In einem Gottesdienst wurden 19 neue Notfallseelsorger ausgesendet, danach wurde im Jungen Theater Bonn erst gewürdigt, dann gefeiert.
25 Jahre NotfallseelsorgeHelfer aus Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis feierten „Silberhochzeit“

Die Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg feierte im Jungen Theater Bonn in Beuel ihr 25-jähriges Bestehen. Das Team der Notfallseelsorge wurde mit einer Medaille durch das Landespfarramt geehrt.
Copyright: Ralf Rohrmoser-von Glasow
Als unverzichtbaren Bestandteil unserer Gesellschaft würdigte Bonns Oberbürgermeisterin Katja Dörner die Arbeit der Notfallseelsorge Bonn/Rhein-Sieg. Sie sprach auf der Feier zu derem 25-jährigen Bestehen im Jungen Theater Bonn. Die Feuerwehr und die Stadt profitiere von ihrer Arbeit. Dörner nannte zwei herausragende Beispiele. Feuerwehrleute waren nach einem Rettungseinsatz auf dem Rhein mit ihrem Mehrzweckboot selbst in Not geraten. Und es waren Bonner Feuerwehrleute, die die beiden toten Einsatzkräfte am 18. Juni 2023 nach dem Brand eines Motorradgeschäftes in Sankt Augustin bargen.
In beiden Fällen war das Team um die beiden Hauptkoordinatoren, Albi Roebke von der evangelischen und Pater Dr. Jürgen Langer von der katholischen Seite, ganz nah dran und für die Betroffenen da. „Notfallseelsorge ist Erste Hilfe für die Seele“, sagte die Oberbürgermeisterin. Besonders positiv hob sie heraus, dass der Dienst ökumenisch aufgestellt ist.

Oberbürgermeisterin Katja Dörner betonte die Bedeutung des ökumenischen Ansatzes der Arbeit.
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„Es beginnt mit einem klingenden Namen“, begann Roebke seinen kurzen geschichtlichen Abriss. Als Kriegspsychiater hat der Vater von Dietrich Bonhoeffer, Professor Dr. Karl Bonhoeffer, die psychischen Folgen der Schrecknisse des Ersten Weltkriegs studiert. Etwa ein Drittel hätten länger damit zu tun, zwei Drittel aber eben nicht, bilden auch kein Trauma aus.
Zwei Katastrophen stehen vor dem Start der Notfallseelsorge in Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis viele Jahre später. Der Absturz eines Jets bei einem Flugtag in Ramstein 1988 und das ICE-Unglück in Eschede 1998. Es gab keine offiziellen Strukturen, erinnerte Roebke. Alles wurde zusammengekratzt, was Ahnung davon hat. Dazu gehörte auch Langer, der 1999 dann mit dem Aufbau eines geregelten Systems startete.
„Der Schullinke tauchte da bei Dir auf“, sagte der heutige Koordinator von der evangelischen Landeskirche in Anspielung auf alte Schulzeiten„. Der Herr tut nichts weiter als zu fügen.“ Das Gespann verbindet inzwischen eine tiefe Freundschaft. Wir sind 2000 an den Start gegangen, keiner konnte sich was darunter vorstellen. Sie mussten den Einsatzkräften der Blaulichtfamilie klar machen, das ist psychologische Hilfe, kein Missionierungsversuch.
Der Mord an Hannah machte die Notfallseelsorge breit sichtbar
Der Mord an Hannah in Königswinter 2007 machte die Arbeit erstmals breit sichtbar, weil deutlich wurde, da kommen keine Geistlichen mit Heiligenbildchen. Das Team kümmerte sich um die direkten Angehörigen und die Schule, fasste den Begriff der akuten Krisenintervention viel breiter als zuvor.
Die Corona-Pandemie sei eine anstrengende Zeit gewesen. „Uns ist klar geworden, wir dürfen nicht aufhören“, so Roebke. Zum Stresstest für das System wurde die Flutkatastrophe, nicht nur an der Ahr, sondern auch in Rheinbach und Swisttal, mit mehr als 200 Einsätzen. „Ohne Jürgen wäre die Notfallseelsorge nicht gegründet und nicht in so professionelle Bahnen gelenkt worden.“
Wir bieten rund um die Uhr menschliche Zuwendung für Menschen in akuten Notsituationen.
Langer parierte das Lob in der ihm eigenen Weise: „Das tut schon weh, wenn Albi einen unter Geschichte abhakt.“ Er ging noch ein Stück weiter zurück, seit 30 Jahren schon arbeitet eine kleine Seelsorgergruppe, unter anderem ist Wolfgang Rick dabei, Feuerwehrpfarrer aus Hennef. „Wir bieten rund um die Uhr menschliche Zuwendung für Menschen in akuten Notsituationen“, fasste er kurz und knackig zusammen.
„Wir kommen selbst absichtslos, aber nicht neutral“, betonte er die Bedeutung des religiösen Kerns. „Und wir sind parteiisch auf der Seite der Opfer. Wir fühlen uns in die Situation.“ Aus dem in der intensiven Ausbildung Erlernten wenden die Helfer an, was im jeweiligen Augenblick, das Richtige ist: Schweigen, Information, Zuhören, Organisation, was auch immer. Hoffnung sei das, was mit Religion verbunden sei. „Ich hoffe, dass wir das noch viele Jahre tun können“, schloss Langer.

Der Bonner Stadtdechant Dr. Markus Hofmann überbrachte einen Blumenstrauß, vor allem aber Lob und Segenswünsche.
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Hoffnung macht auch das, was im Gottesdienst zuvor passiert war. 19 neue Notfallseelsorgerinnen und -seelsorger wurden neu gesegnet und ausgesendet. Bonns Stadtdechant Dr. Markus Hofmann erinnerte an die Verzehnfachung der Einsatzzahlen, 415 waren 2024. „Es gibt nicht viele Felder in der Seelsorge, in denen das zu verzeichnen ist.“ Er schenkte einen Blumenstrauß. Einen Korb mit Pizzazutaten brachte Gregor Weichsel mit, Sprecher der Vereinigten Kreissynodalvorstände. Er spielte damit auf eine Geschichte aus Roebkes Buch „Und auf einmal ist alles anders wie es war“ an. Sein Lob wirkte sehr spontan: „Das ist so genial und echt, wie ihr das in euren Einsätzen tut.“
Casten Schneider, stellvertretender Leiter der Bonner Berufsfeuerwehr, dankte aus langer Erfahrung: „Manchmal können wir Betroffenen mit unserem Handwerk nicht mehr helfen, aber ihr seid da.“ Zum Schluss gab es für alle, alte wie neue, Kräfte eine Medaille durch das Landespfarramt der evangelischen Kirche.