Meteorologe Karsten Brandt wirft einen Blick auf die möglichen Wetterlaunen der nächsten Monate und gibt Abschätzungen zum möglichen Winter.
WettereckeLa Niña, Polarwirbel und Co. – Stehen die Zeichen in diesem Jahr auf „echtem Winter“?

Raureif bedeckt ein Blatt auf einer Wiese: Bekommen wir dieses Jahr einen richtigen Winter? (Symbolbild)
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Zugegeben: Diese Witterungsprognose ist noch mit Vorsicht zu genießen – aber sie ist ausgesprochen spannend. Vielleicht ist das Wort „Prognose“ ein wenig hoch gegriffen, denn es würde eine Genauigkeit versprechen, die es bei solchen Aussagen nicht gibt. Es sind wohl eher Abschätzungen.
Schenkt man den aktuellen Langfristmodellen, zum Beispiel denen des amerikanischen Wetterdienstes National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA), Glauben, stehen die Chancen auf einen deutlich kälteren Winter in Europa recht gut. Zumindest sind sie größer als in den vergangenen Jahren.
La-Niña-Phasen gehen oft mit kälteren Wintern in Europa einher
Welche Signale darauf hindeuten, möchte ich Ihnen an dieser Stelle aufzeigen: Einerseits steuern wir auf eine weltweite La-Niña-Phase zu. Damit bezeichnen Meteorologinnen und Meteorologen ein Klimaphänomen, bei dem sich die Oberflächentemperaturen im tropischen Pazifik spürbar abkühlen. Das beeinflusst die großräumigen Luftströmungen und führt zu Veränderungen der Wetter- und Niederschlagsmuster rund um den Globus. Das Gegenstück dazu ist El Niño, eine Phase mit überdurchschnittlich warmem Pazifikwasser.
Zwar wirken sich La Niña und El Niño auf das europäische Wetter nur indirekt und allein nur wenig aus; dennoch gibt es statistische Hinweise, dass Übergangsphasen zu La Niña tendenziell mit kälteren Wintern in Europa einhergehen. Besonders dann, wenn zugleich der Polarwirbel nur schwach ausgebildet ist. Ist der Polarwirbel stark, hält er die Kaltluft um den Pol, ist er schwach, kann es häufiger zu Ausbrüchen kommen.
Die vergangenen Winter in Rhein-Sieg waren oft milde
Für Dezember und Januar werden nur noch geringe positive Temperaturabweichungen im Vergleich zu den 1990er- und 2000er-Jahren berechnet. Schauen wir auf die Winter der vergangenen Jahre im Rhein-Sieg-Kreis, fällt auf, dass es praktisch nur milde Winter gab. Am Rotter See in Troisdorf belief sich die Mitteltemperaturen in den Wintern zwischen 2018 und 2025 auf vier bis sechs Grad.
Der „kälteste“ Winter in diesem Zeitraum war der Winter 2024/2025 mit einer Mitteltemperatur von 4,2 Grad, der wärmste ist mit 6,4 Grad in den Jahren 2023/2024 zu finden.
Den kältesten Wintermonat verzeichneten wir im untersuchten Zeitraum im Januar 2019 - damals betrug das Monatsmittel 2,7 Grad. Eher frühlingshaft statt winterlich war dagegen der wärmste Wintermonat im Ranking: Im Februar 2024 belief sich die Monatsmitteltemperatur auf 8,9 Grad.
Warten wir’s ab, vielleicht folgt im Winter 2025/2026 mal wieder eine kalte Überraschung – und für längere Zeit ein schneeweißer Rhein-Sieg-Kreis?