HochexplosivNiederkassler wehren sich gegen Bau einer Anlage für Ethylenoxid

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Klaus Schriever (r.) übergab die von der Bürgerinitiative gesammelten Unterschriften an Bürgermeister Stephan Vehreschild. 

Niederkassel – Gegen den auf dem Lülsdorfer Evonik-Areal geplanten Bau einer Produktionsanlage für hochexplosives Ethylenoxid (EO) hat die „Bürgerinitiative gegen Ethylenoxid“ inzwischen rund 4500 Protestunterschriften gesammelt. Diese wurden am Rande der Sitzung des Stadtrates an Bürgermeister Stephan Vehreschild übergeben.

„Ein starkes Votum, das die breite Ablehnung innerhalb der Bevölkerung und der Politik erneut verdeutlicht“, ist Klaus Schriever überzeugt, der Vorsitzende der Bürgerinitiative.

Protest richtet sich gegen PCC-Gruppe in Duisburg

Der Bürgermeister und die Niederkasseler Politik sind jedoch nicht die eigentlichen Adressaten des Protests. Er richtet sich gegen die in Duisburg ansässige PCC-Gruppe, die die Produktionsanlage sowie weitere Anlagen zur Weiterverarbeitung der Chemikalie errichten und betreiben will.

„Die Geschäftsführung der PCC hat eine Terminanfrage der Bürgerinitiative zur Übergabe der Unterschriften und zur Fortführung eines Austauschs mit dem Verweis auf die derzeitige Überarbeitung des Standortkonzepts abgelehnt“, erläutert Schriever die kurzfristige Übergabe der Unterschriften an den Bürgermeister.

Das Projekt

Die PCC-Gruppe will nach eigenen Angaben rund 500 Millionen Euro in eine Anlage zur Herstellung von Ethylenoxid und dessen Folgeprodukten sowie eine CO2-Rückgewinnungsanlage investieren. Ethylenoxid gilt als krebserregend und ist hochexplosiv. In einem ersten Schritt, so teilte PCC bei der Vorstellung der Pläne im Januar 2020 mit, sollen in Lülsdorf durch das Vorhaben bis zu 200 neue Arbeitsplätze entstehen. (pf)

Dass PCC vorerst einen Termin zur Übergabe der Unterschriften verweigert, steht für die Initiative im Widerspruch zu der vom Unternehmen bekundeten Bereitschaft zu Gesprächen mit den Bürgern. „PCC hat mehrfach betont, dass ihnen die Belange der Anwohner und ein offener Dialog sehr wichtig sind. Die Absage auf unsere Terminanfrage zeigt allerdings erneut, wie ernst die PCC diese Worte tatsächlich nimmt“, bedauert Schriever. „Statt die Belange der Anwohner ernst zu nehmen und anzuhören, stellt man sie vor vollendete Tatsachen.“

Peter Wenzel, Vorstandsvorsitzender der PCC SE und Geschäftsführer der PCC Integrated Chemistries GmbH, betont auf Anfrage der Redaktion dagegen, das Unternehmen sei weiterhin gesprächsbereit. „Dazu waren und sind wir natürlich bereit, wir baten jedoch um eine Verschiebung, da wir unser Standortkonzept überarbeiten, um – ganz im Sinne der Bürgerinitiative – die Sorgen der Anwohner zu berücksichtigen.“

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Seit Monaten macht die Initiative gegen das Vorhaben mobil. 

Ein solches Gespräch sei sinnvoller wenn es auf der Basis eines Standortkonzeptes stattfinde, in das die Bedenken schon eingeflossen seien. „Unabhängig davon nehmen wir die Unterschriften gerne entgegen“, kündigt Wenzel an.

Die Bürgerinitiative hatte im Herbst 2020 eine Online-Petition gestartet. Sie fordert einen Stopp aller Planungen für die EO-Produktionsanlage sowie für die Ansiedlung von fünf weiteren Chemieunternehmen zur Weiterverarbeitung von EO auf dem Evonik Gelände. Sie begründet ihre Forderungen mit Berichten über mehrere Unglücke in europäischen EO-Produktionsanlagen sowie mit mehreren Gutachten.

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Zuletzt hatte der wissenschaftliche Dienst des Bundestags im Auftrag des scheidenden Bundestagsabgeordneten Alexander Neu (Die Linke) ein Papier zum Gefahrenpotenzial der Chemikalie erarbeitet. Darin werden unter anderem die Ergebnisse von Untersuchungen der US-amerikanischen Umweltbehörde EPA zur krebserregenden Wirkung der Chemikalie wiedergegeben.

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