Kampf gegen SperrungEitorfer Bürgermeister möchte Siegtalstraße wieder öffnen

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Den Schaden begutachteten Bürgermeister Rainer Viehof (links) und der Waldbesitzer Peter Könsgen.

Den Schaden begutachteten Bürgermeister Rainer Viehof (links) und der Waldbesitzer Peter Könsgen.

Eitorf/Hennef – Die Leitplanke an der Landstraße ist an mehreren Stellen eingedrückt, Bäume stehen schief im Hang. Schleifspuren, abgerutschte Erde, umgehebelte Wurzelteller, ein durchbrochener Sicherungszaun, Stein- und Eisbrocken auf der Fahrbahn. Obwohl die bei dem heftigen Schneefall am 24. Januar umgestürzten Bäume von der Straße geräumt wurden, wirkt der Abschnitt der L 333 zwischen Eitorf-Bach und Hennef-Stein verwüstet. Bis September soll die Strecke daher gesperrt bleiben. Das hatte der Landesbetrieb Straßen mitgeteilt.

Die umgekippten Bäume hätten die Schutznetze und Fangzäune entlang der Straße beschädigt und das Böschungsgefüge des Steilhangs gelockert, erläutert dazu Henrike Langen vom Landesbetrieb Straßen NRW. Diese Schäden müssten behoben und die Schutzzäune hergerichtet werden, bevor die Straße wieder befahren werden könne. Dafür seien umfangreiche Vorarbeiten und statische Berechnungen erforderlich.

Eine Drohne zur Vermessung

Ein Gutachter war schon da. Weil das Gelände unwegsam ist, wurde eine Drohne zur Vermessung und Untersuchung eingesetzt. Erst wenn die Untersuchungen, Planungen und Vorarbeiten abgeschlossen seien, könne an der L 333 gearbeitet werden, betont Langen. „Das kann ich so nicht stehen lassen“, entgegnet der parteilose Eitorfer Bürgermeister Rainer Viehof.

Mit dem E-Scooter ist er die Strecke abgefahren und hat Fotos und Videos gemacht. Auch will er eine Drohne über den Hang schicken, um sich ein Bild von dem Schaden zu machen. Mit entsprechenden Sicherungsmaßnahmen, so sagt er, müsse es doch möglich sein, die viel befahrene Strecke zumindest einspurig mit einer Ampellösung wieder zu öffnen.

Ausbau unmöglich

Die Landesstraße 333 ist schmal, an manchen Stellen misst sie laut Bürgermeister Rainer Viehof nur etwa 7,50 Meter in der Breite. Das ist ein Problem für den Schwerlastverkehr, der ebenso zunehme wie die Zahl der Berufspendler auf der wichtigen Verkehrsachse zwischen Hennef und Eitorf.

Die Straße, die zwischen steilen Hängen und der Sieg verläuft, sei dafür jedoch nicht ausgelegt. „Das Land hätte längst anders planen müssen“, sagt Viehof. Eine Verbreiterung der Straße sei unmöglich: „Das Siegtal würde Schaden nehmen, wenn die Strecke ausgebaut würde.“

Den schweren Hangrutsch, der die derzeitige Sperrung verursachte, nimmt er zum Anlass, eine Umgehung ins Spiel zu bringen. „Wir brauchen eine leistungsfähige Bundesstraße zur A 560, die das Siegtal umgeht. Dabei sollten wir die geplante Ortsumgehung Uckerath in diese Lösung einbinden. So können wir auch den Anrainern Vorteile bieten.“ In Hennef-Greuelsiefen seien die Bürgersteige so schmal, dass es gefährlich sei, wenn die Lastwagen vorbeidonnerten. (seb)

Derzeit ist für Autofahrer und den Schwerlastverkehr, der die Siegtalstrecke viel nutzt, auf Hennefer Seite an der Ortsausfahrt des Dorfs Stein Schluss. Durch das Örtchen Adscheid zwängen sich dann die Lkw; wer frühzeitig auf die Vollsperrung reagiert, weicht über Uckerath aus.

