ImpfgegnerDemonstrationen neun Rhein-Sieg-Kommunen – Polizei ermittelt

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Eitorf_Markt_Demo

Auch auf dem Eitorfer Marktplatz demonstrierten am Montag Impfgegner.

Rhein-Sieg-Kreis – In neun Kommunen des Kreises finden inzwischen Demonstrationen mit Teilnehmern statt, die sich gegen Impfungen und Corona-Maßnahmen wenden. Bei fünf Veranstaltungen in Siegburg, Troisdorf, Eitorf, Niederkassel und Königswinter besteht derzeit nach Angaben der Polizei der Verdacht auf nicht angemeldete Versammlungen. In Troisdorf beteiligten sich etwas weniger als 100, in Siegburg etwas mehr als 100 Menschen, die in den Fußgängerzonen unterwegs waren.

„Die Gleichheit des Verhaltens der Akteure – kein Rufen von Parolen, kein Mitführen von Spruchbändern, kein Ansprechen der Innenstadtbesucher, Einhaltung von Mindestabständen, keine Möglichkeit zur Identifizierung eines Leiters – deutet auf Absprachen im Vorfeld der Veranstaltung und den Demonstrationscharakter hin“, teilte die Stadt Siegburg mit.

In Eitorf begleitete die Polizei etwa 50, in Niederkassel gut 30 Bürgerinnen und Bürger. Alle Veranstaltungen seien störungsfrei verlaufen, sagte Polizeipressesprecher Stefan Birk: „Die Teilnehmer geben sich allergrößte Mühen, damit die Polizei nicht einschreitet.“ In Königswinter trafen sich ebenfalls am Montagabend 25 bis 30 Menschen zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Da die Veranstaltung nicht angemeldet war, hat die Polizei ein Strafverfahren gegen Unbekannt wegen des Verstoßes gegen das Versammlungsgesetz eingeleitet.

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In Neunkirchen-Seelscheid, Much und Windeck sind dagegen Veranstaltungen angemeldet worden, mit eindeutigem Corona-Bezug. In Hennef gingen am Donnerstag „Spaziergänger“ um das Rathaus. Als Reaktion darauf hat die Links-Jugend für diesen Donnerstag eine Versammlung unter dem Motto „Impfen – der einzige Weg aus der Pandemie“ angemeldet.

Eitorfs Bürgermeister Viehof kritisiert fehlende Gesichtsmasken

In Eitorf sprach Bürgermeister Rainer Viehof die „Spaziergänger“ an, als sie mit Kerzen die Treppen zum Rathaus hinaufstiegen. Er hatte sich zuvor auf den Marktplatz gesetzt und den Tross beobachtet, der hinter einem Paar mit Beleuchtung herging. „Ich weiß nicht, ob überhaupt jemand einen Mundschutz trug“, berichtet der Bürgermeister im Gespräch mit dieser Zeitung.

Er habe wissen wollen, was das für Menschen seien, welche Motivation sie hätten , und habe sie angesprochen. Man gehe nur spazieren, sei die Antwort gewesen. „Ich habe ihnen gesagt, wenn sie etwas zum Impfen sagen möchten, wäre das jetzt doch der richtige Zeitpunkt.“ Erst dann sei er ins Gespräch gekommen, „man hat schon gemerkt, dass es einigen unter den Nägeln brannte, darüber zu reden“, so Viehof.

„Ich habe denen gesagt, dass wir beim Impfen in den Bereich der 80 Prozent kommen müssen, damit wir Herdenimmunität bekommen. Und ich habe gesagt: Wir machen das doch für Sie, Sie gehören zu der Gruppe, die nachher mit großer Wahrscheinlichkeit ins Krankenhaus eingeliefert werden muss.“

Er habe das Auftreten als „Schlag ins Gesicht“ für die Eitorfer Impfaktionen und für all diejenigen empfunden, die im Gesundheitswesen arbeiteten und versuchten, die schwer an Covid-19 Erkrankten am Leben zu halten.

Viehof fordert polizeiliches Einschreiten

„Kategorisch ablehnend“ sei die Haltung seiner Gesprächspartner gewesen, einige hätten sich abgewendet und seien gegangen. Insbesondere als er mitteilte, dass die Veranstaltung hätte angemeldet werden müssen. „Es war ja klar eine politische Willensbekundung, es waren auch Leute mit Transparenten von der »Basis« da.“

Als Mitlaufen im Schutze der Anonymität schätzt er den „Spaziergang“ ein. Die Teilnehmer wollten zwar ein Zeichen setzen, aber unerkannt bleiben und nicht verantwortlich sein. Deshalb habe er ein Schreiben an Landrat Sebastian Schuster aufgesetzt: „Ich will, dass die Versammlung aufgelöst wird, wenn die wieder unangemeldet kommen.“  

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