Problem mit VandalismusIm Siebengebirge gibt es ein wichtiges Fledermaus-Quartier

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Mitglieder des Bonner Arbeitskreises für Fledermausschutz beim Monitoring der Fledermausbestände.

Königswinter  – In den Ofenkaulen im Siebengebirge, dem verzweigten Stollensystem, in dem einst Steine für den Backofenbau gewonnen wurden, in denen Ende des Zweiten Weltkriegs auch Einspritzpumpen für Flugzeugmotoren produziert wurden und die Menschen in den letzten Kriegswochen Schutz vor Bomben suchten – in diesen Ofenkaulen leben heute sieben oder acht verschiedene Fledermausarten. 420 Tiere haben Mitglieder des Bonner Arbeitskreises für Fledermausschutz (BAFF) gesehen und gezählt. „Das ist eine super Sache“, sagte BAFF-Mitglied Martin Koch und stellte mit Blick auf die Zahl klar: „Wir sehen nur fünf bis zehn Prozent der Tiere.“ Mithin lebten wohl Tausende zeitweise in den Stollen. Damit seien die Ofenkaulen ein bedeutendes Winterquartier für Fledermäuse in Nordrhein-Westfalen.

BAFF

Der Bonner Arbeitskreis für Fledermausschutz (BAFF) ist eine Gruppe von Fledermausfreunden aus der Region. Sie hat sich 1999 gegründet und erforscht und schützt die Tiere. Mit Genehmigung der Behörden führen die Mitglieder mitunter – auch an den Ofenkaulen – Netzfänge und Beringungen durch, um die Wege der Tiere nachverfolgen zu können.

Die Sonderausstellung über die Ofenkaulen im Siebengebirgsmuseum fördert nach Überzeugung der BAFF-Mitglieder Martin Koch und Tom Wegner nicht einen Run auf die eigentlich gesperrten und geschützten Stollen, sondern sei vielmehr „sehr wertvoll“, weil die Menschen über sie Informationen bekämen. Die Präsentation helfe mithin, den Ofenkaulen das vermeintlich mythische zu nehmen und den Reiz des Unbekannten zu verringern. (csc)

„Fledermausschutz mit Geschichte“ hatten Martin Koch und sein BAFF-Mitstreiter Tom Wegner einen Vortrag überschrieben, den sie im Rahmen der Sonderausstellung „Über Tage – unter Tage“ im Siebengebirgsmuseum Königswinter hielten. Wie berichtet, hat sich das zweite Projekt „Zeugen der Landschaftsgeschichte im Siebengebirge“ mit dem Ofenkaulberg befasst. In dessen Rahmen entstand die Sonderausstellung, die noch bis Januar läuft.

Das Große Mausohr verspeist gerne Mistkäfer

Unter anderem das Große Mausohr, das laut Wegner gerne Mistkäfer verspeist, die Fransenfledermaus, die erkenne, auf welcher Seite des Netzes eine Spinne sitzt, das Braune Langohr oder auch die Bechsteinfledermaus, die laut BAFF-Homepage die mit Abstand längsten Ohren hat, sind von den Fledermausfreunden, die sich auch um die Bestände in den Siegauen kümmern, in den Ofenkaulen nachgewiesen worden.

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Martin Koch und Tom Wegner vom Bonner Arbeitskreis für Fledermausschutz (BAFF) in der Sonderausstellung.

Wie Martin Koch erläuterte, liegen über das Museum Koenig in Bonn erste Daten über die Fledermausvorkommen in den Ofenkaulen schon seit 1908 vor, veröffentlicht von Otto LeRoi. Damals lief der Bergbau noch. 1946 wurde er eingestellt, 1969 die Stollen verschlossen. Schon da habe man festgestellt, dass die Population abgenommen habe, doch 1978 seien die Stollen verwaist gewesen. Laut Martin Koch haben die Fledermäuse vor allem unter dem massiven Einsatz von Pestiziden wie DDT gelitten. Nachdem diese verboten und die Stollen 1989 unter Schutz gestellt worden, hätten sich die Bestände vor allem in den letzten 20 Jahren erholt.

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Nach Angaben der Fledermausfreunde tauchen die fliegenden Säugetiere vor allem im Spätsommer und Herbst zur „Schwärmzeit“ vor den Stollen auf, die sie danach als Winterquartier nutzen. Laut Koch suchen die Tiere vor allem den hinteren, historischen Teil der Stollen auf, in dem der Ofenstein gebrochen wurde, in dem aber nicht nutzbare Steine liegen bleiben und zu Blockschutthalden wurden, in deren Spalten die Tiere Schutz finden. Aber dadurch wisse man eben nicht wirklich, wie viele Fledermäuse sich in den Ofenkaulen befinden.

Das größte Problem haben die Fledermausschützer mit Vandalismus. Zwar seien die Stollen der Ofenkaulen eigentlich verschlossen. Doch eine Klappe, die den Tierforschern und -schützern einen Zugang ermöglichen soll, werde immer wieder aufgebrochen. Störungen vor allem in der Winterruhe belaste die Tiere jedoch stark. Martin Koch berichtete sogar von Partygängern, die mit Ghettoblastern zum Feiern in die Stollen steigen. „Die benehmen sich völlig daneben.“

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