Cannabis-Prozess in BonnMieter verwüstet Haus für Plantage

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Hanfpflanze (Symbolbild)

Hanfpflanze (Symbolbild)

Bonn/Rhein-Sieg-Kreis – Der Vermieter traute seinen Augen nicht. Seine frisch renovierte Immobilie, die er drei Monate zuvor an einen jungen Mann vermietet hatte, war „ein einziges Schlachtfeld“.

Da waren Wände herausgestemmt, Durchbrüche in den Bädern, Stromkabel rausgerissen. Und das Schlimmste: Das viele Wasser, das offenbar für das Wachstum einer Indoor-Plantage großzügig eingesetzt wurde, war tief in die Böden gesickert: „Da hat mich mehrfach der Schlag getroffen“, erzählte der 41-jährige Vermieter, der jetzt als Zeuge im Strafverfahren gegen seinen Ex-Mieter ausgesagt hat. „Diese Zerstörung, dieses Chaos! Erschreckend!“

Unbekannter gab der Polizei den Hinweis

Wegen Handels mit großen Mengen Marihuana muss sich ein 23-Jähriger vor der 1. Großen Strafkammer des Bonner Landgerichts verantworten. Die Staatsanwaltschaft wirft dem Angeklagten vor, zusammen mit zwei unbekannt gebliebenen Mittätern das dreigeschossige Gebäude im März 2021 gemietet und zu einer Cannabisplantage umgebaut zu haben.

Die Plantagenbetreiber jedoch konnten nur einmal ernten: Denn bereits im Juni 2021 kam es zu einem anonymen Hinweis auf die Immobilie, die abgelegen in einem Dorf im Oberen Siegtal liegt. Als ein Observierer mit einem schnellen Blick in eine Mülltonne Hinweise auf illegalen Drogenhandel entdeckte, kam es am 3. Juni zu einer Durchsuchung. Dabei wurden 28,8 Kilo bereits geerntetes und zum Trocknen aufgehängtes Marihuana sichergestellt.

Vermieter half noch mit Werkzeug aus

Der Vermieter, der mit seiner Familie direkt nebenan wohnte, hatte von den „Kernbohrungen“ – so ein Kriminalbeamter – in seiner Immobilie keine Ahnung. Da er tagsüber auf der Arbeit gewesen und erst abends heimgekehrt sei, habe er nichts mitbekommen, erzählte er.

Er habe seinen neuen Nachbarn sogar mit Werkzeug ausgeholfen, erinnert sich der Zeuge kopfschüttelnd. Der Mietschaden sei immens gewesen, obwohl er viel „in Eigenregie“ gemacht habe: 20.000 Euro habe er in das Haus gesteckt, um es wieder bewohnbar zu machen.

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Er habe keinerlei Verdacht gehabt, so der Zeuge weiter, als sich drei junge Männer für sein Haus interessiert hätten. Schnell sei es zum Abschluss des Mietvertrags gekommen, den nur einer, nämlich der 23-Jährige, unterschrieben hatte, und nach Zahlung der ersten Miete über 1350 Euro sowie Kaution in bar auch zur Schlüsselübergabe.

Der Angeklagte schweigt am ersten Prozesstag

Nur den Namen des Angeklagten kenne er, da er sich auch seinen den Personalausweis kopiert hatte. Wie viele Personen das Mietobjekt beziehen wollten, das wisse er nicht, sagte der Zeuge auf Nachfrage der Richter, er habe nicht gefragt, da es ihm auch egal gewesen sei.

Der Angeklagte hat am ersten Prozesstag zu den Vorwürfen eisern geschwiegen, auch kein Wort zu mutmaßlichen Mittätern gesagt.

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