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Neue RegelnIn Lohmar gibt's beim Parken am Lidl auch nach Ladenschluss Knöllchen

Lesezeit 4 Minuten
Ein kleines, blaues Schild auf einem Supermarkt-Parkplatz im Lohmarer Zentrum informiert über die Höchstdauer fürs Parken und das Verwarngeld von mindestens 20 Euro. Im Hintergrund ist die katholische Kirche zu sehen.

Knöllchen-Ärger: Auch Sonntags gibt's auf dem Lohmarer Lidl-Parkplatz ein Verwarngeld, wer nur die kleinen Schilder beachtet, erfährt davon nichts.

Nach dem Adventsmarkt gab es für etliche Autofahrer ein böses Erwachen. Ein Supermarktparkplatz-Pächter verschickte Verwarngelder fürs Parken nach Ladenschluss.

Der Parkplatz am Lidl war proppenvoll an diesem Sonntag, die Nutzer stellten ihre Autos ab und gingen ein paar Schritte ins Kirchdorf nebenan, zum idyllischen Adventsmarkt. So auch Heinz Langel, 79 Jahre alt, mit seiner Frau, 78. Zehn Tage nach dem Ausflug kam das böse Erwachen: ein Knöllchen über 30 Euro, die Quittung für das unbefugte Nutzen eines Privatgeländes.

Schöne Bescherung. Diese Weihnachtsüberraschung der ärgerlichen Art flatterte nicht nur dem Senior aus der Ortschaft Geber ins Haus, das zeigt die Empörung in den sozialen Netzwerken. Heinz Langel reagiert mit Unverständnis: Ein Auto, das nur abgestellt wird, wenn der Laden geschlossen hat, störe doch nicht den Kundenfluss. Ihm waren die neuen, kleinen Schilder auf der Stellfläche durchaus aufgefallen: Parkhöchstdauer 60 Minuten, danach kostet’s mindestens 20 Euro.

Wichtige Infos über die neuen Regeln in Lohmar stehen im Kleingedruckten

Allerdings keine Info, wann kontrolliert und kassiert wird. Dick gedruckt oben: „Einfach kundenfreundlich, ohne Parkscheibe“. Prima, dachte sich Langel. Unten in dünner, kleiner Schrift ein Verweis auf den Datenschutz und die Vertrags- und Einstellbedingungen, die an anderer Stelle aushingen. Dürfte sonntags ja kein Problem sein, glaubte der Senior. Falsch gedacht. Tatsächlich hätte er es besser wissen können – wenn auch nur mit einiger Mühe.

Denn an der Ausfahrt an der Kirchstraße steht ein mannshohes, blaues Schild, darauf eine Überwachungskamera, daneben fünf Absätze Kleingedrucktes zum Thema Datenschutz, das die meisten Leute erfahrungsgemäß nicht interessiert. Dann aber folgt das dicke Ende, ein ellenlanger Text, ohne Lesebrille für Menschen über 60 kaum entzifferbar. Wer bis zum Absatz 12, Punkt 2.3., durchhält, der ist gewarnt: Jede Nutzung nach Ladenschluss wird teuer. Und diese Regel wird streng ausgelegt.

Parkplatz-Pächter in Lohmar greift auf Daten des Kraftfahrzeugbundesamts zu

30 Euro Vertragsstrafe werden schon dann fällig, wenn man außerhalb der Öffnungszeiten nur aufs Grundstück fährt, kurz den Pkw abstellt und nach Lesen der Nutzungsbedingungen den Platz umgehend wieder verlässt. Denn das Kennzeichen wird bei Ein- und Ausfahrt registriert. Langel hätte also an diesem Sonntag direkt am Schild wieder umkehren müssen, um sich das Privat-Knöllchen zu ersparen.

Die Technik kennt da kein Pardon, auch das weitere Verfahren läuft automatisiert. Die für die Bewirtschaftung zuständige Münchner Firma Parkdepot ist befugt, für ihre Zwecke auf die Daten des Kraftfahrt-Bundesamtes zuzugreifen, die Halter bekommen die Zahlungsaufforderungen nach Hause geschickt. Wer sich „vertragskonform“ verhält, heißt es unter 4.1, dessen Daten werden gelöscht. So weit, so rechtlich korrekt.

Die Kundenzufriedenheit steht für Lidl an erster Stelle
Statement des Lidl-Managements

Aber ist diese Form der Bewirtschaftung auch kundenfreundlich? Eine Frage an die Lidl-Pressestelle ist nur per E-Mail möglich. Danach hört die Redaktion lange nichts. Okay, die Vorweihnachtszeit, dann die Feiertage. Nachfrage über die Kundenhotline nach Weihnachten, der Service-Mann fragt bei der Öffentlichkeitsarbeit an, dann darf er eine Verbindung herstellen, wenige Stunden später kommen per E-Mail die Antworten.

Eher allgemein gehaltene Aussagen zum kamerabasierten System mit Zeitstempel, zum Dienstleister und dass der Discounter nicht von den Verwarngeldern profitiere. Kein Wort zum Parken am Sonntag, keines zu etwaigen Ausnahmen zum Adventsmarkt oder anderen Festen am Wochenende in der Innenstadt. Stattdessen die Floskel: „Die Kundenzufriedenheit steht für Lidl an erster Stelle.“

Für Heinz Langel steht seine Antwort fest: Er fühlt sich als Kunde nicht mehr willkommen. In Lohmar gebe es ja auch andere Geschäfte.


Kontrollen und Kulanz

Edeka führte als erster Supermarkt in Lohmar-Ort eine Parkplatzbewirtschaftung mit Kontrollen ein. Wer die Parkscheibe vergessen hat und Verwarn- und Kassenzettel vorlegt, darf auf Kulanz hoffen. Bei Kaufland und Aldi sind Dauerparker ebenfalls nicht erwünscht, bislang gibt es keine Hinweise, ob Parkscheiben-Verstöße geahndet werden.

In der Einkaufsstadt Siegburg haben die Supermärkte Beschränkungen  teils verschärft. Beim Hit-Markt überwachen Sensoren auf dem Asphalt sekundengenau die Parkzeit. Diesem Beispiel sind kürzlich Edeka und Aldi auf dem Brückberg gefolgt.

In der Regel beauftragen die Einzelhändler Dienstleistungsunternehmen mit der Abwicklung, beim Pachtmodell, wie in Lohmar beim Lidl, fließen die Vertragsstrafen direkt an den Kontrolleur.

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