Unkenrufen zum TrotzJosef und Katharina Deurer aus Hennef feiern Gnadenhochzeit

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Gnadenhochzeit: 1952 haben sich Katharina und Josef Deurer das Jawort gegeben.

Hennef – In der Verwandtschaft gab es zu Beginn pessimistische Stimmen: „Ihr bleibt nicht lange zusammen“, hieß es sogar – welch grobe Fehleinschätzung! Katharina und Josef Deurer haben die Unkenrufe widerlegt. Die 90-Jährige und der 92-Jährige aus Hennef hatten am Dienstag ihren 70. Hochzeitstag.

Ob Korea, Japan, Israel, Bolivien, Venezuela, Thailand, Singapur, Mexiko oder die USA – Urlaubsfotos aus fast aller Herren Länder füllen mehrere Alben. Das Gnadenhochzeitspaar kann von sich behaupten, in der Welt herumgekommen zu sein.

Nur mit Australien und Neuseeland habe es nicht mehr geklappt, berichtet Josef Deurer und zeigt dann Bilder vom Hausbau. „Ich habe alles selber gemacht“, sagt er, und Katharina Deurer bestätigt: „Ich habe einen fleißigen Mann, den hätte ich nie getauscht.“

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Im Jahr 1959 unternahmen die Eheleute ihre erste Urlaubsreise. Es ging auf die Balearen-Insel Mallorca.

Zwei Häuser errichtete Deurer in Lohmar. Handwerkliches Geschick hatte er schon als Jugendlicher bewiesen. Bei seinem Großvater lernte er, wie man Holztreppen baut. „Das konnte ich schon mit 14, 15 Jahren“, erzählt er und dass er einmal anderthalb Jahre lang eine große, sich teilende Treppe in einer 84-Zimmer-Villa in Köln-Marienburg gebaut habe. Später sattelte Deurer um und verbrachte die zweite Hälfte seines Berufslebens in der Siegburger Stadtverwaltung, zuletzt als Hauptsachbearbeiter.

Ein Unfall setzte ihn für drei Jahre außer Gefecht

Zwischenzeitlich gab es einen Schicksalsschlag. „Drei Jahre war ich außer Gefecht“, berichtet der Senior von den Folgen eines Verkehrsunfalls am 6. Oktober 1966. Dass er überlebte, hätte damals viele gewundert.

„Er hat sich nicht hängenlassen“, sagt die Ehefrau, die nach der Hochzeit ihre Arbeit bei Dynamit Nobel aufgeben hatte und sich danach um den Haushalt und die Kinder, eine Tochter und einen Sohn, kümmerte.

Die Erinnerungen an die ersten Ehejahre in der Fünfzigern sind geprägt von den seinerzeitigen Entbehrungen. „Wir waren bettelarm“, sagt Josef Deurer. In Lohmar wohnte das junge Paar in nur einem Zimmer, das Bett hatte eine durchgelegene Matratze, und wenn am frühen Morgen das erste „Luhmer Grietche“ vorbeiratterte, war es für ihn höchste Zeit, aufzustehen und zur Arbeit zu gehen.

Sonntäglicher Frühschoppen war tabu

„Ab und zu mal hatte man ein paar Groschen für ein Glas Bier zu trinken“, erzählt Deurer, weiß aber auch noch genau, dass er sonntags nicht zum Frühschoppen durfte: „Dann bekam ich mittags nichts mehr zu essen.“

Vor 29 Jahren zogen die Eheleute nach Hennef. Im Zentralort haben sie sich eine Eigentumswohnung zugelegt. Zur Dekoration zählen mehrere Puppen, Katharina Deurer hatte mal eine umfangreiche Sammlung. Heute sieht sich die Seniorin viel im Fernsehen an, während er regelmäßig die Tageszeitung und darin vor allem die Kommentare liest. „Das lasse ich mir nicht nehmen“, sagt Josef Deurer, der sich außerdem „um alles“ in dem Mehrparteienhaus kümmert.

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Zum Fitnessprogramm gehört das Frühstück: Täglich außer sonntags gehen sie dafür in ein knapp 500 Meter entferntes Café. Eine Bestellung müssen sie dort seit langem nicht mehr aufgeben, „die wissen schon, was wir wollen“. 

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