SanierungZukunft des Lemmerz-Freibads in Königswinter ist ungewiss

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Das Lemmerz-Freibad am Drachenfels in Königswinter. Die Absprungpositionen sind mit Pilonen abgesperrt.

Das Lemmerz-Freibad am Drachenfels in Königswinter.

Dei Schwimmtreff GmbH meldet eklatanten Personalmangel für das marode Freibad am Drachenfels. Zuvor schien die Kommunalpolitik noch bereit die 100.000 veranschlagten Euro für die Sanierung aufzubringen.

Die Freibadsaison 2023 in Königswinter ist seit Montagabend noch ein bisschen ungewisser, als sie es ohnehin schon war. Bei der „Auswinterung“ im Oktober hatten sich die Schäden im Lemmerz-Freibad als so gravierend herausgestellt, dass die Verkehrs- und Betriebssicherheit fraglich ist. Eigentlich schienen die Kommunalpolitiker im Hauptausschuss bereit, rund 100.000 Euro in die Reparatur des zuletzt in den 80er Jahren sanierten Bades zu stecken, um wenigstens die Saison 2023 sicherzustellen.

Doch dann ging mit Datum von Montag ein Schreiben der Schwimmtreff GmbH bei der Stadtverwaltung ein. Der Knackpunkt: Der Schwimmtreff sieht sich derzeit nicht in der Lage, den Betrieb des Freibades sicherzustellen. Es fehlt Fachpersonal. Rat und Verwaltung standen damit plötzlich vor einem Dilemma: Erst für viel Geld das Bad reparieren, das man dann mangels Mitarbeitern nicht eröffnen kann? „Wir versuchen, ein schrottreifes Auto durch den Tüv zu bringen, und dann haben wir niemanden, der es fährt“, brachte Stephan Bergmann (Königswinterer Wählerinitiative) das Problem auf den Punkt.

Freibad am Drachenfels kämpft mit Personalmangel

Als „relativ gravierend“ bezeichnete gegenüber dieser Zeitung Ingolf Pott, einer der Geschäftsführer des Schwimmtreffs, das Personalproblem. Eine Fachkraft falle langfristig aus, Ersatz zu finden sei schwierig. „Alle Kommunen suchen Fachpersonal“, betonte Pott. Den Betrieb des Freibades in der vergangenen Saison habe man nur sicherstellen können, indem die Geschäftsführung sieben Tage die Woche gearbeitet habe. In dem Schreiben, das den Kommunalpolitikern am Montagabend vorlag, heißt es, der Schwimmtreff sehe sich nicht in der Lage, „beide Bäder im Vollbetrieb mit Fachpersonal zu besetzen und einen ordnungsgemäßen Betrieb zu garantieren“.

Der Schwimmtreff – er betreibt seit 1997 das Hallenbad, dessen Neubau Anfang dieses Jahres eröffnet wurde, und seit 2009 zusätzlich das Freibad – bittet die Stadt, eine vorzeitige Vertragsauflösung zu prüfen. Der Hauptausschuss beschloss nun, dass die interfraktionelle Arbeitsgruppe Zukunft Freibad ihre Arbeit aufnehmen und am 26. Januar erstmals tagen soll; sie soll auch mögliche Betriebsformen diskutieren. Die für eine Reparatur nötigen 100 000 Euro – der Betrag sei, das betonte der Technische Dezernent Theo Krämer mehrfach, nur eine grobe Schätzung – werden für den Haushalt 2023 angemeldet, aber zunächst gesperrt.

Verein plädiert für Offenhalten

Annette Hertner und ihre Mitstreiter im Verein „Rettet unsere Lemmerzbäder“ zeigten sich am Rande der Sitzung überrascht von der Mitteilung des Schwimmtreffs. Zugleich hob Hertner den pragmatischen Ansatz mit dem angemeldeten Geld für 2023 und die Geschlossenheit der Politik hervor. Die nach der „Auswinterung“ aufgelisteten Probleme seien zumeist schon bekannt gewesen. Der Verein plädiere für eine Reparatur und das Offenhalten des Bades.

Zur Lösung des Personalproblems, sagte ein Mitstreiter, blieben ja auch noch sieben Monate Zeit. Dirk Lindemann (SPD) betonte am Dienstag die Haltung der Koalition aus KöWi, Grünen und SPD, die das Familienbad am Drachenfels auf jeden Fall erhalten wolle. Denn eine Sorge eint Bäderverein und Königswinterer Politik: Einmal geschlossen, macht das Lemmerz-Freibad womöglich so bald nicht wieder auf.

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