SchuleAnwohner ärgern sich über Elterntaxis in Lohmar – „Die Eltern werden immer frecher“

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Am Ende der Hermann-Löns-Straße in Lohmar ist morgens zu Schulbeginn und auch nach Schulschluss (wie hier) eine Menge los. Elterstaxi

Am Ende der Hermann-Löns-Straße in Lohmar ist morgens zu Schulbeginn und auch nach Schulschluss (wie hier) eine Menge los. Elterstaxi

In Lohmar haben sich Nachbarn über Elterntaxis beschwert. Die Stadt kennt das Problem und sucht jetzt mit Experten nach möglichen Auswegen.

„Die Eltern werden immer frecher.“ Die Beschwerde eines Anwohners von Grund- und Gesamtschule erhielt Applaus. Der Hol- und Bringverkehr morgens, mittags und nachmittags geht offenbar vielen mächtig auf die Nerven.

Doch die Elterntaxis zu verbannen, dürfte schwierig sein, sagt Expertin Dr. Tabea Kesting. Sie sammelte in der Gesamtschulaula die Ideen der Nachbarschaft für mehr Ruhe und sichere Schulwege im Wohnviertel, unterstützt von der Stadtverwaltung.

Problem ist im Lohmarer Rathaus schon länger bekannt

Das Problem gebe es schon länger, räumte Bürgermeisterin Claudia Wieja ein. „Ich war schon mit Polizei und Ordnungsamt vor Ort und habe mir das angeguckt.“ Die Kommunalpolitik fasste vor zwei Jahren Beschlüsse, so Benno Reich von der UWG, „bislang hat sich nichts getan“.

Claudia Wieja (l.) und Schulwegsexpertin Dr. Tabea Kesting sprechen vor einer in der Anliegerversammlung.

Problem Elterntaxis: Bürgermeisterin Claudia Wieja (l.) und Schulwegsexpertin Dr. Tabea Kesting in der Anliegerversammlung. Lohmar Gesamtschule Waldschule Hermann-Löns-Straße

Neue Halteverbote Die beiden Schulen und eine Kindertagesstätte liegen am Ende zweier Sackgassen: Jedes Elterntaxi fährt also zwangsläufig den Berg hinauf und wieder hinunter. Laut einer Befragung unter den Eltern von 378 Grundschulkindern sind es aus dieser Gruppe schon mehr als 100 Pkw, die täglich morgens um kurz vor 8 Uhr in den schmalen Anlieger- und Spielstraßen unterwegs sind. Dazu kommen die Eltern der knapp 100 Kita-Kinder und etliche der 604 Gesamtschüler.

Hupen, Schreien, Gasgeben

Deren Antworten, so Kesting, seien noch nicht ausgewertet. Sie hörten ab halb acht nur noch Hupen, Schreien, Gasgeben, schilderte ein Paar, das seit drei Jahren am Birkenweg wohnt. Besonders ärgerlich seien die neuen Halteverbote, die den Schulbussen mehr Platz verschaffen sollten: Jetzt bekämen die Anwohner die Knöllchen.

Die Schilder sollten längst wieder abgebaut sein, sagte der städtische Beigeordnete Andreas Behncke. „Es war nur ein Versuch.“ Etliche Busse führen zudem leer den Berg hinauf und wieder hinunter, die Fahrer machten am Waldrand Pause. Gut zu wissen, sagte Wieja. „Verabredet ist mit der Verkehrsgesellschaft, dass die Busfahrer zu diesem Zweck am Kaufland halten.“

Das Auto nicht verteufeln

Wie geht es nun weiter? Die Schulwegsexpertin vom Wuppertaler Forschungsinstitut Bueffee erarbeitet einen Katalog mit Vorschlägen (siehe „Mögliche Konzepte“). Über den diskutiert und entscheidet im Herbst die Kommunalpolitik. Es gehe nicht darum, „das Auto zu verteufeln“, betonte Kesting.

Für ihre Aussage, dass zehn Prozent weniger Elterntaxis schon eine Verbesserung bedeuten würden, erntete sie Kopfschütteln. Auch der pädagogische Ansatz kam nicht gut an: Die Kinder sollten in Rollenspielen üben, sich mit Argumenten gegenüber ihren Eltern durchzusetzen.

Der Nachwuchs wolle ja überwiegend zu Fuß gehen, die Eltern aber hätten Angst vor den Gefahren im Verkehr und vor Belästigung. Ein Anwohner vermutet ein anderes Motiv: „Wenn die Kinder zu Fuß gehen, braucht das mehr Zeit. Dann müssen die Eltern früher aufstehen.“


Mögliche Konzepte

In Köln und anderenorts gibt es Schulstraßen, die morgens und nachmittags für bestimmte Zeiten für den Hol- und Bringverkehr gesperrt werden.

In Hennef läuft derzeit ein Versuch: Die Fritz-Jacobi-Straße, die durch ein Schulgelände verläuft, wurde mit Schranken komplett dicht gemacht, um so einen autofreien Schulcampus zu erhalten.

Elterntaxi-Haltestellen, wenige Hundert Meter von der Schule entfernt, sind ebenso denkbar wie ein „Walking“-Bus, ein begleitetes Zufußgehen von festen Haltestellen im Stadtgebiet aus. Das gesamte Viertel wenn auch nur zeitweise abzuriegeln, scheint schwierig: Denn die Anwohner müssen freie Zufahrt haben.

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