SpitzenpostenSPD kritisiert Wahl von Ulla Thiel zur Sozialdezernentin für Rhein-Sieg

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Das Bild zeigt das Hochhaus der Kreisverwaltung Rhein-Sieg vom Michaelsberg aus gesehen.

Die Berufung von Ulla Thiel auf einen Spitzenposten in Siegburger Kreishaus ist nicht unumstritten.

Am offiziellen Bewerbungsverfahren hat sie nicht teilgenommen.  Trotzdem ist Ulla Thiel jetzt Sozialdezernentin des Rhein-Sieg-Kreises.

Die Berufung von Ulla Thiel zur neuen Sozialdezernentin des Rhein-Sieg-Kreises stößt in Teilen der Kreispolitik auf Verwunderung. Der Kreisausschuss hatte die 47 Jahre alte Christdemokratin, die bislang Referentin von Landrat Sebastian Schuster ist, in nicht öffentlicher Sitzung mit einer Mehrheit der Stimmen der Mitglieder ins Amt gesetzt. Rein formell wurde Thiel nicht gewählt. Der Ausschuss drückte lediglich sein Einvernehmen mit dem Personalvorschlag des Landrats aus.

Kritisch gesehen wird die Berufung Thiels von der SPD-Kreistagsfraktion. Grund ist, dass sie nicht Teil des offiziellen Bewerbungsverfahrens war, mit dem der Posten in der Verwaltungsspitze besetzt werden sollte. Der Kreis hatte das Bewerbungsverfahren nämlich an das Bonner Personalberatungsunternehmen zfm vergeben.

Dies erhielt auf eine entsprechende Ausschreibung „eine Vielzahl von Bewerbungen“, wie die Pressestelle des Kreises auf Nachfrage sagte. Nach Informationen der Redaktion gingen insgesamt 17 Bewerbungen bei zfm ein. Eine Bewerbung Thiels lag zum damaligen Zeitpunkt nicht vor.

Ulla Thiel wird neue Sozialdezernentin des Rhein-Sieg-Kreises.

Ulla Thiel wird neue Sozialdezernentin des Rhein-Sieg-Kreises.

Acht der Bewerbenden sollen dann in eine Vorauswahl gekommen sein. Drei von ihnen wurden, wie der Kreis bestätigt, am Ende zur persönlichen Vorstellung in ein Auswahlgremium eingeladen, weil sie nach Auffassung der Personalberater die Anforderungen der Stellenausschreibung erfüllten. Zu diesen Anforderungen gehört neben einem abgeschlossenen Hochschulstudium mit Diplom- oder Masterabschluss auch mehrjährige Erfahrung in einer Führungsposition einer Verwaltung oder vergleichbaren Einrichtung inklusive Personal- und Führungsverantwortung.

Drei Bewerber wurden vom Kreis zur Vorstellung eingeladen

Dem Auswahlgremium gehörten neben dem Landrat, der Kreisdirektorin, dem Leiter des Personalamtes und einer Vertretung der Personalberatungsfirma auch Vertreterinnen und Vertreter der Kreistagsfraktionen an. Dem Vernehmen nach war unter den drei verbliebenen Bewerbern je einer mit CDU-, SPD und Grünen-Parteibuch. Weil jedoch zwei von ihnen ihre Kandidatur kurzfristig zurückzogen, blieb offenbar nur noch der SPD-Kandidat übrig, der dann jedoch nicht zum Zug kam.

„Der verbliebene Bewerber konnte die Mehrheit des Gremiums nicht überzeugen“, teilt Rita Lorenz, die Pressesprecherin des Kreises auf Nachfrage der Redaktion mit. Das Bewerbungsverfahren, das den Kreis durch die Einschaltung der Personalberatung 42 500 Euro gekostet hat, wurde daraufhin beendet.

Am 21. Juli war beim Kreis dann nach Angaben der Pressestelle die Initiativbewerbung von Ulla Thiel eingegangen. Und obwohl politische Beobachter davon ausgegangen waren, dass das Vorschlagsrecht für die Dezernatsleitung beim grünen Partner in der schwarz-grünen Kreistagskoalition lag, kam die Christdemokratin zum Zug.

SPD-Fraktion Rhein-Sieg kritisiert das Berufungsverfahren

„Das Verfahren, das zur Auswahl von Ulla Thiel geführt hat, ist zu kritisieren“, sagt Denis Waldästl, der Vorsitzende der SPD-Kreistagsfraktion auf Anfrage der Redaktion. „Es gab ein formelles Bewerbungsverfahren und zunächst drei Kandidaten, die von dem beauftragten Beratungsunternehmen als qualifiziert betrachtet wurde.“ Dass der dann verbliebene Bewerber trotz nachgewiesener Qualifikation nicht zum Zuge gekommen sei, lege den Verdacht nahe, Schwarz-Grün im Kreistag passe dessen SPD-Parteibuch nicht. „Konsequent wäre dann zumindest ein neues Auswahlverfahren gewesen“, so Waldästl.

Den Sozialdemokraten geht es nach eigenen Angaben nicht darum, Ulla Thiel zu beschädigen. „Frau Thiel hat bei der Bewältigung der Folgen der Flut in den zurückliegenden Monaten einen sehr guten Job gemacht, das kann ich als Rheinbacherin ausdrücklich bestätigen“, sagt die SPD-Kreistagsabgeordnete Ute Krupp auf Anfrage der Redaktion. Für die Leitung des Sozialdezernates wäre eine fachlich ausgewiesene Kraft aber wünschenswert gewesen.

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