Der Rhein-Sieg-Kreis und die Verbände der Freien Wohlfahrtspflege haben ihre gemeinsame Rahmenvereinbarung über soziale Dienste und Leistungen erneuert. Diese Zusammenarbeit besteht schon seit mehreren Jahren und wurde um fünf Jahre verlängert – und einige wichtige Punkte nochmal herausgehoben.
Besonderes Augenmerk liegt demnach auf den Herausforderungen des demografischen Wandels, der Integration von Geflüchteten, der Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention sowie den Chancen und Aufgaben der Digitalisierung.
Wohlfahrtsverbände kümmern sich zuerst um soziale Aufgaben – Kreis springt ein, wenn nötig
„Wir wollen mit der Erneuerung der Vereinbarung die Kooperation und ihr Gelingen herausstellen“, sagte Landrat Sebastian Schuster vor der Unterzeichnung. Die Zusammenarbeit ermögliche es, sich auszutauschen, schnell auf aktuelle Entwicklungen zu reagieren und gemeinsame Projekte anzustoßen.
„Die Wohlfahrtsverbände sind unverzichtbare Partner für die Arbeit für soziale Gerechtigkeit und gesellschaftliche Teilhabe“, so Schuster weiter. 9400 hauptamtliche und 8500 ehrenamtliche Mitarbeitende unterstützten diese Arbeit, die nach dem Prinzip der Subsidiarität funktioniere. Das bedeutet: Die Verbände übernehmen zuallererst soziale Aufgaben, der Kreis springt ein, wenn dies nötig wird.
Wohlfahrt und Kreis wollen sich auf gesellschaftliche Vielfalt konzentrieren
Mithilfe der „verlässlichen und vertrauensvollen Zusammenarbeit“ mit dem Kreis seien Planungen und Projekte jedoch besser realisierbar, betonte Barbara König. Sie ist Geschäftsführerin des Kreisverbands der Arbeiterwohlfahrt (Awo) Bonn/Rhein-Sieg und fungiert aktuell als Sprecherin der Verbände. „Wir stehen vor großen Aufgaben und wollen daher den Fokus auf langfristige Integration und Prävention in der Gesundheit und Armut legen“, schilderte König die Ausgangslage.
Anwesend bei der Unterzeichnung waren weitere Vertreterinnen und Vertreter der Wohlfahrtsverbände: Harald Klippel, geschäftsführender Vorstand des Caritasverbands Rhein-Sieg; Almut van Niekerk, Superintendentin des Evangelischen Kirchenkreises an Sieg und Rhein; Frank Malotki, geschäftsführender Vorstand des DRK-Kreisverbands Rhein-Sieg, und Reiner Mathes, Geschäftsführer des Paritätischen in Rhein-Sieg.
„Wir wollten uns in der erneuerten Vereinbarung noch deutlicher auf die gesellschaftliche Vielfalt konzentrieren“, erklärte Ursula Thiel, Dezernentin für Soziales, Gesundheit, Versorgung und Kommunale Integration im Rhein-Sieg-Kreis. Mehr Präventionsprojekte sollten zum Beispiel verhindern, dass Notsituationen sich überhaupt entwickelten. Der Teilhabe-Gedanke spiele hier eine wichtige Rolle, betonte Barbara König. „Wir wollen frühzeitig beraten, dabei geht es um das, was gern Präventionskette genannt wird: Arbeitsmarkt, Finanzielles, Kinderbetreuung und -förderung, Kinder, Offene Ganztagsschule.“
Wichtiger Punkt der Vereinbarung: Prävention bei Gesundheit und Armut
Die Wohlfahrtsverbände sollten verstärkt darauf blicken, dass auch kein Kind zurückbleibe. Bei der Beratung gehe es um viel Hilfe zur Selbsthilfe und auch beim Thema Pflege um frühe Beratung, zum Beispiel zur Umgestaltung der Wohnung in altersgerechtes Wohnen. „So kann Prävention Notlagen verhindern, und wenn früh investiert wird, können später Kosten gespart werden“, betonte König.
Bei der Digitalisierung verstünden sich die Wohlfahrtsverbände auch als Aufpasser, dass alle mitgenommen würden und niemand abgehängt werde, sagte Reiner Mathes vom Paritätischen im Rhein-Sieg-Kreis. Es sei wichtig, die modernen Möglichkeiten zu nutzen, aber es müsse auch darauf geachtet werden, dass alle den Weg mitgehen könnten.
„Insgesamt haben wir im Rhein-Sieg-Kreis mit der strategisch-sozialen Gesundheitsplanung eine hervorragende Grundlage für unsere Arbeit“, sagte Harald Klippel vom Caritasverband. „Was getan werden muss, ist nun, die Planung und Ideen mit Leben zu füllen.“