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Weniger gefährlichAutos der Deutschen Post in Rhein-Sieg haben das Steuer nun rechts

Lesezeit 3 Minuten
Ein Mann mit Brille sitzt am Steuer eines Zustellfahrzeugs der Deutschen Post, das auf der rechten Seite angebracht ist. Sein lachendes Gesicht spiegelt sich im Seitenspiegel.

Alles Gewöhnungssache: Zusteller Achim Gelfert, seit 43 Jahren bei der Post, sitzt in den neuen Lieferwagen auf der rechten Seite.

Die Deutsche Post hat vier neue Zustellfahrzeuge in Lohmar eingesetzt: Sie haben das Steuer auf der rechten Seite. Das soll der Sicherheit dienen. 

Achim Gelfert nähert sich fast lautlos – und erregt doch einiges Aufsehen. Passanten stutzen, schauen kopfschüttelnd ins knatschgelbe Gefährt und wähnen sich auf der Insel, denn der Zusteller lenkt den Lieferwagen mit dem schwarzen Posthornlogo rechts. Der Seitenwechsel à la Großbritannien soll der Sicherheit dienen.

59 Jahre alt ist Gelfert, 43 Jahre in Diensten der Deutschen Post. Anfangs schwang sich der Bote aufs Fahrrad, später brachte er Briefe und Pakete mit einem knatternden Dieselfahrzeug zur Haustür. Bis vor wenigen Monaten die ersten elektrisch angetriebenen Street-Scooter durch Lohmar rollten, leise, ohne Abgase, aber noch mit dem Lenkrad auf der linken Seite.

Im Rhein-Sieg-Kreis sind 30 der  sogenannten Rechtslenker unterwegs

Früher war zwar nicht alles besser, aber es war doch einfacher, rasch auszusteigen und die Post zuzustellen. Die Anmeldezahlen der Pkw auch in Lohmar steigen stetig, das bedeutet nicht nur vollgeparkte Straßenränder, sondern auch häufig Blechlawinen auf den Fahrbahnen. Und manch brenzlige Situation für die Boten, wenn sie auf der Straßenseite aussteigen.

Mit den vier nagelneuen Fahrzeugen, die nun durch Lohmar kurven, sei diese Gefahr gebannt, teilt das Logistikunternehmen mit. Im Rhein-Sieg-Kreis sind insgesamt 30 Rechtslenker unterwegs, die meisten im Linksrheinischen, einzelne in Siegburg, Much und Hennef.

Der Street-Scooter Gigabox, so der englisch klingende Name, sei einfach zu handhaben, schildert Achim Gelfert beim Pressetermin am Zustellstützpunkt im Gewerbegebiet Auel. „Zwei, drei Runden über den Parkplatz, dann hatte ich mich dran gewöhnt.“ Ob er nun zuerst in den linken oder in den rechten Rückspiegel blicke, das mache für ihn keinen Unterschied.

In den Regalen des neuen Zustellfahrzeugs ist Platz für 160 Pakete

Viel bequemer sei das Be- und Entladen, demonstriert der 1,80 Meter große Mann: Die Gigabox ist begehbar und hat in den Regalen Platz für zirka 160 Pakete, die er nach wie vor selbst einsortiert. In den alten Lieferwagen musste er sich häufig bücken und die Arme strecken, um die mittig liegenden Sendungen vorzuziehen. Die sind indes noch im Einsatz, werden erst in den kommenden Jahren nach und nach ersetzt.

Ein wenig fremdelt Gelfert aber doch mit der gelben Gigabox, läuft manches Mal automatisch zur Beifahrerseite, muss dann um die Motorhaube herum, schildert er schmunzelnd: „Die Macht der Gewohnheit.“


Die Deutsche Post/DHL hat den elektrischen Street-Scooter in Zusammenarbeit mit der gleichnamigen GmbH und der Aachener Hochschule RWTH entwickelt. 20.000 dieser Lieferwagen sind bereits in Deutschland im Einsatz. Sie müssen pro Tag etwa 300 Stopps und Anfahrten bewältigen.

Jedes Fahrzeug spare pro Jahr vier Tonnen CO2 ein. Gespeist werden die Lieferwagen teils mit Solarstrom von den Photovoltaikanlagen auf den posteigenen Immobilien, die Gewerbehalle in Lohmar ist angemietet, aus den Ladesäulen fließt der Ökostrom der Stadtwerke. Von hier aus, teilt Standortleiterin Melanie Steinbach mit, würden wöchentlich mehr als 90.000 Briefe und fast 9000 Pakete transportiert.

Rechtsgelenkte Autos für Postler sind allerdings keine neue Erfindung. In den 60er und 70er Jahren wurden für die Post VW-Käfer – einige sogar mit einer Ladefläche – gebaut.

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