280 Feuerwehrleute waren bei der RSAG im Einsatz, 150 beim Großbrand in Lohmar – alle wurden verpflegt. Wie die Ehrenamtlichen das geschafft haben.
Am LimitSo schafften Feuerwehr und Hilfsorganisationen in Rhein-Sieg die Großeinsätze

Die Feuerwehr schichtete den brennenden Sperrmüll vor der Halle in Troisdorf auf, um ihn draußen ablöschen zu können.
Copyright: Marius Fuhrmann
Die beiden Großbrände bei der RSAG in Troisdorf und am Kastell Sonneck in Lohmar hatten am Mittwoch nicht nur die Feuerwehr an ihre Grenzen gebracht, sondern auch Hilfsorganisationen wie das Deutsche Rote Kreuz und die Malteser. Denn sie mussten die Feuerwehrleute bei ihren mehrstündigen Einsätzen verpflegen. Zwischenzeitlich wurden die Vorräte knapp. Wie die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer trotzdem einsatzfähig blieben.
Ein kurzer Blick auf die Anzeige der Brandmeldeanlage der RSAG hatte Einsatzleiter Daniel Schwamborn ausgereicht, um zu wissen, dass dies kein Fehlalarm ist. Acht Sensoren und zwei Kameras hatten Temperaturveränderungen wahrgenommen. Da war es etwa 0.45 Uhr.
Größter Feuerwehreinsatz in Troisdorf seit Jahren
Was folgte, war der größte Einsatz für die Troisdorfer Feuerwehr seit Jahren: 200 Tonnen Abfall standen in der Sperrmüllhalle in Flammen. Erst nach 20 Stunden war das Feuer aus. 280 Einsatzkräfte, die sich gegenseitig ablösten, waren vor Ort, löschten erst von außen, fuhren den noch brennenden Sperrmüll nach draußen, wässerten die Müllberge. Unterstützt wurden sie von zahlreichen Ehrenamtlichen anderer Feuerwehren aus umliegenden Kommunen, unter anderem aus Lohmar.
Die bekamen es am Nachmittag mit einem eigenen Großbrand zu tun: In Kreuznaaf brannte die Ruine des sogenannten Kastell Sonneck, hier waren 150 Kräfte aus Lohmar, Bornheim, Neunkirchen-Seelscheid und Troisdorf-Altenrath im Einsatz. Einige von ihnen hatten bereits in der Nacht in Troisdorf gegen die Flammen gekämpft. Dass trotzdem kein Kräftemangel herrschte, ist einem ausgeklügelten System zu verdanken.
Bei der RSAG hätte man beispielsweise die halbe Feuerwehr Sankt Augustins hinzurufen können.
„Wir haben im Rhein-Sieg-Kreis 15 Alarmgruppen, die während großer Einsatzlagen aus ihren Standorten herausgelöst werden können, ohne ihre eigene Kommune zu schwächen“, erklärt Kreisbrandmeister Stefan Gandelau. „Bei der RSAG hätte man beispielsweise die halbe Feuerwehr Sankt Augustins hinzurufen können. Dann wäre diese aber in Troisdorf gebunden gewesen. Deswegen haben wir insgesamt acht Alarmgruppen aus umliegenden Kommunen alarmiert.“
Eine Alarmgruppe bestehe aus einem Löschfahrzeug mit neun Personen. Aus Lohmar kam die Löschgruppe Birk. „Diese Standorte sind aufgrund der Nähe zu anderen Ortsteilen oder einer hohen Dichte von Gerätehäusern so gewählt, dass sie schnell ersetzt werden können. Sprich: wenn es nun in Birk brennt, können andere Einheiten der Lohmarer Feuerwehr nachrücken. Trotzdem haben wir genug Feuerwehrleute dort, wo wir sie brauchen.“ Für jede Stadt und Gemeinde gebe es eine Rangfolge mit den Feuerwehren, die am nächsten dran sind. „Die jeweils weiteste ist demnach die letzte.“
Die Einsätze zeigten Leistungsfähigkeit der Feuerwehren in Rhein-Sieg
Nun brannte es am Mittwoch tatsächlich im Stadtgebiet von Lohmar, während die Birker Feuerwehr noch in Troisdorf im Einsatz war. Stattdessen kamen Kräfte aus Sankt Augustin-Buisdorf hinzu, unterstützt von der Feuerwehr aus Seelscheid. „Der Mittwoch hat gezeigt, wie leistungsfähig die Freiwilligen Feuerwehren im Rhein-Sieg-Kreis sind“, sagt Gandelau.
Auch das Deutsche Rote Kreuz und der Malteser Hilfsdienst hatten viel zu tun. Bei mehrstündigen Einsätzen stellen sie Verpflegung für die Einsatzkräfte – wenn es sein muss, ohne Vorlaufzeit. „Dafür halten wir Vorräte bereit, die wir schnell an die Einsatzstelle bringen können“, sagt DRK-Kreisbereitschaftsleiter Jens Koelzer.

