Gasthof FielenbachLohmarer suchen nach Konzepten für die Rettung ihrer Dorfkneipe in Birk

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Die Außenansicht einer Dorfkneipe.

Der Gasthof Fielenbach steht vor der Schließung. Eine Idee ist, die Gaststätte ehrenamtlich weiterzuführen.

Um Rezepte gegen das Kneipensterben ging es in Birk. Der Gasthof Fielenbach steht vor dem Aus – könnte aber durchs Ehrenamt gerettet werden.

Die Nachbarin zapft das Bier, der Nachbar deckt die Tische, die Jugend und die Senioren helfen ebenfalls, die Dorfkneipe am Laufen zu halten. Das könnte ein Rezept gegen das grassierende Kneipensterben sein, hieß es im Bürgerzentrum im Lohmarer Stadtteil Birk, wo sich rund 100 Interessierte – weit mehr als erwartet – versammelten. Beispiele aus der Nachbarschaft zeigen: Ohne Ehrenamt geht es nicht. 

Konkret geht es um den allseits beliebten Gasthof Fielenbach. Doris und Norbert Fielenbach, seit Jahrzehnten in der Küche und hinter der Theke in Aktion, haben längst das Rentenalter erreicht und sich immer wieder beknien lassen, doch noch weiter zu machen. Hier trifft sich alt und jung, man tauscht sich aus, die Vereine pflegen die Geselligkeit. Doch die Suche nach Pächtern hatte keinen Erfolg.

Genossenschaft führt den Siegtaler Hof in Windeck-Herchen

Ähnlich war die Lage in Herchen. Dort sollte der Siegtaler Hof dicht machen. Die allerletzte von einst zwölf Gastronomien im Windecker Ortsteil, berichtete Helmut Ludwigs. Vier Männer überlegten, was zu tun sei, suchten Mitstreiter, gründeten schließlich eine Genossenschaft. Ein Erfolgsmodell seit eineinhalb Jahren.

Bürgerinnen und Bürger sitzen bei einer Versammlung in einem Saal.

Rezepte gegen das Kneipensterben lernten etwa 100 Interessierte im Bürgerhaus Birk kennen.

Aus zehn Mitgliedern wurden 180, die jeweils Anteile von  250 Euro zeichneten, es gibt eine Satzung, einen Vorstand und einen Aufsichtsrat. Nach und nach wird renoviert. An den drei Öffnungstagen sei oft kein Platz mehr zu bekommen, so Ludwigs. 20 Freiwillige hatten sich bereiterklärt, mitzuarbeiten, heute leisteten 90 Helfer die Dienste von Theke bis Kellnern und Kuchenbacken Die Küche schmeißt eine festangestellte Teilzeitkraft, die frühere Pächterin, mit zwei Minijobbern.     

Die Genossenschaft hat den Siegtaler Hof gepachtet. Finanziell sei alles in trockenen Tüchern, so Ludwigs. Alle arbeiteten für ale, das sei das Prinzip der Genossenschaft. „Gemeinsam sind wir stark.“

Die Dorfgemeinschaft Lohmar-Scheid kaufte die Tenne als Vereinslokal 

Die Dorfgemeinschaft Lohmar-Scheid (DG) führt die Scheider Tenne als Vereinslokal, geöffnet ist nur freitags von 18 bis 22 Uhr, Gäste sind willkommen. Nach dem Tod des Wirtes wollte man den Treffpunkt erhalten, erzählte Günter Fitz. Die DG kaufte das Gebäude 2007, die Banken spielten mit.

Die beiden Mietwohnungen und die Festscheune versprachen regelmäßige Einnahmen, renoviert wird überwiegend in Eigenregie, etliche Mitglieder seien handwerklich versiert. Die Corona-Krise habe man dank eines staatlichen Ausgleichsgeldes einigermaßen überstanden.

Soll der Gasthof in Lohmar-Birk verpachtet oder verkauft werden?

Von den 150 DG-Mitgliedern helfen etwa 30 regelmäßig mit, „es sind immer dieselben“. Andere für die ehrenamtlich Arbeit zu begeistern und auch jüngere Helfer zu gewinnen, das stehe jetzt an, so Fitz. Man wolle gezielt abfragen: Wer hat Zeit?

Wie soll, wie kann es in Birk weitergehen? Diese Frage stellten einige im Plenum. Der Ortsring, eine Vertretung der Vereine, könnte eine wichtige Rolle spielen. Es müsse geklärt werden, ob Fielenbachs verpachten oder verkaufen wollten. Und wie hoch sind die Renovierungskosten, müssen die sanitären Anlagen erneuert werden? Und was ist mit dem Brandschutz? In Herchen musste hier nicht investiert werden, sagte Ludwigs.  

Die Stadt, die zu dem Treffen eingeladen hatte, hatte Listen ausgelegt, in die sich die Zuhörer Interessierte mit ihren Kontaktdaten eintragen konnten. Am Ende waren die Blätter gut gefüllt. Man könne die Interessierten zusammenbringen, sagte Claudia Wieja. Ansprechpartner ist Tobias Grote, Leiter der Abteilung Kommunikation, Kultur und Ehrenamt.


Stadt beteiligt sich nicht finanziell

Eine Lösung wie bei der Gaststätte Zum Turm in Schreck komme für die Stadt Lohmar nicht in Frage. Die Stadt Siegburg hatte den Saal gekauft, den die Pächtern der Gaststätte mitbewirtschaften und verwalten. In Birk gebe es mit dem Bürgerzentrum ja bereits einen Saal und in der neuen Grundschule bald einen zweiten, so Wieja. Zudem sei das Geld nicht da. Und: „Wir haben das Problem des Kneipensterbens ja auch in anderen Ortschaften.“ Es gebe aber Fördertöpfe, hier könne die Stadt weiterhelfen.  

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