Hanfer Demeter-HofHennefer Landwirt gibt Einblick in die nachhaltige Landwirtschaft

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Beim Rundgang mit Bauer Schmitz wurden draußen auf dem Feld die Kuhfladen ganz genau inspiziert. 

Hennef – Auf dem Land leben, Gemüse anbauen, sich selbst versorgen können. Der Lebensentwurf ist beliebt, doch so einfach und romantisch verbrämt ist es nicht mit der ökologischen Landwirtschaft. Bauer Bernd Schmitz zeichnete beim Hofrundgang ein spannendes Bild, und hielt mit Kritik an der industriellen Landwirtschaft nicht hinterm Berg. Zuhörer hingen dem 57-Jährigen förmlich an den Lippen. „Natur nutzen ohne auszunutzen“ lautet das Credo auf dem vom Naturschutzbund (Nabu) als schwalbenfreundlich ausgezeichneten Hanfer Demeter-Hof. 85 Hektar bewirtschaften Schmitz und Ehefrau Natalie Fehling (52) mit den fünf Kindern.

Mehr als 800 Kilo schwer war Zuchtbulle „Harribo“ am vergangenen Samstagvormittag der Star der informativen Rundwanderung über Höhen und Wiesen mit üppig wachsenden Kleepflanzen, vorbei am Staatswald mit toten Buchen und Fichten, durchs Tal samt Wildschweinsuhle, Bachlauf und moorigem Untergrund. Sicherheitsschuhe – in jedweder Ausführung – waren durchaus gefragt.

Auf einem großen Feld bewirtschaften rund 150 Mitglieder der Hanfer Solidargemeinschaft üppig bestückte Gemüsebeete: Kartoffel, verschiedene Salate, Kürbisse und Zucchini sowie Lauch und Buschbohnen gedeihen dort. Ein in diesem Jahr neu errichteter Folientunnel ist Revier der frisch aus der Taufe gehobenen „Tomatengruppe“.

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Frisch vom Feld: Juliane Breuchhofer freut sich über frischen Salat. 

Unabhängig vom eigenen Engagement beim Einpflanzen, bei Pflege oder Ernte, erhalten die Mitglieder ein wöchentliches Kontingent. Inzwischen gibt es, neben dem Hanfer Hof, Ausgabestellen in Hennef und Eitorf.

„Produktion findet nicht in der Fabrikhalle statt, sondern in der Natur.“ Am Beispiel einer Kleewiese, bevölkert von zahllosen Grashüpfern, Misthaufen in verschiedenen Reifestadien sowie kapitalen Kuhfladen auf der Wiese konnten sich die Besucher ein Bild davon machen, was das heißt. Der Effekt von Weidehaltung: 100 Kilogramm Insektenmasse, „in jedem Fladen ist »Karl der Mistkäfer« unterwegs“.

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Solche Karlchen-Brigaden futtern sich durch, sorgen für eine gute Belüftung der Hinterlassenschaften von 47 Holsteinern und nochmal so viel Nachwuchs. Am Ende wächst Gras drüber und – im Gegensatz zu auf Feldern ausgebrachten Gülle – entstehe kein durch die Vermischung von Harn und Kot verursachtes Ammoniak-Emissionsproblem.

„Landwirtschaft soll insektenfreundlich sein, aber eben auch ein Einkommen erzielen“, ist der Bauer überzeugt. Für ihn sind Klimaschutz, Nachhaltigkeit und auskömmliches Einkommen keine sich gegenseitig ausschließende Begriffe.

Doch Gehör zu finden sei schwer, auch weil der Wille der Politik fehle. „Wir sind völlig auf dem Irrweg, wenn wir meinen, alles in der Landwirtschaft mechanisch regeln zu können. Es ist ganz schwierig, gegen die Industrielobby anzukommen.“  

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