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Bedrohte ArtIm Siebengebirge leben mehr Wildkatzen als erwartet

2 min
Eine Wildkatze

In den Wäldern des Siebengebirges leben überraschend viele Wildkatzen.

Im Siebengebirge leben mindestens 25 Wildkatzen. Das sind mehr Tiere der bedrohten Art als von Experten zunächst vermutet. Doch den Fachleuten stellen sich auch Fragen.

Insgesamt 13 Lockstäbe hatten Katharina Stenglein und Jens Merzbach im Forstrevier Siebengebirge in den Waldboden gehämmert und mit Baldrian besprüht, um Wildkatzen anzulocken. Mit einer Pinzette sammelten sie anschließend die Haare von den Latten, die die Katzen dort hinterlassen hatten, und ließen sie im Labor analysieren.

Die aus Sicht des Umwelt- und Naturschutzes spannende Frage hinter der Aktion: Wie viele der scheuen Katzen leben im Siebengebirge? Die Antwort: Mehr als gedacht. Mindestens 25 Wildkatzen habe man in der Region nachweisen können, darunter 21 Männchen (Kuder), drei Weibchen und ein Tier mit unbekanntem Geschlecht.

Wildkatze findet ideale Bedingungen im Wald des Siebengebirges

Das teilte am Freitag (22. August) der Landesverband NRW des Bunds für Umwelt und Naturschutz (BUND) mit, unter dessen Federführung Projektkoordinatorin Katharina Stenglein und Revierförster Jens Merzbach das Monitoring vornahmen. Er sei „sehr gespannt“ auf die Ergebnisse der Studie, hatte im Frühjahr bei einem Termin im Wald mit der Redaktion dieser Zeitung der Revierförster gesagt.

Nun ist aus seiner Sicht klar: Der „strukturreiche, naturnah bewirtschaftete Wald“ im Siebengebirge biete „ideale Bedingungen“ für die in Deutschland vom Aussterben bedrohte Art. „Das Ergebnis übertrifft unsere Erwartungen, der Lebensraum ist attraktiv für die Wildkatze“, sagt Kathrina Stenglein. Im Frühjahr hatte sie zur Bedeutung der Wildkatze erklärt, sie gelte ein Stück weit als „Symbol für eine intakte Natur“.

Mit 25 nachgewiesenen Tieren sei die Wildkatze im Siebengebirge nicht nur präsent, sondern bilde offenbar eine stabile Population, so der BUND. Die tatsächliche Zahl könnte zudem höher sein, denn 14 Proben habe man zwar der Wildkatze, nicht jedoch einem individuellen Tier zuordnen können. Trotz des positiven Ergebnisses werfe die Untersuchung aber auch Fragen auf, erklärt der BUND.

So erstaune der geringe Anteil an Weibchen; ohne sie könne sich langfristig jedoch keine stabile Population halten. Zudem gebe es vier Verdachtsfälle auf eine mögliche „Hybridisierung (Verpaarung)“ mit Hauskatzen; durch die Vermischung könnte auf Dauer „das Wildkatzenvorkommen wieder erlöschen“.

Mit einer feinen Pinzette werden dünne Haare von einem Holzbalken genommen.

Mit einer Pinzette sammelten die Fachleute die Haare ein.

Das sechsjährige Projekt „Wildkatzenwälder von morgen“, das von der Bundesregierung und vom Land NRW gefördert wird, setzt der BUND in mehreren Bundesländern um. Ziel sei eine „langfristige Sicherung und Vernetzung“ geeigneter Lebensräume. Die Europäische Wildkatze sei nach dem Bundesnaturschutzgesetz streng geschützt; sie stehe auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. In der Region kommt sie unter anderem im Nationalpark Eifel vor.

Die Tiere bevorzugen artenreiche Wälder mit dichtem Unterholz, Totholzstrukturen und ungestörten Rückzugsorten. Da bringe das Siebengebirge „ideale Voraussetzungen“ mit, schreibt der BUND.