Das verspielt wirkende Kölschglas transportiert eine politische Botschaft. Mit ihrem Design holte Maja Funke Platz eins im Gaffel-Wettbewerb.
EdelweißLohmarerin gewinnt Kölschglas-Wettbewerb mit politischer Botschaft

Das von der Lohmarer Künstlerin Maja Funke entworfene Edelweiß-Symbol erinnert an den Widerstand der Edelweißpiraten gegen das nationalsozialistische System.
Copyright: Funke
Die Kölschstange ist über und über mit Edelweißblüten bestreut, so scheint es. Ein vermeintlich verspieltes Design, das aber eine ernste politische Botschaft transportiert. Denn das Blümlein aus den Alpen steht im Rheinland für den politischen Widerstand junger Leute gegen das Nazi-Regime. Maja Funke, Kunststudentin aus Lohmar, hat das Bierglas entworfen – und mit ihm den Sieg im Wettbewerb der Gaffel-Brauerei geholt.
Den Edelweißpiraten ist sie schon am Kölner Bahnhof Ehrenfeld begegnet, wo Wandgemälde an ihre antifaschistischen Aktionen erinnern. Die naturverbundene Gruppe war häufig in der Umgebung von Köln unterwegs, veranstaltete Zeltlager und sang am Lagerfeuer auch in Wahlscheid. Dort, wo viele Jahrzehnte später Maja Funke aufwuchs und die Grundschule besuchte.
Mit dem Symbol vermittelt die Studentin aus Lohmar subtil ihre Botschaft
Etliche der Edelweißpiraten, die die Blume als Erkennungszeichen wählten, bezahlten ihr Engagement gegen das verbrecherische Regime mit dem Leben, 13 junge Männer und Frauen wurden am 10. November 1944 von der Gestapo ohne Gerichtsurteil erhängt. Der Name indes lebt weiter, vor allem in Köln und in der Region, weiß Funke, die im Stadtmuseum recherchierte und sich mit der Geschichte der Gruppe auseinandersetzte. Das Symbol werde gerade im Rheinland von vielen wiedererkannt.
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Auf dem Glas finden sich zusätzlich die Wörter „Gegen Ennui und Faschismus“ und die Jahreszahlen 1939 bis 1944. Diese Botschaft würde deutschlandweit und international verstanden. Wer mit dem Glas in geselliger Runde anstoße, was auch mit Fassbrause funktioniere, der komme dank der subtilen Botschaft idealerweise ins Gespräch, so schwebt es der 29-Jährigen vor.
Der französische Begriff Ennui bedeute Langeweile, erläutert die Kunststudentin, wer keine Werte lebe, könne auf Abwege geraten. Sie setze auf Erinnerungskultur und Zivilcourage. Es lohne sich, für die Freiheit, die Demokratie, die Menschenrechte zu streiten. Und am besten gelinge das in Gemeinschaft, sagt Funke: „Gerade in der jetzigen Zeit“, mit dem Erstarken rechter Kräfte, sei das doch wieder wichtig. So könnten die Ideale der Edelweißpiraten weitergetragen werden – über die Generationen und die Kulturen.
Für den Wettbewerb, den die Gaffel-Brauerei seit 2012 mit ihrer Hochschule, der Kölner Kunsthochschule für Medien, und der Art Cologne veranstaltet, lieferte die Lohmarerin nicht nur das Glasdekor, sondern auch eine inhaltliche Konzeption.
100 Kölschgläser der Sonderedition hat Funke dem Aueler Hof in Wahlscheid geschenkt
Von den Edelweiß-Stangen gibt es lediglich 1500 Exemplare. Maja Funke hat von ihrem Anteil 100 weiter gegeben an den Aueler Hof in Wahlscheid, zur Freude der Betreiberfamilie Günther. „Wir freuen uns sehr über diese Gläser mit Haltung – von einer Künstlerin, die in Wahlscheid aufgewachsen ist“, sagte Steffi Günther, auch im Namen ihrer Eltern Ralf und Uschi.
Das Preisgeld kann Maja Funke gut gebrauchen. Die Lohmarerin schloss nach dem Abitur am Siegburger Gymnasium Alleestraße bereits ein Kunsttheoriestudium mit dem Bachelor ab. Parallel zu ihrer Arbeit als Direktorin Neue Medien in einer Kölner Galerie wagte sie es vor sechs Jahren, noch einmal ein komplettes Studium, das landläufig mit dem Attribut „brotlos“ verknüpft wird, von vorn zu beginnen.

100 Kölsch-Gläser mit politischer Botschaft überreichte die Lohmarer Künstlerin Maja Funke (r.) an Steffi Günther vom Aueler Hof.
Copyright: Funke
Es bleibt der Traum, einmal von ihrer Kunst zu leben. Und das Glück, diesen Wettbewerb gewonnen zu haben: „Ich habe noch nie eine Arbeit gemacht, die auf so unterschiedlicher Ebene so intensiv diskutiert wird.“ Von ihren 1111 Euro Preisgeld hat Maja Funke 111 Euro gespendet: „An die Aktion Seebrücke, an Menschen, die etwas tun.“

