KlimawandelSo wappnen sich die Kommunen in Rhein-Sieg gegen Rekordhitze

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Kinder spielen bei Niedrigwasser an der Siegmündung. Breite Kiesbänke zeigen den niedrigen Wasserstand, Bäume geben Schatten.

Kühle Orte gewinnen bei sommerlicher Hitze immer mehr an Bedeutung.

Trockenheit und extreme Temperaturen gab es in den vergangenen Jahren auch in der Region. Die Städte und Gemeinden reagieren. 

Im Süden Europas stöhnen die Menschen unter unbarmherziger Hitze, dort werden die Temperaturrekorde gebrochen, wüten Waldbrände. Aber auch die Region hat in den zurückliegenden Jahren einen Vorgeschmack darauf bekommen, welche Folgen Klimawandel und steigende Durchschnittstemperaturen haben können. Was tun Kommunen, um die Menschen zu schützen? Wir haben Beispiele gesammelt.

Hennef und Siegburg gehören zu den Kommunen, die mit der Aufstellung eines solchen Planes begonnen haben. Erfasst wird zunächst der „Ist“-Zustand: Wo ist es besonders heiß, wo gibt es Schatten und „kühle Orte“? Wo strömen Wind und kühle Luft, wo stehen Gebäude im Weg?

In Bad Honnef haben im vergangenen Jahr 140 Schülerinnen und Schüler des Siebengebirgsgymnasiums und des Gymnasiums Hagerhof die Hitzeverteilung untersucht. Um bis zu zehn Grad lagen die Temperaturen auf den „Hitzeinseln“ – Flächen mit dichter Bebauung und wenig Grün oder Wasser – über der in Parks, Stadtwald oder Insel Grafenwerth.

Siegburg warnt städtische Kitas

Viele Kommunen haben in der Stadtverwaltung verantwortliche Personen benannt, die sich um die Klimafolgenanpassung kümmern. Die Stadt Siegburg hat als ersten Schritt des Planes im Juni ein Warnsystem eingeführt.

Über die städtischen Social-Media-Kanäle und den Newsletter werden Hitzewarnungen des Deutschen Wetterdienstes veröffentlicht; die städtischen Kitas erhalten diese Information direkt. Für Risikogruppen wie Senioren gibt es Vorträge mit Tipps zum Umgang mit der Hitze.

Bäume und Sonnensegel geben Schatten

Die Bedeutung von Sonnenschutz haben nicht nur die Hautärzte erkannt. „Erhalt und Schaffung von Schattenplätzen an wichtigen Fußgängerwegeverbindungen in der Innenstadt“ stehen beispielsweise als Vorhaben im Klimaschutzkonzept der Stadt Siegburg. Beim Pflanzen von Bäumen am Michaelsberg sei auf Sorten mit einer besonderen Hitzeresistenz geachtet worden, teilte Sprecherin Kira Haasbach mit.

Ein Babybecken wird von einem Sonnensegel vor zuviel UV-Strahlung und Hitze geschützt.

Planschen im Schatten: Das Babybecken im Troisdorfer Aggua-Freibad.

In Hennef werden mit 61.000 Euro Fördergeld vom Land ähnlich hitzetaugliche Bäume auf Schulhöfen gepflanzt. Das Projekt „Coole Schulhöfe“ sieht zudem vor, 700 Quadratmeter versiegelte Fläche zu entsiegeln und zu begrünen. 50.000 Euro hat der Stadtrat für neue Bäume bereitgestellt. Im Troisdorfer Aggua-Freibad erhielt das neue Baby-Planschbecken ein Sonnensegel.

Zwischen 2023 und 2027 stehen jährlich 300 000 Euro im städtischen Haushalt, um 1000 neue Bäume in Troisdorf zu pflanzen – entweder als Neupflanzung oder als Ersatzpflanzung für Bäume, die an anderer Stelle gefällt werden müssen. „Wir arbeiten an einer Vorlage, was kurzfristig zu machen ist“, sagte Ulrike Tesch, Leiterin des Amts für Klima- und Umweltschutz.

Abkühlen im Museum, Kino oder am Michaelsberg

Viel Geld nimmt die Stadt Troisdorf in die Hand, um den Burggraben der Burg Wissem und den Waldpark mit seinen Teichen als natürlichen „kühlen Raum“ zu erhalten. Auf die Suche nach solchen Orten machen sich auch die Seniorenbeauftragten bei ihren regelmäßigen Rundgängen durch die Ortsteile.

In Lohmar sammelt die Stadtverwaltung Vorschläge für einen Eintrag in die Lohmar-App. Siegburg nennt neben dem Michaelsberg Friedensplatz, alter Friedhof, Mühlengraben. Empfohlene „kühle Orte“ sind Bibliotheken, Museen, Kinos und nicht zuletzt Einkaufszentren.

Hennef nimmt Trinkbrunnen in Betrieb

In nahezu allen Kommunen des rechtsrheinischen Rhein-Sieg-Kreises gibt es „Refill“-Stationen, also zum Auffüllen. In öffentlichen Gebäuden wie Rathäusern und Bibliotheken oder in Geschäften können mitgebrachte Trinkflaschen kostenlos aufgefüllt werden.

In Hennef wird in der kommenden Woche ein öffentlicher Trinkwasserbrunnen eröffnet, in Siegburg stehen 5000 Euro im „Bürgerbudget“ für die noch zu realisierende Installation eines Trinkwassersprudlers auf dem Markt.

Nach Problemen mit der Wasserqualität wurden drei Trinkbrunnen in Troisdorf noch vor der Inbetriebnahme wieder abgebaut; am Wasserwerk Eschmar soll es nun eine Probeanlage geben.

Dass Schottergärten keineswegs pflegeleicht und zudem schlecht fürs Stadtklima sind, hat sich herumgesprochen. Einige Kommunen haben Förderprogramme aufgelegt und unterstützen die Entsiegelung. So zahlt beispielsweise die Stadt Troisdorf bis zu 55 Euro je Quadratmeter für Rückbau und Begrünung eines Schottergartens oder einer gepflasterten Fläche.

Zuschüsse kann auch bekommen, wer sein Dach oder die Hausfassade begrünt. In Sankt Augustin werden für begrünte Dachflächen aktuell nur 30 Prozent der Niederschlagsabwassergebühr berechnet.

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