Weggang von EvonikNiederkasseler Politik irritiert über Äußerungen des Werksleiters

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Luftbildaufnahmen_Evonik_Standort_Luelsdorf

Für sein Firmengelände in Niederkassel sucht der Chemiekonzern Evonik weiter einen Käufer.

Niederkassel – Die im Stadtrat vertretenen Parteien bekennen sich ausdrücklich zum Chemieindustrie-Standort von Evonik Industries in Lülsdorf. Einstimmig haben die Politiker am Donnerstag bei ihrer letzten Sitzung in diesem Jahr eine entsprechende Resolution verabschiedet.

Darin betonen sie ihre Solidarität mit den Beschäftigten von Evonik Industries, deren berufliche Zukunft nach der Rückzugsankündigung des Essener Chemiekonzerns weiterhin ungewiss ist. Zugleich spricht der Stadtrat eine ausdrückliche Einladung an potenzielle Investoren aus, die die Chance nutzen sollen, „einen attraktiven und zukunftsfähigen Chemieindustriestandort sowie einen Gewerbestandort“ zu entwickeln.

Rat hält an „Kombipark“ fest

Die Politiker kündigen zudem an, die ursprünglich von Evonik angestrebte Entwicklung eines „Kombiparks“ mit modernem Containerterminal und Logistikzentrum weiterhin konstruktiv begleiten zu wollen.

In ihrer Resolution greifen die Ratsparteien aber auch die Diskussion über die umstrittene Ansiedlung einer Produktionsanlage für das hochexplosive Ethylenoxid auf. Dieses Vorhaben widerspreche den Sicherheitsbedürfnissen der Niederkasseler Bevölkerung und werde von der Politik deshalb weiterhin angelehnt, bekräftigt der Stadtrat.

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Bei der Weiterentwicklung des Lülsdorfer Standortes und der Ansiedlung neuer Produktionsanlagen müssten die Sicherheitsbedürfnisse der Bevölkerung und der Beschäftigten und höchste Umweltschutz-Standards berücksichtigt werden. Mit seiner Resolution kommt der Stadtrat einem Anliegen des Evonik-Betriesrates und der Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) nach.

Niederkasseler Politik verärgert über Gewerkschaft IG BCE

Sie fordern zurzeit mit einer Online-Petition, dass sich die Menschen in und um Niederkassel mit den von der Schließung des Evonik-Standorts bedrohten Beschäftigten solidarisieren und sich auch die lokalen Politikerinnen und Politiker ausdrücklich zum Chemiestandort Lülsdorf bekennen. Teile dieser Petition der IG BCE stoßen der Niederkasseler Politik allerdings sauer auf. Deren Bezirksleiter hatte die angeblich mangelnde Unterstützung der Evonik-Beschäftigten durch die Niederkasseler Politik beklagt.

„Das zeugt von völliger Sachunkenntnis“, empörte sich CDU-Fraktionschef Marcus Kitz über den Gewerkschaftsfunktionär. Verärgert zeigte sich Kitz auch darüber, dass die Politik vom geplanten Standort-Verkauf aus der Presse erfahren musste – und das obwohl sich ein Arbeitskreis des Rates seit Monaten intensiv mit der Zukunft des Evonik-Standorts beschäftigt und dabei auch mit dem Unternehmen im Gespräch ist.

Wenig Verständnis hat nach eigenen Angaben auch SPD-Fraktionschef Friedrich Reusch für die Äußerungen des Gewerkschafters. Dennoch habe er die Petition der IG BCE und des Evonik Betriebsrates unterzeichnet, „weil das Anliegen berechtigt ist“.

Sascha Essig, Vorsitzender der Grünen-Fraktion, zeigte sich empört über eine E-Mail des Evonik-Standort-Leiters, die die Ratsmitglieder vor der Sitzung erreicht hatte. „Bitte überdenken Sie die Formulierungen in Ihrer Resolution und senden ein klares Signal, dass Sie die Sorgen der 500 Kolleginnen und Kollegen und ihrer Familien ernst nehmen und dass auch Sie ein ehrliches Interesse an dem Erhalt des Chemiestandortes in Lülsdorf haben“, schreibt Standort-Leiter Arndt Selbach darin.

„Mir fehlen ehrlich gesagt die Worte, dass die Verantwortung für den Erhalt der Arbeitsplätze jetzt der Stadt Niederkassel zugeschoben wird“, sagte er. Schließlich habe sich Evonik mit dem angekündigten Verkauf vom Standort Niederkassel verabschiedet.

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