NachrufErich Florin übte nachts am Rheidter Heiligenhäuschen Trompete

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Florin_Trompeter

Der Musik blieb Erich Florin sein Leben lang verbunden.

  • Der Niederkasseler Trompeter Erich Florin übte als junger Mann auf dem Feld zwischen Rheidt und Kriegsdorf, um die Nachbarn nicht zu stören.
  • Als Berufsmusiker kam er mit vielen Stars in Kontakt, blieb jedoch seiner Mondorfer Heimat eng verbunden.
  • Erich Florin starb Mitte November im Alter von 91 Jahren. Ein Nachruf.

Niederkassel – Seinen Traum vom Berufsmusiker hat Erich Florin hartnäckig verfolgt. Aus dem Orthopädie-Schuhmacher-Lehrling wurde ein Trompeter und Bandleader, der international Fuß fasste. Auf dem Höhepunkt seines Schaffens wurde er zum Weltenbummler. Eines bewahrte sich der familienbewusste Mondorfer bis zuletzt: die Liebe zur Heimat und die Treue zum Freundeskreis.

Schon während seiner Lehre wuchs das Interesse an der Musik. Von der Witwe eines Dorftrompeters erhielt er sein erstes Blasinstrument und nahm beim Sieglarer Orchester-Trompeter Adam Hürten Privatunterricht. Den Unterricht finanzierte er auch als „Taxiboot-Fahrer“. So holte er oft seinen Musiklehrer nach dessen längeren Orchesterproben mit einem geliehenen Ruderboot vom Bonner Ufer ab.

Kraft genug hatte er: Faustkampf im Boxclub Troisdorf war seine zweite Leidenschaft. Die redete ihm Hürten aber aus: Geplatzte Lippen unterbrachen den Probenrhythmus.

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Ein Gericht verbat anfangs häufigeres Üben

Der Weg in die große Laufbahn war kein Selbstläufer. In seinen Aufzeichnungen ist zu lesen, dass er anfangs auf gerichtliche Anordnung hin das Proben auf dreimal 20 Minuten pro Woche beschränken musste. Ein im Haus wohnendes junges Ehepaar mit Baby fühlte sich durch um den Schlaf gebracht.

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So verlegte Florin kurzerhand das Üben zum Antonius-Heiligenhäuschen zwischen Kriegsdorf und Rheidt – nachts. Dorthin fuhr er mit dem Fahrrad und festigte im Schein der Taschenlampe sein Können.

Er sollte fünf Jahrzehnte lang ein angesehener Musiker bleiben, 25 Jahre davon als Berufsmusiker. Zunächst wurden die Tanzorchester der Region auf den jungen Trompeter aufmerksam. Etwa die von Hans Stenz, Harry Rometsch oder das einst gefragte Metro-Tanzorchester.

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Erich Florin und Lotti Krekel.

Da seine Ansprüche an sich selbst hoch waren, studierte er an der Kölner Musikhochschule Trompete und Harmonielehre. Das trug Früchte, es folgten Engagements bei Theaterorchestern in Bonn und Wuppertal oder beim Gürzenichorchester. Als nach der Hochzeit mit Jutta die Familie um einen Sohn (Dietmar Florin ist seit 35 Jahren Berufsposaunist in Wien) und zwei Töchter wuchs, sicherte er 16 Jahre lang den Lebensunterhalt mit der Übernahme eines Schreibwarengeschäftes und Gründung eines Papiergroßhandels.

Doch die Musik ließ ihn nicht los. 1976 verkaufte er den Großhandel und gründete die Formation „Erich Florin und seine Siegtaler Musikanten“, später das „Orchester Erich Florin“. Die Engagements häuften sich. Stars wie Lena Valaitis, Heino, Nicole, Bibi Johns, Roland Kaiser und Gitte sangen ihre Hits zur Begleitung von Florin-Ensembles. Auf Kreuzfahrtschiffen begleitete er viele Jahre Roberto Blanco.

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 Häufig begleitete er Entertainer Roberto Blanco auf Kreuzfahrten.

„Nachdem ich Erich zum ersten Mal für eine Gala verpflichtet hatte, nahm ich ihn immer wieder. Er war ein sehr guter Musiker, und es war immer eine nette und perfekte Zusammenarbeit“, erinnert sich der Entertainer und sagt: „Ich bin sehr traurig, dass er nicht mehr da ist.“

Auch als Florin die Berufsmusik an den Nagel gehängt hatte, konnte er nicht ganz davon lassen: Er hielt sich musikalisch bei offenen Jazzveranstaltungen und der Troisdorfer Bigband Trojazz fit. „Er hatte ein musikalisch sehr bewegtes Leben und beachtliche Erfolge. Ich habe großen Respekt vor dem was er er- und geschaffen hat“, sagt Michael Kuhl, Bandleader von Trojazz.

Doch nicht nur die Musik war seine Leidenschaft. Florin war Mitbegründer des Kegelvereins Bettschoner, dem er 60 Jahre bis zur Auflösung treu blieb. Die Männer machten dem Vereinsnamen alle Ehren: So wurden in Mondorfs nächtlichen Gassen schon mal Ständchen gesungen. Auch ein Bad im Rhein schloss zur nachtschlafenden Zeit in heißen Sommern bisweilen den Kegelabend ab.

Der Region war der Mondorfer eng verbunden: Seine Liebeserklärung an die Heimat hinterließ er mit Kompositionen wie „Gruß von Rhein und Sieg“, „Wiesenfest in Mondorf“ oder „Siegtaler Polka“.

Erich Florin ist am 13. November im Alter von 91 Jahren gestorben.

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