In Siegburg vor GerichtSenior beschimpft Autofahrerin rassistisch – Zeuge filmt Szene

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Justitia spricht Recht. 

Justitia spricht Recht. 

Siegburg – Ein Siegburger Senior, der auf der Cecilienstraße gegen eine Autotür getreten und die Insassen rassistisch beschimpft hatte, hat sich nun auch im Prozess vor dem Amtsgericht Siegburg halsstarrig gezeigt. Erst nach den eindringlichen Worten des Richters ließ sich der Angestellte nach 90 Minuten zu einer Entschuldigung herab, fragte aber zugleich zurück: „Und wer entschuldigt sich bei mir?“

Zeuge filmte Vorfall mit Dash-Cam aus dem Auto heraus

Der Vorfall, strafrechtlich eher eine Lappalie, geschah an einem Dezembernachmittag im Jahr 2020. Der Angeklagte schilderte, dass ein VW erst kurz vor ihm gebremst habe, als er in einer Kurve über die Straße gegangen sei. Die Fahrerin habe „aggressiv gehupt“, er sich zum Tritt gegen die Autotür provozieren lassen.

Dann sei er seines Wegs gegangen, der Beifahrer sei ihm aber gefolgt, habe ihn vor dem Supermarkt zur Rede gestellt und die Polizei gerufen. Er habe niemanden beleidigen wollen, lediglich „Prolet“ gemurmelt.

Ein Zeuge, Reporter eines Boulevardblatts, verfolgte die Szene jedoch aus seinem Auto heraus und filmte sie mit seiner Dash-Cam, allerdings ohne Ton. Er empfand das Verhalten des Angeklagten als provokant, habe kein Hupen gehört, dafür ausländerfeindliche Schimpftiraden. Der 38-Jährige stellte sich als Zeuge zur Verfügung und verfasste am selben Abend ein Gedächtnisprotokoll, das er den Ermittlern übergab.

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„So etwas gehört eigentlich nicht vor Gericht“, meinte der Strafverteidiger, wollte vom Gutachter wissen, ob die Autotür nicht auch vorher schon beschädigt gewesen sein könnte. Dazu könne er nichts sagen, antwortete der Kfz-Sachverständige, der sichtbare Lackschaden – Reparaturkosten: knapp 480 Euro – sei aber eindeutig dem Tritt zuzuordnen.

Der Angeklagte, der seinen Beruf pauschal mit „Angestellter“ angab und auf die Frage des Richters nach seinem Monatsverdienst zunächst die Achseln zuckte, später aber von 6000 Euro netto sprach, ergriff die Chance, mit einem blauen Auge davonzukommen.

Nach den eindringlichen Worten des Richters ließ er nach rund eineinhalb Stunden seinen Anwalt die Taten einräumen, Tenor: So könnte es gewesen sein, er habe vieles vergessen, und bat schließlich bei dem kroatischen Paar um Verzeihung. Der Ehemann wollte die Entschuldigung nicht annehmen: „Meine Kinder und meine Frau haben so viel geweint.“

Das Verfahren gegen den bislang nicht vorbestraften Mann wurde gegen eine Auflage eingestellt. Er muss den Geschädigten 500 Euro zahlen, außerdem 1000 Euro an eine gemeinnützige Einrichtung. Die Kosten des Verfahrens und für den Gutachter, mit 2400 Euro der dickste Posten in diesem Prozess, trägt die Landeskasse.

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