Rhein-Sieg-KreisWanderstrecken während der Pandemie dreimal so beliebt

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Seit dem Lockdown haben viele Einheimische erst den Reiz lokaler Wanderwege entdeckt, wie hier den Kräuterweg.

Seit dem Lockdown haben viele Einheimische erst den Reiz lokaler Wanderwege entdeckt, wie hier den Kräuterweg.

  • Während der Corona-Pandemie sind die Wanderstrecken im Rhein-Sieg-Kreis dreimal mehr genutzt worden.
  • Doch besonders im Wald gibt es Probleme: Der Borkenkäfer und marode Bäume nehmen zu.
  • Eine Bestandsaufnahme.

Rhein-Sieg-Kreis – Dreimal so viele Wanderer auf den Wegen an Rhein und Sieg, viele neue Gesichter und einige, die schon begeistert angekündigt haben, dass sie bestimmt wieder kommen. Felix Knopp, Wegemanager des Natursteigs Sieg und Mitarbeiter der Wirtschaftsförderung im Kreishaus, zieht nach dem Corona-Lockdown und den gerade zu Ende gegangenen Sommerferien in NRW eine grundsätzlich positive Bilanz.

Aber auch kritische Punkte lässt er nicht unerwähnt. Schon mit den schärferen Beschränkungen im Frühjahr hätten sich viele Menschen an die Natur unmittelbar vor der Haustür erinnert, berichtet Knopp: „Wir haben ja hier eine Menge zu bieten, nicht nur den Wald.“ 300 Prozent der üblichen Zahl an Wanderern seien im Schnitt unterwegs gewesen.

Die Beschilderung der Wanderstrecken behält Felix Knopp als Wegemanager stets im Auge.

Die Beschilderung der Wanderstrecken behält Felix Knopp als Wegemanager stets im Auge.

Als Wirtschaftsförderer sei er begeistert, zumal überregionale Messen und Werbeveranstaltungen in diesem Jahr abgesagt wurden. Der Zustrom habe aber nicht alle Anwohner des Natursteigs und seiner Erlebniswege begeistert. Manch ein Dorfbewohner sei sogar ziemlich genervt gewesen. Anders als in der Eifel hätten die Behörden an Rhein und Sieg keine Wanderparkplätze geschlossen. Auf den Erlebniswegen und den Etappen des Natursteigs gebe es ausreichend Platz, um sich aus dem Weg zu gehen und trotzdem die Natur zu genießen. Dass sich mancher Neuling im Wald falsch verhalte, sei unschön.

Alles zum Thema Klimawandel

Borkenkäfer und lichtes Blätterdach

„Wir hatten Leute, die sich Abkürzungen gesucht haben an Stellen, wo wir sie nicht haben wollen.“ Das kritisiert der Wegemanager als „Wildwuchs“ der Wanderleidenschaft. Nicht umsonst seien die Wege so markiert, dass sie zum Beispiel Schwarzstorchnester weiträumig umgingen. Sorge bereitet Felix Knopp der Klimawandel. Nicht nur wegen der Freiflächen, auf denen der Borkenkäfer den Fichten den Garaus gemacht habe, seien Sonnenschutzmittel beim Wandern nötig. Das Blätterdach sei lichter geworden.

„Der Wald heizt sich auf. Es wird auch bei uns trockener.“ Während Knopp die Schilder wartet, kommt er mit Kim Wittfeld ins Gespräch. „Eigentlich wollte ich zum Surfen nach Südafrika, das war der geplante Sommerurlaub“, berichtet der Kölner. Stattdessen ist er mit seinem Onewheel auf dem Natursteig unterwegs. Beim Auf und Ab mit dem akkubetriebenen Einrad über die Pfade und Wege fühlt sich der Betreiber einer Agentur für Digitalprojekte richtig wohl. „Ich habe sogar schon mal mit dem Gedanken gespielt, hierher zu ziehen“, verrät er, holt sich beim Experten noch Tipps und ist dann wieder verschwunden.

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Gespräche wie dieses hat Felix Knopp häufig. Dann verweist er gern auf die Qualitätsgastgeber am Natursteig, die sich über Gäste freuten. „Der Lockdown hat viele an den Rand ihrer Existenz gebracht“, berichtet der Wegemanager. Er hoffe, dass die vergangenen Wochen trotz der Abstandsgebote noch etwas hätten wett machen können. „Außerdem setze ich darauf, dass die Leute von unserer Natur an der Sieg so begeistert sind, dass sie wieder kommen. Dann könnten die Gastgeber am Ende doch noch vom Lockdown profitieren.“

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