JubiläumFreiwillige aus Rhein-Sieg weisen in Lotsenpunkten Menschen in Notlage den Weg

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Ein Mann und fünf Frauen stehen vor einem gemalten Bild an einer weiß gestrichenen Wand.

10 Jahre Lotsenpunkte: Haupt- und ehrenamtlich Aktive stellten die Arbeit vor

Zuhören ist die erste Aufgabe für Männer und Frauen, die sich ehrenamtlich in den Lotsenpunkten engagieren. Sie helfen Menschen in Not.

„Irgendwas geht immer“ ist das Motto der Lotsenpunkte  im Erzbistum Köln. Seit nunmehr zehn Jahren arbeiten dort Freiwillige und hauptamtliche Fachkräfte; gemeinsam mit Partnern versuchen sie, Menschen in vielfältigen Notlagen einen guten Weg zu weisen.

Die Frage „wie kriegen wir die vielen Hilfen an die Menschen?“ habe am Anfang gestanden, sagte Claudia Gabriel vom Caritasverband Rhein-Sieg bei einem Gespräch zum Zehnjährigen. Denn je weiter man aufs Land kam, umso dünner wurde das Netz der Anlaufstellen für die Ratsuchenden.

In Lohmar fiel der Startschuss für die Arbeit der Lotsenpunkte

Der Startschuss fiel in Lohmar, inzwischen gibt es allein im rechtsrheinischen Kreisgebiet zehn Lotsenpunkte. In regelmäßigen Sprechstunden gehe es zunächst darum, „den Menschen zuzuhören und zu erfahren, was das Problem ist“, erklärt Claudia Gabriel einen Kernpunkt des Konzepts.

„Wir lösen nicht die Probleme“, stellen auch Detlev Reinhardt, ehrenamtlich in Troisdorf tätig, und die hauptamtliche Engagementförderin Regina Flackskamp klar.  Dabei, so sagt Reinhardt, „strahlen die Lotsenpunkte vor beruflicher Kompetenz.“

Soziale und therapeutische Arbeit prägten seinen Beruf, es gibt unter den ehrenamtlich Aktiven Fachleute für Nebenkostenabrechnungen ebenso wie solche, die sich mit der Post vom Jobcenter auskennen, mit dem Ausländerrecht oder Rentenanträgen. Sie habe „ein Faible für Formulare“, sagt zum Beispiel Maria Coenen, die sich seit drei Jahren im Lohmarer Lotsenpunkt engagiert.

Arbeit im Tandem mit Trägern wie Caritas, Kolping und Diakonie

Die Arbeit im Tandem ist allen Lotsenpunkten gemein: Träger ist die Pfarrgemeinde, die mit anderen caritativen Partnern zusammenarbeitet. In der Ausgestaltung indes gibt es Unterschiede. In Troisdorf haben sich vier katholische und evangelische Gemeinden mit vier weiteren Partnern wie Kolpingsfamilie und Diakonie zusammengetan. Die zwei wöchentlichen Sprechzeiten parallel liegen zu den Ausgabezeiten der Tafel und den Öffnungszeiten des Tafel-Cafés. 

In Lohmar sind die Lotsen in die Arbeit des neuen Kontakt- und Beratungscafés eingebunden, eng ist die Zusammenarbeit mit der Stadt, die viele ratsuchende Menschen mit Migrationshintergrund an die Anlaufstelle verweist. Aktive der ersten Stunde ist Irmgard Hölzemann in Sankt Augustin, die regelmäßig Menschen in den städtischen Unterkünften besucht und jeden Samstag mit ihnen kocht. „Es ist wichtig, dass man immer jemanden hat, der weiterhelfen kann“, setzt auch sie auf die Zusammenarbeit mit anderen Diensten.

Man muss eine Toleranz haben, andere Lebensentwürfe zu tolerieren
Regina Flackskamp, Engagementförderin

Weitere Lotsinnen und Lotsen sind sehr willkommen. Wer sich einen ersten Eindruck verschaffen will, kann das am Freitag, 20. Oktober, ab 18 Uhr im Hennefer Interkult, Wippenhohner Straße 14 tun. Am 7. November startet eine vierteilige Schulung für künftig Aktive, jeweils dienstags von 17 bis 19.30 Uhr im Siegburger Haus der Caritas.

Interessierte können sich melden bei Regina Flackskamp, per Mail an regina.flackskamp@erzbistum-koeln.de, oder bei Sarah Patt, Ehrenamtskoordinatorin in Hennef-Ost, sarah.patt@erzbistum-koeln.de

Fachkenntnisse seien für das Mitmachen nicht erforderlich, betont Regina Flackskamp. Man müsse aber „schon eine Toleranz haben, andere Lebensentwürfe zu tolerieren.“ Und aushalten, dass es nicht immer eine Lösung gibt: „Wir suchen eine Wohnung“ sei das am häufigsten vorgebrachte Thema, berichtet Irmgard Hölzemann. Eine Antwort hat aber auch sie darauf nicht.

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