„Jeder Auftritt ist anders“Musiker Paul Radau im Interview

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Paul Radau bei einem Auftritt

  • Wir treffen Paul Radau, der das Kulturprogramm im Mucher Sommer leitet, in seinem Garten.
  • In dem wachsen nicht einfach nur Pflanzen, da steht auch ein altes Klavier als Kunstobjekt. Radau lebt für die Musik.
  • Wir haben mit ihm gesprochen.

Rhein-Sieg-Kreis – Paul Radau ist künstlerischer Leiter der kulturellen Sparte des Mucher Sommers. Er spielt Gitarre, singt, leitet die Musikschule Much und ist Kirchenmusiker. Mit dem 53-Jährigen sprach Peter Lorber.

Radau ist Ihr richtiger Name. Ist das positive oder negative Werbung für Sie?

Radau: Beides trifft zu. In der Schule hieß es von den Lehrern oft: „Ich hoffe, du machst deinem Namen nicht alle Ehre.“ Das hat mich als Kind schon gestört. Meine Eltern legten immer Wert darauf, dass die Betonung auf einem langem ersten „A“ liegt. Heute gefällt es mir, dass viele Leute Paul Radau für meinen Künstlernamen halten. Jedenfalls ist er einprägsam, was gerade für Musiker wichtig ist, obwohl ich auch schon mal nicht gebucht wurde, weil der Veranstalter befürchtete, ich mache nur Ballermann-Musik.

Wie kamen Sie zur Musik?

Mit zehn Jahren kam ich in ein Internat nach Bad Münstereifel. Ich hatte dort viel Heimweh. Der Internatsleiter drückte mir seine Gitarre in die Hand und schickte mich zum Instrumentalunterricht. Von dem Moment an war mir klar, dass Musikmachen das Richtige für mich ist. Meine Eltern wussten zunächst nichts davon, konnten mit Musik nicht viel anfangen. Während ich mein ganzes Taschengeld in Gitarren gesteckt habe.

Sie spielten früher in Bands, jetzt sind Sie vor allem als Solokünstler unterwegs. Warum?

Weil keiner mehr mit mir spielen will (er lacht laut). Nein. Es macht mir einfach mehr Freude. Ich muss auf niemanden Rücksicht nehmen und habe auf der Bühne alles selbst in der Hand. Jeder Auftritt ist anders und wirkt anders. Immer wieder neue Herausforderungen. Das ist ein Genuss.

Gilt das auch in Ihrer Funktion als Musikschulleiter?

Auch musikalische Früherziehung ist Bühne. Da geht es um Aktion und Reaktion. Die Kinder reagieren und wollen selbst tätig werden. Das kann sich anfangs darauf beschränken, mit Instrumenten nur Krach zu machen. Aber: Kinderlärm ist Zukunftsmusik. Musik kennenlernen ist ein Prozess, bietet emotional viel. Lärm geht über in aktives Singen, rhythmisches Sprechen, Musik.

Übt ein Berufsmusiker und Musiklehrer noch?

Klar. Ich übe jeden Tag, oft einfach zwischendurch. Auch wenn es nur ein paar Akkorde sind.

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Musiker Paul Radau spricht mit uns über den Genuss auf der Bühne und seine Arbeit als Pädagoge.

Welche Tipps haben Sie für „Übungsunlust“?

Es gibt kein Pauschalkonzept, denn jedes Kind ist anders. Man kann vereinbaren, mal nur fünf Minuten zu üben. Das Positive fördert man auch, indem man Stücke üben lässt, die die Kinder schon können.

Wie hat Corona die Musikschule getroffen?

Seit März gibt es keine Proben, nicht für Kinder-, Jugend- und Popchor. Man spürt, dass den Menschen das Singen fehlt. Uns trifft auch das Betretungsverbot in den Kitas, wo ich über 100 Kinder in der Früherziehung mit Musik vertraut mache. Das Beethoven- Projekt „Luki – Beethoven goes Kita“ ist nicht wie geplant möglich. Mit den Trägern fanden wir einen Weg und versorgen die Kitas mit Videos. So liegt das Projekt nicht ganz auf Eis. Die Kinder fehlen mir sehr!

Wie kommen Sie mit der Musikschule durch Corona?

Seit der Schließung Mitte März bieten wir Online-Unterricht an. Das ersetzt nicht den Präsenzunterricht, aber für manche Gitarrenschüler ist es ein Highlight in der Woche.

Haben Sie musikalische Vorbilder?

Die Gitarristen George Harrison, Keith Richards und Tommy Emmanuel. Richards, weil er die unterschiedlichen Stile vieler großer Gitarristen und so prägnant den Blues in seine Musik einbringt. Emmanuel ist für mich der größte Fingerstyle-Gitarrist. Harrisons Spiel ist sehr einfühlsam, er war ein großer Songwriter.

Die Veranstaltungen

Das Kulturprogramm im Mucher Sommer beginnt am Freitag, 17. Juli, um 19 Uhr auf Burg Overbach mit einem Auftritt von Los Manolos (10 Euro). Paul Radau tritt am Donnerstag, 23. Juli, um 18 Uhr im Sommer-Café Reichensteiner Mühle auf (10 Euro). Historiker Hartmut Benz ist am folgenden Abend um 19 Uhr in Burg Overbach mit „Sagenhaft!“ zu Gast (5 Euro). Dort gibt es am Freitag, 31.Juli, um 19 Uhr ein Klassik Picknick (7 Euro).

Am Donnerstag, 6. August, sind um 15 Uhr an der Reichensteiner Mühle Trinchen & Jupp zu erleben (7 Euro). Am Sonntag, 30. August, gibt Radau um 19 Uhr am Hotel Fit ein Lagerfeuer-Konzert (5 Euro).

Zum Finale erwartet das Publikum am Freitag, 4. September, um 18 Uhr an der Reichensteiner Mühle Tony Brooks mit Blues, Rock und Country (10 Euro). Alle Termine online. (loi)

www.mucher-sommer.de

Warum schreiben Sie auf Ihrer Webseite, es sei ein großes Privileg, mit Musik seinen Lebensunterhalt verdienen zu können?

Weil Musik meine Leidenschaft ist und weil ich weiß, wie schwer es ist, auf andere Weise Geld zu verdienen. Weil ich mit meinem Können Menschen berühren kann und als Musiklehrer dahingehend auf einen Menschen einwirken kann, dass er sich durch meine Erklärungen musikalisch weiterentwickelt.

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Wie bekämpfen Sie Lampenfieber?

Das habe ich nicht. Aber der Grund, weshalb ich keines habe, ist vielleicht ein Rezept gegen Lampenfieber. Mit freudiger Erwartung an den Auftritt herangehen, wissen, dass jeder anders ist. Dann üben, üben, üben. Wenn man sicher ist, kann nichts schiefgehen.

Sie machen Mitsingabende, Konzerte und Lagerfeuerabende. Was ist Ihr Favorit?

Sobald ich die Gitarre in der Hand habe, ist mir das egal. Ich mache alles gerne. Mir macht es auch großen Spaß, als Kirchenmusiker alleine zu singen, wie derzeit wegen Corona.

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