Hunderte PäckchenPremiere der Aktion „Engel für Ältere“ in Lohmar ein voller Erfolg
Lohmar – Nicht viel mehr als das, was sie auf dem Leib trug, hatte sie bei sich, als ihr Mann sie aus der ehelichen Wohnung warf und sich ins Ausland absetzte. Ein paar Wochen musste sie auf Pappkartons schlafen, bevor sie von einer Sozialeinrichtung ein Bett bekam. Nun stand sozusagen das Christkind vor der Tür ihrer neuen Bleibe. „Darf ich Sie einmal umarmen?“, fragte die 82-jährige Frau, als Gabriele Willscheid, Geschäftsführerin der Bürgerstiftung Lohmar, ihr ein kleines Weihnachtsgeschenk, einen Einkaufsgutschein, überreichte.
Stellvertretend für die vielen „Engel für Ältere“, so heißt die neue Weihnachtsaktion der Stiftung, übergab Willscheid einigen Einzelpersonen, die sich ausdrücklich einen Besuch gewünscht hatten, persönlich die Geschenke. „Wenn man die Freude der Seniorinnen und Senioren erlebt und sieht, in welch ärmlichen Verhältnissen einige von ihnen leben müssen, dann weiß man: Die Arbeit hat sich gelohnt“, sagt Willscheid.
Mit Minirente auskommen
Das gilt auch für die 88-jährige Elisabeth. Zehn Kinder hat sie großgezogen, sie muss mit einer Mini-Rente auskommen. „Das habe ich doch gar nicht verdient“, sagte sie und staunte darüber, was sie alles geschenkt bekam. Auch Willscheid staunte, und zwar über die große Spendenfreude vieler Lohmarerinnen und Lohmarer. Eine Mutter erzählte, dass ihre Kinder auf eigene Weihnachtsgeschenke verzichtet hätten, um bedürftigen Seniorinnen und Senioren eine Freude machen zu können.
Auch die Stiftungsvorsitzende Renate Krämer und ihr Ehemann, Rainer Krämer packten an, um bedürftigen Menschen von der Lohmarer Tafel, im Seniorenheim Meigermühle und in den evangelischen Altenheimen in Lohmar-Ort und in Wahlscheid eine Weihnachtsfreude zu bereiten. Ganze Wagenladungen mit Geschenkpaketen türmten sich auf den Tischen. Manche Wünsche der älteren Menschen ließen darauf schließen, wie bescheiden sie leben müssen. Natürlich erführen sie in den Heimen eine fürsorgliche, geradezu liebevolle Betreuung, wie im Altenheim Lohmar die Pflegedienstleiterin Waltraud Ulrich und Yvonne Giebelen-Daughtrey, Leiterin des Sozialen Dienstes, schilderten. Aber es bleibe doch mancher Wunsch offen.
Heißhunger auf Kartoffelsalat stillen
Zum Beispiel der von Martin Holland, der nun mittels eines Gutscheins, den ihm ein „Engel für Ältere“ schenkte, seinen Heißhunger auf Kartoffelsalat stillen kann, wann immer er will. Holland (66), ist als Folge einer Erkrankung an den Rollstuhl gefesselt und kann nicht alleine in die Stadt. „Doch mein Physiotherapeut ist zugleich mein Einkaufsjunge“, berichtete er. Er zeigte sich zuversichtlich, zum Weihnachtsfest noch seinen Kartoffelsalat zu bekommen.
Auf den Geschmack seiner alten Heimat freut sich unterdessen Leo Weigum. Der 70-jährige stammt aus Kasachstan und hatte sich russische Spezialitäten gewünscht. Er bekam davon eine große Tüte voll. Weigum hat es besonders hart erwischt. Er erlitt einen Schlaganfall und kann seitdem nicht mehr sprechen. Gleichwohl flitzt er mit einem Elektro-Rollstuhl durch die Stadt. Und seine strahlenden Augen verraten, dass er den Lebensmut nicht verloren hat.
Die beiden waren nicht die einzigen, die sich Gutscheine gewünscht hatten. Andere freuten sich über neue Bettwäsche oder Pflegeprodukte von der Handcreme bis zur Zahnpasta. Marlene Schneider, Vorsitzende des Bewohnerbeirats in Lohmar, hatte keinen persönlichen Wunsch. Sie wünschte sich nur das Allerbeste für ihre Mitbewohnerinnen und Mitbewohner.
Rund 200 Geschenke mit Liebe gekauft und verpackt
Bescheidener geht es nicht, wie sich auch im Altenheim Wahlscheid zeigte, als sich das Team der Bürgerstiftung zum „Lausch-Café“ dazugesellte. Einmal in die Woche laden die Ehrenamtlerinnen Ingrid Jeckel und Hanni Weithorn dazu ein, bei Kaffee und Kuchen ihren Geschichten zu lauschen und mitzusingen. Diesmal ging es weihnachtlich zu, auch weil die Bürgerstiftung viele Geschenke um den Christbaum verteilt hatte. Hansjörg Giebelen und Elisabeth Domm, Mitglieder das Bewohnerbeirats, bedankten sich herzlich im Namen aller Beschenkten bei der Bürgerstiftung.
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Diese reichte den Dank weiter an die zahlreichen „Engel für Ältere“, die rund 200 Weihnachtsgeschenke gekauft und mit viel Liebe verpackt hatten. Das sei, so Gabriele Willscheid, nicht nur ein Akt der Nächstenliebe gewesen, sondern habe auch das Wir-Gefühl gestärkt.
Aber was die Weihnachtsaktion wirklich bedeutete, machte eine Seniorin deutlich, die sich telefonisch bei der Geschäftsführerin bedankte: „Wissen Sie, was das Wichtigste ist?“, fragte sie und gab selbst die Antwort: „Dass jemand an uns denkt.“