war das erste Bürgerfest, und die Gründer hatten richtig was zu feiern. Denn ihnen war es gelungen, ein Bitumen-Mischwerk zu verhindern, das von bis zu 500 Lastwagen täglich angefahren werden sollte.

Stattdessen gibt es dort in Hennef-Dondorf jetzt ein hochwertiges Naturschutzgebiet, den Dondorfer See. Franz Steinhauers Mutter hatte in der Zeitung von dem Vorhaben gelesen und ihren Sohn darauf aufmerksam gemacht. Nur noch vier Tage Einspruchsfrist blieben. Steinhauer verteilte Zettel in alle Haushalte, formulierte mit Johann Löbach, Büroleiter in einer Rechtsanwaltskanzlei, einen Widerspruch und sammelte Unterschriften.

Die Verwaltung hatte schon grünes Licht für das Werk gegeben, die Entscheidung im Kreis stand an

Die damalige Gemeinde Hennef hatte schon grünes Licht gegeben, die Entscheidung im Kreis stand an. Bei der Anhörung trugen Steinhauer und seine Mitstreiter vier wissenschaftlich fundierte Referate zu den Themen Wetter, Verkehr, Lärm und Umweltverschmutzung vor. Die Ausschussmitglieder waren offenbar baff, sie hatten wohl nicht gewusst oder wissen wollen, wie Auerbach sagt, was ein solches in Landschaft gepflanztes Werk bedeutet.

Lieber Franz, Danke dafür, im Namen aller Einwohner damals und heute.
Peter Auerbach, Vorsitzender der IG Greuelsiefen-Dondorf

Der Ausschuss jedenfalls stimmte geschlossen gegen das Bauvorhaben, die Gemeindeverwaltung in Hennef ruderte zurück. „Lieber Franz, danke dafür, im Namen aller Einwohner damals und heute“, erklärte Auerbach, und das Publikum beim Bürgerfest ehrte den frühen Umweltschützer, der an der Kasse saß und Bons verkaufte, mit lang anhaltendem Applaus. 

Die Geschichte fand ein positives Ende. 1977 begann der Kiesabbau für den Bau der Autobahn 560. Von vornherein war klar, dass im Anschluss die Natur Raum bekommen sollte, verbunden mit Freizeitnutzung. Die wurde später eingestellt und auf den Allner See übertragen. Der war näher dran an der Stadt. Der Dondorfer See wurde zum Naturschutzgebiet umgewidmet und ist heute ein herausragendes Biotop.

Der Dondorfer See entstand nach dem Kiesabbau für die Autobahn 560.

Der Dondorfer See entstand nach dem Kiesabbau für die Autobahn 560.

Dies wird in der kleinen Festschrift eindrucksvoll dokumentiert, mit Bildern von Willi Fuchs aus Geistingen. Dort gibt es auch Abbildungen vom Kiesabbau und von Windsurfern auf dem Wasser des Dondorfer Sees in den ersten Jahren.

Die Unterschriftensammlung am 15. Februar 1975 gilt als Startschuss für die IG. Am 15. Mai fand die konstituierende Sitzung statt, die sich gleich eine Satzung gab. Ihr Ziel hat sie gleich im ersten Jahr erreicht: „Der IG verdanken wir das schöne Naturschutzgebiet Dondorfer See“, lobte Auerbach die Arbeit der frühen Jahre mit langfristiger Wirkung.

Das erste Dorffest, wie gesagt regnerisch, gab es 1976 in Fischer's Scheune. Ein Festausschuss entlastete den Vorstand. Ab 1979 musste ein größerer Platz her, Bennauers Scheune wurde in ehrenamtlicher Arbeit hergerichtet. An der ehemaligen Tankstelle Luxem feierten die Greuelsiefener und Dondorfer im großen Zelt. 1987 erhielt die IG einen eigenen Bolz- und Spielplatz, auf dem heute noch in der Schutzhütte die jährliche Sause läuft.

Franz Steinhauer (l.) war einer der Gründer der IG, der aktuelle Vorsitzende Peter Auerbach überreichte ihm ein Präsent.

Franz Steinhauer (l.) war einer der Gründer der IG, der aktuelle Vorsitzende Peter Auerbach überreichte ihm ein Präsent.

„Für die Zukunft möchten wir die IG im Sinne der Gründer weiterführen, sie der Zeit anpassen, wo nötig, Traditionen waren, wenn möglich, uns für die Belange der Bürger, der Dörfer, für euch einsetzen“, sagte Auerbach in seiner Rede. Dazu gehöre auch der Platz als Spielplatz und als Ort der Begegnung. Den gerade erst gebauten Bouleplatz weihte er anschließend mit Bürgermeister Mario Dahm ein, der die erste Partie für sich entscheiden konnte.

Bürgermeister Mario Dahm (M.) gewann die erste Partie Boule auf dem neu eröffneten Platz gegen den IG-Vorsitzenden Peter Auerbach (r. daneben).

Bürgermeister Mario Dahm (M.) gewann die erste Partie Boule auf dem neu eröffneten Platz gegen den IG-Vorsitzenden Peter Auerbach (r. daneben).

Er hatte zuvor die Arbeit der IG gelobt, deren Gründungsidee er für genau richtig erklärte. Sie habe sich nach geschlagener Schlacht neuen Aufgaben zugewandt, etwa „der Hege und Pflege einer der schönsten Aufenthaltsplätze in der Region“. Er warb für ehrenamtliches Engagement, denn Gesellschaft könne nur funktionieren, „wenn Menschen ein bisschen mehr geben, als sie müssen“.