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Dorfwiese in NeuhonrathIn Lohmar grünt und blüht ein Garten für die Gemeinschaft

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Seit fünf Jahren gibt es die Dorfwiese in Neuhonrath; "ein Garten für Gemeinschaft eher als ein Gemeinschaftsgarten", sagt die Initiatorin Caro Schulte-Bisping

Seit fünf Jahren gibt es die Dorfwiese in Neuhonrath; 'ein Garten für Gemeinschaft eher als ein Gemeinschaftsgarten', sagt die Initiatorin Caro Schulte-Bisping

Vor fünf Jahren startete Caro Schulte-Bisping das Projekt auf einer 10.000 Quadratmeter großen Fläche am Dorfrand. 

Das „Coronakind“ ist heute fünf Jahre alt: Im Mai 2020 pachtete Caro Schulte-Bisping in Lohmar-Neuhonrath eine 10.000 Quadratmeter große Wiese unweit ihres Hauses. „Im ersten Lockdown“, erinnert sie sich; die Kinder waren damals drei und ein Jahr alt. Den Gemeinschaftsgedanken hatte sie damals noch gar nicht, doch dann wurde es langweilig so allein dort. Mit der Einladung an die Nachbarn begann die Geschichte der Dorfwiese. Doch wer würde kommen? „Hier auf dem Land, wo jeder seinen Garten hat“, beschreibt Schulte-Bisping ihre Skepsis. Das Ergebnis sei nun weniger ein Gemeinschaftsgarten als „ein Garten für Gemeinschaft“.

Vor neun Jahren gab es in Lohmar-Neuhonrath noch einen Bäcker und ein Restaurant

Vor neun Jahren, als sie hierher zog, gab es noch einen Bäcker und ein Restaurant in Neuhonrath. Beides hat inzwischen geschlossen. „Wir sind so ein kleines Dorf“, stellt die gebürtige Wiehlerin fest. „Da können wir ein bisschen besser aufeinander schauen.“ Die gärtnerische Arbeit ruht im Wesentlichen auf vier Schultern, „es ist nicht so angelegt, dass ich Hilfe brauche“. Mitstreiter sind aber herzlich willkommen. „Ich bin froh über jede Anfrage, wenn jemand die Dorfwiese unterstützen will.“

Seit fünf Jahren gibt es die Dorfwiese in Neuhonrath; "ein Garten für Gemeinschaft eher als ein Gemeinschaftsgarten", sagt die Initiatorin Caro Schulte-Bisping

Seit fünf Jahren gibt es die Dorfwiese in Neuhonrath; 'ein Garten für Gemeinschaft eher als ein Gemeinschaftsgarten', sagt die Initiatorin Caro Schulte-Bisping

16 Beete werden bewirtschaftet, anfangs waren die noch verteilt und zugeordnet, inzwischen wird alles gemeinsam beackert. „Viel schöner, als wenn jeder sein Eigenes macht“, findet die Initiatorin. Es gebe hier „kein Mein und Dein, nur ein Unser.“ Weiterer Grundsatz für das Leben auf der Dorfwiese ist zudem, dass hier nichts gekauft wird.

Da kommt das kleine Spielhaus aus dem Ort oder ein Trampolin, weil die Kinder groß sind. Will jemand seinen Garten umgestalten, dann erfährt Caro Schulte-Bisping davon, gräbt Sträucher und kleinere Pflanzen aus. Eine ganze Maibaumallee entstand aus einer Messedeko, als die Messe wegen Corona ausfiel.

„Eigentlich kostet ein Garten nichts“, hat sie festgestellt. 120 Euro Pacht bezahlt sie jährlich, für eine Haftpflichtversicherung werden monatlich sieben Euro fällig. Saatgut spendiert ein örtlicher Gartenbaubetrieb, hin und wieder spenden Stiftungen, Vereine und Initiativen eine Bank, auch bei Wettbewerben hat man sich schon erfolgreich beworben. Vor allem aber stecken in dem Gelände viele kreative Ideen, sei es für die Verwendung von alten Feuerwehrschläuchen als Schattenspender oder Lampenschirme in der Allee. 

Blick auf einen Garten mit einer hölzernen Bank, einer Grillstelle und einer Pergola.

Nichts ist gekauft auf der Dorfwiese in Neuhonrath, viele Dinge bekommen hier ein zweites Leben eingehaucht.

Die Ideen des Gemeinschaftsgartens gingen in den Köpfen vieler Nutzerinnen und Nutzer über den Garten hinaus, sagt Schulte-Bisping. „Teilen statt haben“ wird hier gelebt. Erst unlängst fand hier eine Kleidertauschbörse statt, vor dem Eingang steht nicht nur eine Bank, sondern auch ein öffentlicher Bücherschrank. 230 Haushalte sind in der Whatsapp-Gruppe miteinander verbunden. Hier tut sie auch kund, wenn Aktionen im Garten anstehen: „Wir ernten Bohnen“, kann da schon mal stehen; sind die Kartoffel bereit fürs Ausgraben, lädt sie zum Buddeln ein.

Wenn man etwas kann, bietet man das hier an
Caro Schulte-Bisping, Initiatorin der Dorfwiese

Und stellt Stühle für Zuschauerinnen und Zuschauer an das Kartoffelbeet: „Die Senioren freuen sich, wenn die Kinder Kartoffeln finden.“ Einmal im Mittwoch findet hier ein Generationentreff statt, im Jahreskalender stehen Ostereiersuchen oder Nikolaussingen. Ein Mountainbike-Verein aus Overath nutzt den Pumptrack und bietet Reparaturkurs für Kinder an, auf dem Fußballfeld, das sich auch für Federball eignet, gibt es regelmäßig Yoga. Schulte-Bisping: „Wenn man etwas kann, bietet man das hier an.“

Es gebe aber auch Menschen, die hier lieber allein tätig seien, weiß sie. So hatte sie einst um Mithilfe beim Holzhacken gebeten. Als sie wenige Tage später zur Wiese kam, war der Wintervorrat kleingemacht und fein säuberlich aufgeschichtet.