Die Uckerather warnen allerdings schon seit Jahren vor einem Verkehrskollaps und fordern eine Umgehung. Wer diese Route nimmt, muss entweder weiträumig über die B 8 oder durch Süchterscheid hinunter nach Bach oder durch das Krabachtal nach Eitorf über schmale Straßen fahren, die nicht für so viel Verkehr ausgelegt sind.

Keine langfristige Lösung

Das sei absolut keine Lösung, sagt Viehof. „Wenn man den Hang von gefährlichen Steinen befreit und lose Bäume herunterholt und abtransportiert, dann kann ja nichts mehr rutschen.“ Die einbetonierten Pfeiler für den Fangzaun stünden noch, da ließe sich schnell eine Sicherung einziehen.

Natürlich müsse man genau überprüfen, ob die Landesstraße verantwortungsvoll geöffnet werden könne. Aber einfach eine Sperrung über viele Monate anzuberaumen, ohne sie „belastbar zu hinterlegen“, das will Viehof nicht akzeptieren. „Ich will ein Treffen vor Ort, mit Vertretern des Landesbetriebs und des Verkehrsministeriums.“

Auf Landesebene

Eine kleine Anfrage hat die SPD-Landtagsabgeordnete Susana dos Santos Herrmann gestellt, die im NRW-Verkehrsausschuss sitzt. Nach einem Hinweis der Eitorfer SPD-Fraktionschefin Sara Zorlu und des sachkundigen Bürgers Arne Loevenich wandte sich die Kölner Abgeordnete an die Landesregierung. Sie möchte wissen, ob eine einseitige Nutzung der Fahrbahn während der Baumaßnahme möglich sei.

Auch eine Einbahn-Lösung sei denkbar, so dass der Verkehr auf der L 333 morgens in die eine Richtung und abends in die andere fahren könnte. „Da es sich um eine wichtige Hauptverbindungsstrecke zwischen Eitorf und Hennef/Siegburg/Bonn handelt, ist eine Vollsperrung nur schwer tragbar und auch für die Menschen der Ausweichstrecke äußerst störend“, teilt dos Santos Hermann mit. „Dass hier eine Gefahrensituation beseitigt werden muss, ist selbstverständlich und richtig. Die Verantwortlichen haben uns aber zugesichert, dass die nötigen Arbeiten schnellstmöglich ausgeführt werden“, sagt CDU-Kreistagsmitglied Andreas Sonntag aus Eitorf. Auf seinen Hinweis hin soll bereits weit vor der Sperrung auf der Autobahn 560 eine Umleitung ausgeschildert werden. (seb)

In einem Waldweg an der Landesstraße steht Peter Könsgen mit Trecker und Axt und begutachtet den Schaden. Rund 10 000 Quadratmeter Wald besitzt er hier am Hang an der L333, die angrenzenden Flächen an der Straße gehören seinem Nachbarn und seinem Neffen. Vor etwa 20 Jahren kaufte der heute 80-Jährige aus Bülgenauel das Waldstück „als Hobby“ – nun muss er gesplitterte, abgerutschte und entwurzelte Bäume wegschaffen. Aus acht Metern von der Straße hoch in den Hang hole der Landesbetrieb die umgestürzten Bäume heraus, weiter oben muss Könsgen das erledigen.

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Mit Steigern werde er das wohl machen müssen, Maschinen könnten in den steilen Hang nicht vordringen. Das Fällen der schiefen und nicht mehr standsicheren Bäume sei gefährlich. Häufiger schon seien bei Unwettern Bäume umgestürzt, aber nie in einem solchen Ausmaß, sagt der Waldbesitzer. „Durch die Trockenheit sind die kleinen Wurzeln kaputt gegangen, der Boden ist ja in anderthalb Metern Tiefe hart wie Beton.“ Nun wurzelten die Bäume, die zum Teil mehr als 100 Jahre alt sind, nicht mehr fest. „Wenn etwas auf die Straße hinunter fällt, ist man in der Pflicht.“

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