Auf StreifzugKater „Choki“ sucht nach dem Tod seines Herrchens Liebe im Hennefer Rathaus

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Ein schlafender Kater liegt auf einem grünen Sessel.

Der Chippendale-Sessel ist der standesgemäße Ruheplatz für Choki. Das Möbelstück stand früher im Büro der Pressestelle, heute im Büro von Patrick Huhn.

Kater „Choki“ ist im Rathaus und vielen Gastro-Betrieben in Hennef gern gesehener Gast. Dabei ist der Grund seiner Streifzüge ein trauriger.

Jeden Tag kommt Choki ins Rathaus. Dort macht er für gewöhnlich und das ist kein billiger Beamtenwitz ein Schläfchen. Choki gehört weder zum Personal noch zu den üblichen Besuchern. Bei Choki handelt es sich um einen Kater.

Für die Mitarbeiterinnen an der Empfangstheke ist der Gast mit dem weißen und getigerten Fell längst ein gewohnter Anblick. „Der kommt immer durch das Hauptportal herein“, berichtet Maria Glynn. „Raus will er durch die Seitentür, dann aber nur mit Begleitung.“ Bisweilen erledigen das abends die Reinigungskräfte.

Einmal musste Kater Choki aus dem Hennefer Rathaus getragen werden

Meistens bleibt Choki für ein paar Stunden. „Früher kam er zu uns“, sagt Mira Steffan. Im Büro der Stadtsprecherin stand der Chippendale-Sessel, den die Kollegin Nadine Letocha mitgebracht hatte, als sie 2018 in der Pressestelle anfing. Der „King“, wie Choki auch genannt wird, wählte das mit dunkelgrünem Samt bezogene Möbelstück als seinen Thron aus. Auf dem komfortablen Sitzkissen zwischen den schützenden Armlehnen schlummert er am liebsten.

Eine Katze läuft über die Flure des Rathauses.

Über die Flure des Hennefer Rathauses streicht Choki bei seinen Besuchen gern.

Mittlerweile steht der grüne Sessel bei Patrick Huhn. „Die Katze sucht sich ein ruhiges Plätzchen“, sagt der Ehrenamtskoordinator. „Wenn sie gestreichelt werden will, kommt sie zu mir an den Schreibtisch.“   Höchste Vorsicht ist dagegen geboten, wenn man den King   unaufgefordert krault. Im Rathaus wird vorm Streicheln gewarnt: Der schlage auch schon mal zu, heißt es. „Es kommt auf seine Tagesform an“, weiß Maria Glynn, „er kann garstig sein.“

Indes geht nicht alles nach seiner Nase. Einmal endete Chokis Aufenthalt im Rathaus abrupt. „Wir hatten Feueralarm, da habe ich ihn rausgetragen“, erzählt Huhn. Inzwischen besucht der Kater nicht nur den 30-Jährigen, sondern strolcht auch über die anderen Flure auf der Suche nach offenen Türen. Am Dienstagmorgen wurde er von Glynn vor der IT-Abteilung gesichtet.

Kater Choki besucht gerne die Cafés und Restaurants in Hennef

Huhn vermutete ihn hingegen im Sozialamt. Dass Choki auf jeden Fall mal wieder im Rathaus gewesen ist, kann Mahscid Navartchi mit Gewissheit sagen. „Ich bin die Katzen-Omi“, erklärt sie und zeigt ihr Smartphone. Choki trägt ein Halsband mit GPS-Tracker. „Vor fünf Minuten verlassen“, zeigt das Display am Standort Rathaus an.

Möglicherweise ist Choki gerade in einem der Geschäfte an der Frankfurter Straße, auch in der Kreissparkassen-Filiale schaut er gern vorbei. Hin und wieder bekommt Mahscid Navartchi einen Anruf, man möge das Tier abholen.

Ein Mann streichelt eine Katze. Er hält sich mit einer Hand am Treppengeländer fest.

Streicheleinheiten von Ehrenamtskoordinator Patrick Huhn.

Der Katzen-Omi, die das Delikatessen-Lokal „Knofi & Co“. führt, stattet der Kater ebenso Besuche ab wie der Katzen-Mama Saghar Kheradpajouh im Café & Restaurant „Omelett“. „Ich habe ihn auf der Straße gefunden, da hat er 700 Gramm gewogen“, erzählt die 42-Jährige, wie sie bei einem Aufenthalt im Iran an Choki gekommen ist. Mit allen Impfungen und Papieren versehen, brachte sie die „Perserkatze“ mit nach Deutschland. In diesem Monat wird Choki elf Jahre alt.

Nach dem seines Herrchens sucht Kater Choki Liebe im Rathaus

Dass der Kater auf seinen Streifzügen öfter die Frankfurter Straße überquert, bereitet der Halterin wenig Sorgen. „Er ist sehr, sehr schlau. Wie ein Mensch guckt er nach links und rechts. Nur, wenn keiner kommt, läuft er über die Straße.“ Auslöser der regelmäßigen Besuche bei der Stadtverwaltung war eine traurige Geschichte.

Ihr Mann und Choki seien beste Freunde gewesen, sagt Mahscid Navartchi. Die beiden hätten sogar zusammen zu Mittag gegessen, sie zeigt ein kurzes Video. „Seit mein Mann vor viereinhalb Jahren gestorben ist, geht Choki ins Rathaus, er sucht Liebe.“

Was auch immer   ihn ins Behördengebäude zieht die Suche nach   vertrauten Menschen, Streicheleinheiten oder der samtene Thron, Choki kennt   kein Wochenende. So gibt es Bilder, auf denen er samstags oder sonntags vor der geschlossen Schiebetür sitzt und darauf wartet, hereingelassen zu werden.

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