Reaktionen in Rhein-SiegErlaubnis zum Segen für gleichgeschlechtliche Paare kommt gut an

Lesezeit 3 Minuten
Eine Regenbogenflagge vor einer Kirche mit weiß-ziegelfarbener Fassade

Die katholische Kirchengemeinde St. Servatius positioniert sich gegen Homophobie. Vor der Kirche St. Servatius am Siegburger Marktplatz weht im März 2021 die Regenbogenflagge.

Die katholische Kirche bewegt sich: Der Vatikan erlaubt den priesterlichen Segen für homosexuelle Paare. Pfarrer und Laien begrüßen den Schritt.    

„Grundsätzlich wunderbar“ war die Nachricht aus Rom für Hermann-Josef Zeyen, den leitenden Pfarrer der katholischen Pfarreiengemeinschaft Troisdorf. Die Entscheidung sei „längst überfällig“ gewesen, er nehme sie „sehr positiv“ auf.

Theologisch oder dogmatisch sei die Erlaubnis zum Segen auch für gleichgeschlechtlich liebende Paare „gar keine große Sache“, führte Zeyen aus. „Die Ehetheologie wird so beibehalten“, tatsächlich finde nun eine wichtige Akzentverschiebung statt: „Weg vom Gedankengebäude hin zum Leben von Menschen.“ Und zwar von Menschen „in der Situation, in der sie sind.“

Wichtige Akzentverschiebung hin zum Leben von Menschen 

Für Hermann-Josef Zeyen ist die nun erfolgte Anweisung aus Rom theologisch geradezu zwingend. „Wenn Menschen Ebenbilder Gottes sind“, so führte er am Dienstag aus. „Dann sind sie richtig, so wie sie sind.“ Und damit „nicht nur segenswürdig, sondern selbst ein Segen.“

Viele Menschen hätten die Haltung der katholischen Kirche als verletzend wahrgenommen, weiß der Geistliche; ihm sei allerdings wichtig, dass das nicht nur für Paare aus der LGBTQ-Community gelte, sondern auch für Geschiedene oder ältere Menschen, die nicht heirateten, weil sie sonst dringend benötigte Altersbezüge verlören.

Ob nun mehr Menschen den Wunsch nach Segnung im Pfarrbüro vorbringen, vermöge er nicht einzuschätzen, sagte Pfarrer Zeyen. Der öffentliche Rahmen bleibe ja nach wie vor verwehrt. Wobei er Kontroversen über die Definition eines Gottesdienstes durchaus  erwartet: „Die Feier eines Segens ist eigentlich schon ein Gottesdienst.“

Ein Pfarrer mit schwarzem Hemd und weißem Kragenband vor einem Baum

Pfarrer Hermann-Josef Zeyen begrüßt die Erlaubnis zum Segen für gleichgeschlechtliche Paare

Die Anweisung aus Rom werde auch in der Weltkirche ihre Wirkung entfalten, ist Zeyen überzeugt: „Wer es jetzt noch anders handhabt, kann sich nicht mehr auf die katholische Lehre berufen“. 

Auch der Pastor der Siegburger St.-Servatius-Gemeinde Karl-Heinz Wahlen findet die Entscheidung „natürlich positiv“ und sieht sie gar als „Geschenk zu Weihnachten“. Die meisten Menschen in Deutschland hätten das wahrscheinlich als überfällig angesehen. Bei dem Segen für homosexuelle Paare handele es sich auch um eine Forderung des Synodalen Wegs, die Lehre von der Ehe bleibe indes unangetastet. 

Zwei Männer im Mittelgang einer Kirche mit Kirchenbänken

Pfarrer Karl-Heinz Wahlen (links) mit Klaus Braukmann, erster Vorsitzender der Bürgergemeinschaft Deichhaus, in der Kirche St. Elisabeth

Die Entscheidung passe zu seiner Wahrnehmung von Papst Franziskus: Diesem gehe es nicht darum zu "ideologisieren", sondern sich auf die Menschen auszurichten. „Das ist ein guter Weg“, so Wahlen, und sehr viel besser, „als Gräben aufzureißen.“      

Ein Geschenk Gottes, das man weitergeben kann

„Ein Segen Gottes ist ein Geschenk, das man weitergeben kann“, hebt der Pastor hervor, „aber keine Belohnung für Bravsein.“ Auf die Frage, wie er die Frage gehandhabt habe, antwortet er: „Ich spreche immer gerne einen Segen zum Valentinstag. Und da sind alle dabei.“ 

„Es bewegt sich ein bisschen was“, sagt die Vorsitzende des Kreiskatholikenrats Rhein-Sieg Bettina Heinrichs-Müller auf Anfrage der Redaktion. „In einer Demokratie haben Homosexuelle ganz selbstverständliche Rechte. Die Kirche hat nachgezogen.“

Eine Frau in einer hellbraunen Lederjacke vor einem grünen Hintergrund

Bettina Heinrichs-Müller, Vorsitzende des Kreiskatholikenrats, sieht jetzt Bewegung in der katholischen Kirche.

Sie fragt sich jetzt, wie das Erzbistum mit der Abmahnung gegen Pfarrer Herbert Ullmann aus Mettmann umgeht, der in seiner Gemeinde Segensfeiern ermöglicht hatte. „Jetzt darf das nicht mehr verboten werden.“ Im Diözesanrat sei die Frage ein ganz großes Thema gewesen: „Alles wird gesegnet, nur homosexuelle Menschen nicht.“ Jetzt sei eine Öffnung zu sehen.     

Ein großer Schritte auf der internationalen Ebene

Ein wirklich großer Schritt sei die Entscheidung aus dem Vatikan gar auf internationaler Ebene. „Auf anderen Kontinenten ist die Situation Homosexueller mitunter sehr düster“, stellt die Diplom-Theologin fest. In Uganda etwa sei noch unlängst die Todesstrafe für gleichgeschlechtlich Liebende eingeführt worden. Und das in einem Land, in dem viele Christen lebten. Auf die katholische Kirche jedenfalls könne man sich mit einer solchen Haltung jetzt nicht mehr berufen.   

Heinrichs-Müller pocht aber auch auf die Forderung, dass auch Frauen als Priesterinnen den kirchlichen Segen spenden dürfen. Denn auch bei Frauenrechten müsse die katholische Kirche einer Vorbildfunktion gerecht werden.     

KStA abonnieren