Nach der Kommunalwahl sortiert sich die Kreispolitik in Rhein-Sieg neu. Bislang spricht alles für eine Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition.
Kommunalwahl 2025So geht es nach der Wahl politisch weiter im Rhein-Sieg-Kreis

CDU-Chef Oliver Krauß (l.) und Ingo Steiner Fraktionsvorsitzender der Grünen (2.v.l.) verfolgen die Auszählung der Stimmen. Eine Fortsetzung der schwarz-grünen Kreistagskoalition ist wahrscheinlich.
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Im Kreistag des Rhein-Sieg-Kreises läuft alles auf eine Fortsetzung der schwarz-grünen Koalition hinaus. „Die Grünen sind bei der Suche nach einer Mehrheit im Kreistag unsere ersten Ansprechpartner“, sagte am Montag Oliver Krauß, der Vorsitzende der CDU Rhein-Sieg. Seine Partei war am Sonntag mit einem fast unveränderten Stimmanteil von 38,7 Prozent als klarer Sieger aus der Wahl hervorgegangen. „Die Zusammenarbeit von CDU und Grünen hat sich in 26 Jahren bewährt“, ist Krauß überzeugt. Für seine Partei habe es bei der Wahl Licht und Schatten gegeben: Ein klarer Durchmarsch für die Bürgermeisterkandidaten in Bad Honnef und Königswinter auf der einen Seite, das Scheitern „einer sehr guten Kandidatin“ in Hennef auf der anderen.
Im Kreistag hat die CDU 34 Sitze. Die Christdemokraten schafften es, sich 35 von insgesamt 36 Direktmandaten im Kreis zu sichern. Einziger Kandidat einer anderen Partei, der ebenfalls ein Direktmandat gewinnen konnte, ist Achim Tüttenberg (SPD) aus Troisdorf.
Die Grünen sind bei der Suche nach einer Mehrheit im Kreistag unsere ersten Ansprechpartner.
Nicht ganz so euphorisch klingt das Bekenntnis zu Schwarz-Grün bei Moritz Wächter, dem Vorsitzenden der Rhein-Sieg-Grünen. „Wir werden das von den Gesprächen abhängig machen“, sagt Wächter. „Der Ball liegt beim Wahlsieger.“ Schwarz-Grün sei aber aus Sicht der Grünen die einzige stabile Mehrheit im Kreistag.
Die Grünen sind der klare Verlierer der Kreistagswahl. Sie stürzen von 21,8 Prozent auf jetzt nur noch 14,6 Prozent Stimmanteil ab und müssen die Rolle der zweitstärksten politischen Kraft im Kreis an die SPD abgeben. Von 19 Kreistagssitzen bleiben den Grünen 13. „Wir sehen das Ergebnis mit einem weinenden und einem lachenden Auge“, sagt Moritz Wächter, Co-Vorsitzender der Rhein-Sieg-Grünen. „Wir haben bei den Bürgermeisterwahlen gute Ergebnisse erzielt, etwa mit Alexandra Gauß in Windeck. Und wir kämpfen ja auch noch in zwei Kommunen in der Stichwahl um Bürgermeister-Ämter.“
Allerdings lasse sich der Stimmverlust bei der Kreistagswahl und den Wahlen zu Stadt- und Gemeinderäten nicht wegdiskutieren. „Der Trend im Bund hat uns da sicher nicht geholfen“, sagt Wächter. „Positiv ist aber, dass wir vor der AfD drittstärkste Kraft im Kreis sind und deutlich über dem Ergebnis der Grünen in NRW liegen.“ Für nicht ausschlaggebend hält Wächter, dass die Grünen erneut auf die Aufstellung eines eigenen Landratskandidaten und damit auf möglicherweise bessere Sichtbarkeit im Wahlkampf verzichtet haben. „Wir haben uns im Vorfeld ganz klar dafür entscheiden, den Fokus auf die Städte und Gemeinden zu legen und das war richtig.“
SPD Rhein-Sieg setzt auf Sieg Sara Zorlus im zweiten Wahlgang
Ausgesprochen zufrieden zeigt sich die SPD am Tag nach der Wahl. Ihre Landratskandidatin Sara Zorlu hat es mit einem persönlichen Wahlergebnis von mehr als 30 Prozent in die Stichwahl gegen den bisherigen Amtsinhaber Sebastian Schuster geschafft. Der 69-Jährige verfehlte mit knapp 45 Prozent die absolute Mehrheit im ersten Wahlgang und muss jetzt auf einen Sieg am 28. September hoffen. Im Kreistag verliert die SPD leicht, wird aber dank des schlechten Abschneidens der Grünen mit 19,7 Prozent nach fünf Jahren wieder zweitstärkste Kraft. „Das verdanken wir auch dem guten Auftreten von Sara Zorlu“, ist der scheidende SPD-Kreisvorsitzende Sebastian Hartmann überzeugt.

Das gute Abschneiden ihrer Landratskandidatin Sara Zorlu sorgte bei der SPD am Wahlabend für gute Laune.
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Bis zum 28. September wollten die Sozialdemokraten sich jetzt ganz darauf konzentrieren, für Zorlu als erste Landrätin des Rhein-Sieg-Kreises Wahlkampf zu machen, so Hartmann. Danach machten Parteivorstand und Fraktion sich Gedanken über die Arbeit im Kreistag. Bei Überlegungen über künftige Mehrheiten liege die Initiative nun bei der CDU als stärkste politische Kraft in der Region. Die SPD stehe aber jederzeit für Gespräche zur Verfügung. „Als Demokraten sprechen wir natürlich mit allen demokratischen Kräften“, sagt Hartmann.
Die AfD ist im neuen Kreistag mit zwölf Abgeordneten vertreten. Sie legt um fast neun Prozent zu und kommt auf 13,3 Prozent. Die FDP erreicht wie Die Linke 3,8 Prozent, die FUW Freien Wähler 1,2 Prozent, Volksabstimmung 0,5 Prozent, das BSW 1,9 Prozent und Volt 2,5 Prozent. Angesichts der großen Zahl der Parteien, die in den Kreistag einziehen, wächst das Rhein-Sieg-Parlament von 70 auf 88 Mitglieder.