BUND kritisiert neue AggerbrückeFür Lohmar kann ein später Baustart teuer werden

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Auch die Brücke am Aggerbogen hat der Lohmarer Brückeningenieur Frank Miebach entworfen.

Lohmar – Große Konflikte können sich oft an kleinen Dingen entzünden: Zum Beispiel an schmalen Brücken, für Fußgänger und Radfahrer wichtige Verbindungen, für den Umweltverband BUND dagegen oft Störfaktoren. Das geht aus einem Schreiben an die Bürgermeisterin Claudia Wieja  (Grüne) hervor, in dem der Kreisverband Rhein-Sieg des BUND den Neubau der Aggerbrücke am Dornheckenweg als umweltschädlich und verzichtbar bezeichnet.

Der Stadt schwanen nun Schwierigkeiten für die zweite, ebenfalls marode Verbindung zwischen Donrath und Heppenberg. Eine Verzögerung, wie einst bei der Erneuerung des Hennefer Horstmannsteges, könnte Zuschüsse von mehreren hunderttausend Euro gefährden.

Wie ist der Plan?

Der Lohmarer Brückeningenieur Frank Miebach, der die Ausschreibung gewonnen hat, stellte seinen Entwurf für die Verbindung Donrath-Heppenberg im Sonderausschuss Donrath vor: ein filigran wirkendes Tragwerk aus Holz mit wetterfestem Belag, getragen von einem Pylon und Spannseilen aus Stahl, ähnlich der Aggerbogenbrücke. Wegen des Hochwasserschutzes höher als die jetzige, baufällige Konstruktion, barrierefrei gestaltet mit einer Kurve auf einem Erdhügel auf Sottenbacher Seite (nördliches Agger-Ufer) auf einem Grundstück des Aggerverbandes, der schon Zustimmung signalisiert habe.

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Baufällig ist der Steg. Bei einer Erneuerung im alten Format und mit der gleichen Konstruktion hätte der BUND kein Mitspracherecht. 

Außerdem soll die Brücke auf 3,50 Meter verbreitert werden, das Mindestmaß für Radwegeverbindungen. Diese Brücke würde zwar den Retentionsraum der Agger verkleinern, andererseits mit weniger Fundamenten auskommen und den empfindlichen Uferbereich schonen. Die Planung wurde von allen Fraktionen gelobt und einstimmig beschlossen.

Mögliche Konfliktpunkte?

Der BUND führt jedoch den Vogelschutz ins Feld. Er sieht generell durch Trossen und Spannseile für die neue Brücke den Schutz für Wasservögel in Frage gestellt, eine Beleuchtung schade außerdem Fischen, Fledermäusen und Insekten, Streumittel verschmutzten den Fluss, Erschütterungen störten Fische; negative Auswirkungen auf Laich- und Nistplätze hätten auch die „Kulissenwirkung der Menschen“ und das Nutzen von Uferflächen im Umfeld der Brücken, heißt es in dem Schreiben, das Bezug nimmt auf die Nachbarbrücke am Dornheckenweg.

Der BUND-Vorsitzende Achim Baumgartner kritisierte scharf die Zusammensetzung des „Brückengipfels“, zu dem die Lohmarer Bürgermeisterin Claudia Wieja die Verantwortlichen aus verschiedenen Behörden eingeladen hatte, um das Verfahren zu beschleunigen. Die meisten der Akteure hätten „mit zu den Konflikten zum Beispiel am Horstmannsteg beigetragen“, so der BUND. Für die Agger als FFH-Gebiet fehle ein naturschutzfachlich ausgearbeitetes Entwicklungskonzept zur Besucherlenkung.

Um welche Summen geht es?

Schätzungsweise 750.000 Euro wird allein die Brücke verschlingen, die auch als Schulweg zwischen Heppenberg und Donrath dient. Beginnen die Bauarbeiten bis spätestens Ende 2023, winken Bundeszuschüsse von 90 Prozent.

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Die Querung wurde abgestimmt in einem interministeriellen Arbeitskreis und ins Agger-Sülz-Programm aufgenommen, wie die beiden anderen maroden Aggerbrücken in Lohmar, ebenfalls wichtige Fahrradwege. Bei einer bloßen Reparatur des nur zwei Meter breiten alten Brückchens, vor Jahren einmal angedacht, gibt es Null Zuschüsse – allerdings auch keine Konflikte mit dem Naturschutz.

Wie lange dauert der Bau?

Ein halbes Jahr wird voraussichtlich zwischen dem Abriss der alten und der Freigabe der neuen Brücke vergehen. Beim 3,50 Meter breiten Horstmannsteg, der den Hennefer Stadtteil Allner mit der Innenstadt verbindet und mit 2,4 Millionen Euro gefördert wurde, waren es zweieinhalb Jahre. Eine erste Planung war am Einspruch des BUND gescheitert.

Wie geht es in Donrath weiter?

Mit einem formellen Planfeststellungsverfahren will die Stadt das Projekt rechtssicher in trockene Tücher bringen. Zumindest von Behördenseite sind dank der Abstimmungen im Vorfeld nun wohl keine Überraschungen mehr zu erwarten. Der Landschaftsbeirat beim Kreis wird sich ebenfalls mit dem Brückenbau befassen. Dem gehört der streitbare BUND-Vorsitzende Achim Baumgartner allerdings nach einigen Querelen nicht mehr an.

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