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Gastro-TippAndrea Primo lässt in Hennef ein Stück Spanien aufleben – Vino, Tapas und Gefühl

4 min
Tapas, ob kalt oder warm, kommen bei „Primo's“ im Minuten-Takt aus der Küche.

Tapas, ob kalt oder warm, kommen bei „Primo's“ im Minuten-Takt aus der Küche.

Im „Primo’s“ in Hennef-Geistingen gilt der Dreiklang Vino-Tapas-Café, Andrea Primo lädt gerade größere Gruppen zur spanischen Reise ein.

„Als ich sechs Jahre alt war, lernte ich Carlos kennen“, erinnert sich Andrea Primo. Da war sie gerade ein Jahr in Deutschland, mit ihren Eltern war sie aus Rumänien gekommen. Damals erhielt sie die erste Dosis Spanien: Carlos’ Mutter Carmen Gonzalez kochte für alle, und das hat sie nicht mehr los gelassen. Noch heute gibt es im „Primo’s“, dem Restaurant von Andrea Primo in Geistingen, Speisen nach Carmens Rezepten. Spanien ist der rote Faden in ihrem Leben.

In der weiterführenden Schule lernte sie Fidel Gonzalez kennen, einen Freund von Carlos. Das Trio, zwei Jungen und ein Mädchen, gründete eine Schulband, der Beginn einer musikalischen Freundschaft, die bis heute hält. Die begabte Andrea musste Querflöte lernen, ihre Eltern waren selbst Musiker und Musiklehrer.

Wir haben viel Geld verdient, es war die geilste Zeit unseres Lebens.
Andrea Primo, Chefin im Primo's

„Das habe ich leider sehr gut gemacht“, sagt Primo. „Mit 17 Jahren erhielt ich ein Sonderbegabungsexamen.“ Ein Jahr lang studierte sie Klavier und Querflöte, bevor sie hinwarf und mit ihren Musikerkollegen nach Spanien ging, um einen Gig nach dem anderen zu spielen. „Wir haben viel Geld verdient, es war die geilste Zeit unseres Lebens“, erinnert sich Primo. 

Zuvor hatte sie schon im „Poco Loco“ in Siegburg beim Karaoke gesungen, beim Wettbewerb lediglich geschlagen vom heutigen Bläck-Fööss-Sänger Mirko Bäumer. Inhaber Uwe Prommer wollte, dass sie für ihn arbeitete. Doch sie lehnte ab. Nach ihrer Rückkehr traf sie ihn wieder, und sie musste ja noch ein bisschen Geld verdienen. Also sprang sie ins Gastronomie-Geschäft.

Andrea Primo hat am Geistinger Platz in Hennef vor zehn Jahren ein Restaurant mit spanischer Küche eröffnet.

Andrea Primo hat am Geistinger Platz in Hennef vor zehn Jahren ein Restaurant mit spanischer Küche eröffnet.

Ihr erster Arbeitstag war Heiligabend. „Ich dachte, es wird ein lazy Abend, aber dann kamen 250 Gäste.“ Sie blieb, irgendwann ermöglichte Prommer ihr die Ausbildung zur Fachfrau für Systemgastronomie. Sie baute das „Poco Loco“ an den Kölner Ringen mit auf, bildete sich gerade in Bar- und Cocktailwettbewerben weiter, verschaffte dem „Poco Loco“ in der Düsseldorfer Altstadt nach eigenen Angaben ein Umsatzplus von 70 Prozent.

Ganz ohne Gastro schaffe ich es nicht.
Andrea Primo, Gastronomin aus Berufung

Und doch sollte es noch weitere Stationen vor dem eigenen Lokal geben. In Düsseldorf gründete sie eine Event-Agentur, lernte ihren späteren Mann kennen und wurde schwanger. Deshalb verkaufte sie die Agentur, arbeitete bei einer großen deutschen Privatbank. Doch es zog sie zurück in den Rhein-Sieg-Kreis. Bei einem Auftritt auf dem Siegburger Stadtfest begegnete sie erneut ihrem Mentor Prommer. „Ganz ohne Gastro schaffe ich es nicht“, stellte sie damals fest. Das „Poco Loco“ in Troisdorf-Spich war für anderthalb Jahre die nächste Station.

Ihre Freunde Carlos und Fidel Gonzalez machten ihr dann klar: „Du musst dich selbstständig machen.“ Das passte zu ihrem eigenen Gedankenkosmos. „Wenn ich es bis 40 nicht geschafft habe, dann mache ich es nie.“ Sie war 39, als sie das schnuckelige Fachwerkensemble am Geistinger Platz fand. „Das ist mein Laden“, war sie schnell sicher.

Nach dem Tex-Mex in den anderen Restaurants konnte sie jetzt mit spanischer Küche Gas geben. Empanadas, Albondigas, Paella, die Rezepte, die sie bei Carmen gelernt hatte, setzt sie seither in ihrer eigenen Küche um. „Wir machen mit unseren Gästen, gerade in größeren Gruppen, die spanische Reise“, erklärt die heute 49-Jährige.

Für Andrea Primo, aus Rumänien nach Deutschland gekommen, ist Spanien der rote Leitfaden ihres Lebens.

Für Andrea Primo, aus Rumänien nach Deutschland gekommen, ist Spanien der rote Leitfaden ihres Lebens.

Viele kennen die kleinen Gerichte der Spanier nicht. Primo lässt erst kalte Tapas servieren: Boqerones en vinarge (Sardellen in Essig, Öl und Knoblauch 5,70 Euro). Manchego (5,50 Eur0), Chorizo (5,50 Euro), Serrano (9,70 Euro) und Oloven (4,90 Euro). In den Geschmacksrichtungen geht es quer durch die Iberische Halbinsel. Und weiter geht es zu den Kanaren mit Papas arrugadas con mojo verde, den kanarischen Kartoffeln mit Meersalz (5,10 Euro), oder Albondigas, Hackfleischbällchen in Tomatensauce (6,40 Euro).

Die Küche ist vegetarisch und vegan, andalusisch und galizisch

Die Küche bietet Fisch, Fleisch, vegetarisch und vegan, galizisch, andalusisch, Valencia. An großer Tafel, das ist ihr am liebsten, wird kommunikativ gespeist. Große Gruppen sind ihr Steckenpferd. „Mutti macht das schon, mein Haus ist dein Haus“, ist das Motto. Wärme und Gastfreundschaft sind ihr wichtig. Das setzen ihre 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter um, haben es von ihr gelernt. „Das sind alles meine Kinder“, schwärmt sie.

„Wir versuchen, so viel wie möglich regionale, hochwertige und frische Produkte zu verarbeiten, die Oliven legen wir selber ein.“ 75 Sitzplätze gibt es in dem heimeligen Gastraum, dazu kommen bei gutem Wetter 100 Plätze auf der Terrasse. Im Dezember gibt es wieder den Weihnachts-Jam als Mitsing-Konzert, Karaoke läuft alle drei Monate, Sommer-Open-Air macht sie genauso wie Live-Auftritte, Vernissagen und Lesungen: „Das ist für mich kein Beruf, das ist eine Berufung.“