NeuwahlenNiederkassels Bürgermeister tritt unter Tränen zurück – FDP wittert Kalkül

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Bürgermeister Stephan Vehreschild sitzt an seinem Schreibtisch hinter einem Laptop.

Bürgermeister Stephan Vehreschild hat am Donnerstagabend seinen Rücktritt bekannt gegeben. (Archivbild)

Stephan Vehreschild tritt aus gesundheitlichen Gründen zurück. Wie es jetzt weitergeht – und warum die FDP wenig versöhnliche Worte findet.

Die Niederkasseler Parteien sind seit Donnerstagabend im Wahlmodus. Nach der Ankündigung von Bürgermeister Stephan Vehreschild (CDU), zum Ende dieses Jahres vorzeitig aus dem Amt zu scheiden, bleiben den Parteien gerade einmal knapp acht Monate, um geeignete Kandidierende zu finden, offiziell zu nominieren und bei der Wählerschaft vorzustellen.

Landrat Sebastian Schuster, der Vehreschilds Bitte um eine vorzeitige Versetzung in den Ruhestand bereits Mitte der Woche entsprochen hatte, hat den 26. November als Termin für die Niederkasseler Bürgermeisterwahl festgesetzt.

Stephan Vehreschild gab unter Tränen seinen Rücktritt bekannt

Vehreschild hatte die Öffentlichkeit in einer bewegenden kurzen Mitteilung am Rande der Sitzung des Niederkasseler Hauptausschusses über seine Pläne informiert. „In den vergangenen Wochen und Monaten hat mir meine Gesundheit erhebliche Probleme bereitet, und ich habe nur unter größten Anstrengungen und Einschränkungen meinen Dienst ordnungsgemäß verrichten können“, so der Bürgermeister, der dieses Amt seit inzwischen 14 Jahren bekleidet, unter Tränen.

Die schmerzhaften und körperlich belastenden Symptome, die nicht lebensbedrohend seien, erforderten aber immer wieder längere Phasen der Erholung und Regeneration. Für seine Entscheidung, sein Amt niederzulegen, seien der Respekt gegenüber dem Amt, die Verantwortung gegenüber der Stadt Niederkassel und gegenüber seiner Familie maßgebend gewesen, so Vehreschild, der auch der Sprecher der Bürgermeisterinnen und Bürgermeister im Rhein-Sieg-Kreis ist.

In den Reaktionen von CDU, SPD und Grünen überwiegt am Tag nach der Ankündigung die Anerkennung für die Leistung Vehreschilds. „Wir sind uns bewusst, welch herausragende Dienste er Niederkassel erwiesen hat, und sind sehr traurig, dass seine Gesundheit ihn daran hindert, sein Amt bis zum Ende der laufenden Wahlperiode im Herbst 2025 auszuführen“, erklären Christoph Schäfer als Vorsitzender des CDU-Stadtverbandes und Dano Himmelrath als Fraktionsvorsitzender.

Niederkasseler FDP vermutet hinter dem Rücktritt politisches Kalkül

Als einen Bürgermeister „im klassischen Sinn“ bezeichnet SPD-Fraktionschef Friedrich Reusch Stephan Vehreschild. „Mit ihm gab es immer eine faire und gute Zusammenarbeit“ – eine Einschätzung, der sich auch Sascha Essig, der Fraktionsvorsitzende der Grünen, anschließen kann.

Weniger versöhnlich klingt, wie die FDP die jüngste personelle Entwicklung im Niederkasseler Rathaus einschätzt. Hinter Vehreschilds Rückzug stehe „ein ganz klares politisches Kalkül“, sagt Fraktionschefin Anette Wickel. Bei einer regulären Bürgermeisterwahl im Jahr 2025 müsse die CDU befürchten, für die „katastrophale Haushaltslage der Stadt“ verantwortlich gemacht werden.

Spätestens bei der Verabschiedung des städtischen Haushalts Ende dieses Jahres werde klar, welche negativen Folgen die anstehende Haushaltssicherung für alle Niederkasselerinnen und Niederkasseler habe. „Da kommt es für die CDU sehr gelegen, wenn man vorher schnell noch einen neuen Bürgermeister wählen kann“, sagt Wickel, die bei der vorigen Wahl Bürgermeisterkandidatin der Liberalen war. „Mich überrascht das ganze ehrlich gesagt nicht.“

Niederkasseler Parteien formieren sich für Wahl im November

Noch vor den Sommerferien wollen alle Parteien nun die Weichen für die Bürgermeisterwahl stellen. Bei der CDU hat es Vorentscheidungen nach Angaben von Vize-Bürgermeister Marcus Kitz bereits schon nach der letzten Kommunalwahl geben. Kitz selbst sehen viele bereits als den Bürgermeisterkandidaten der Christdemokraten – spätestens seit er sich in der vergangenen Woche bei der Eröffnung des Mondorfer Strandfest öffentlichkeitswirksam mit Ministerpräsident Hendrik Wüst ablichten lies.

Auf Anfrage wollte sich Kitz aber nicht zu seinem Ambitionen äußern. Partei und Fraktion wollen aber eine Vorentscheidungen vor der nächsten Ratssitzung am 14. Juni treffen.

Bei SPD und Grünen stehen schon in der kommenden Woche Mitgliederversammlungen an, wo die Bürgermeisterwahl plötzlich im Mittelpunkt stehen dürfte. Bei den Grünen ist nach Angaben von Sascha Essig noch nicht klar, ob sich ein Kandidat oder eine Kandidatin bereit findet.

Bürgermeisterwahl in Niederkassel: Wer kooperiert mit wem?

Sollte das nicht der Fall sein, müsse man auch mit anderen Parteien über einen gemeinsamen Kandidaten sprechen.„Ich habe schon Signale vernommen, dass die CDU als unserer gelegentlicher Kooperationspartner auf uns zukommen möchte“, sagt Essig. Auch SPD und FDP wollen die Wochen vor der Sommerpause nutzen, um die Kandidatenfrage zu klären.

Bei der SPD scheint alles auf eine erneute Kandidatur von Parteichef und Vizebürgermeister Matthias Großgarten hinauszulaufen. Immerhin wird er in einer Pressemitteilung als „bisheriger SPD-Kandidat für das Amt des hauptamtlichen Bürgermeisters“ bezeichnet.

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