Das Deutsche Rote Kreuz baute auf der gesperrten Bonner Straße eine Verpflegungsstation auf.
Copyright: Marius Fuhrmann
Jedoch waren die Lohmarer Malteser zur Ablösung der DRK-Gruppen Siegburg und Troisdorf zur RSAG gerufen worden – inklusive ihrer Vorräte. Als dann in Lohmar ebenfalls Verpflegung angefordert wurde, musste Gesamtleitung der Malteser improvisieren.
Ehrenamtliche versorgten Einsatzkräfte seit tief in der Nacht
Gegen 2 Uhr in der Brandnacht bei der RSAG waren die Ehrenamtlichen für die Versorgung mit kalten und warmen Getränken angefordert worden. „Dann kam die Nachfrage nach Snacks, also haben wir Schnitzelbrötchen produziert. Für das Frühstück haben wir nach Rücksprache mit Bäckereien 400 Brötchen geholt, andere sind im Großmarkt Wurst und Käse kaufen gefahren. Als klar wurde, dass es länger dauert, haben wir schließlich Nudeln mit Gulasch als Mittagessen und Frikadellenbrötchen als Abendessen zubereitet“, sagt Koelzer.

Gulasch mit Nudeln standen beim Deutschen Roten Kreuz auf dem Speiseplan.
Copyright: Marius Fuhrmann
„DRK, Malteser und Johanniter haben im Kreis 14 Standorte, die bestimmten Einsatzgebieten zugeordnet sind. Bei Einsätzen verschieben wir die Einheiten, wie wir sie brauchen“, erklärt er. Jeder dieser Standorte halte 500 Portionen Essen vor. „An fünf Standorten, darunter in Troisdorf, können wir kochen. Wenn es, wie am Mittwoch, zu Engpässen kommt, können wir nachjustieren.“
Die Hilfsorganisationen hätten Verträge mit verschiedenen Märkten, um auch nachts oder am Wochenende einkaufen zu können. „Der Gulasch wird allerdings in Dosen gelagert und aufgewärmt, die Schnitzel sind tiefgekühlt – alles andere ist in der kurzen Zeit nicht machbar. Wenn wir ein bisschen Vorlauf haben, schnippeln wir aber auch schon mal Gemüse oder machen eine Tomatensoße für die Vegetarier“, sagt Koelzer.
Als die Vorräte gerade wieder aufgefüllt worden waren, sei die Alarmierung nach Lohmar gekommen. „Wir haben dann die Küche in Troisdorf wieder hochgefahren, weil die zentral liegt. Da haben wir ebenfalls Gulasch aufgewärmt und mit frischem Personal nach Lohmar gefahren.“ Die dortige Ortsgruppe, eigentlich eine Sanitätseinheit, habe die Ausgabe von den zuständigen Maltesern übernommen. „Unterwegs haben die noch ein paar Getränke und Schokoriegel aus Neunkirchen-Seelscheid eingesammelt, die Feuerwehrleute haben gar nicht gemerkt, woher das Essen kam“, berichtet Koelzer.
„Insgesamt hat das sehr gut geklappt. Man wird ein bisschen unruhig, wenn so viele Einsätze vorliegen, aber unsere Leute sind sehr motiviert. Allein 40 Ehrenamtliche waren Mittwoch im Betreuungsdienst“, schildert er. „Für viele ist das ein Ausgleich, denn wann kann man schon mal für 500 Personen kochen?“ Mit der Ausgabe der Mahlzeiten in Lohmar war der Einsatz aber noch nicht beendet. „Wir mussten auch diese Vorräte natürlich wieder auffüllen – um 22 Uhr waren alle Standorte wieder einsatzbereit.“