„Sie liegen dicht beieinander“Tausende verabschieden tote Feuerwehrleute aus Sankt Augustin

Lesezeit 3 Minuten
Gedenkfeier für die getöteten Feuerwehrleute auf dem Gelände des Steyler Klosters in Sankt Augustin.

Die Gedenkfeier für die getöteten Feuerwehrleute auf dem Gelände des Steyler Klosters in Sankt Augustin wurde von über 2000 Menschen besucht.

Die Anteilnahme für die beiden bei einem Löscheinsatz in Sankt Augustin ums Leben gekommenen Feuerwehrleute ist riesig.

„Ich bin überwältigt.“ Sankt Augustins Feuerwehrchef Herbert Maur dankte den über 2000 Teilnehmern der Gedenkfeier für Feuerwehrleute Magda S. und Michael W., die bei einem Löscheinsatz ums Leben gekommen waren.

Schon eine gute Stunde vor Beginn der Gedenkfeier füllte sich das Klostergelände der Steyler Missionare in Sankt Augustin mit Menschen; Mitglieder der Feuerwehren aus dem Rhein-Sieg-Kreis, der Nachbarkreise und -städte und etliche Einheiten aus ganz Deutschland waren gekommen, um den Verstorbenen die letzte Ehre zu erweisen. Auch Einsatzkräfte der Polizei und des Technischen Hilfswerks waren gekommen, ebenso wie viele hundert Bürger.  

Herbert Reul: Engagierte Menschen, besorgte Gesichter

Die beiden hatten zum ersten Angriffstrupp gehört, der das Haus auf der Hauptstraße betreten hatte, um den Brandherd zu erkunden und das Feuer zu löschen. Warum es um kurz nach 11:30 Uhr im brennenden Gebäude, in dem sich ein Motorradladen mit Werkstatt befand, zur Katastrophe kam, ist noch nicht geklärt, nur ein Feuerwehrmann konnte sich noch retten.

NRW Innenminister Herbert Reul erinnerte sich mit brüchiger Stimme an jenen Nachmittag des 18. Juni, als er nach Niederpleis geeilt war. Der 36-jährige Hauptfeuerwehrmann Michael W. und die 37-jährige Magda S. waren da bereits seit Stunden in dem brennenden Gebäude vermisst. „Ich traf auf engagierte Menschen, blickte in viele besorgte Gesichter“, so Reul. „Eine beunruhigende Stille habe ich erlebt. Diesen Anblick, diese Stimmung werde ich mein Leben lang nicht vergessen.“

Aus dem Alltag wurde ein Alptraum.
Herbert Reul

Für die Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehren seien die Einsätze Alltag, so Reul. So auch an diesem 18. Juni, als in der Werkstatt in Niederpleis das Feuer ausbrach. „Aus dem Alltag wurde ein Alptraum“, beschrieb es der Innenminister, die Tragödie stürzte eine ganze Stadt, ein ganzes Land sei in Trauer.

Gedenkfeier für getötete Feuerwehrleute in Sankt Augustin
hier: Feuerwehr Windeck trägt sich ins kondollenzbuch ein.

Die Feuerwehr Windeck trägt sich ins Kondolenzbuch ein.

Er denke an die Aktiven im ganzen Land, an ihre Ehepartner, Kinder, bei denen nach einem solchen Unglück die Sorge groß sei. „Da zeigt sich die Courage, die Tapferkeit. Beim nächsten Notruf werden sie wieder ausrücken.“ Dass Feuerwehrleute bereit seien, ihr Leben für andere und deren Hab und Gut zu riskieren, sei nicht selbstverständlich.

Dunkelster Tag in der Geschichte der Sankt Augustiner Feuerwehr

Die Beisetzungen, die am Samstag, 1. Juli und Donnerstag, 6. Juli in Niederpleis sein werden, würden noch eine große Herausforderung sein, gab Feuerwehrchef Maur zu.

Sankt Agustins Bürgermeister Max Leitterstorf erinnerte sich, sichtlich bewegt, an den „dunkelsten Tag in der Geschichte der Sankt Augustiner Feuerwehr“. Er hatte beide Verstorbenen gekannt und Michael W. erst im März das Feuerwehrehrenabzeichen in Silber für 25 Jahre verliehen. Magda S. war als Mitglied der Werksfeuerwehr beim Siegwerk, einer Firma für Farben und Lacke in Siegburg, Atemschutzexpertin und seit zwei Jahren bei der Niederpleiser Löscheinheit aktiv.

Die Momente an dem Tag des Brandes, so Leitterstorf, werde er nie vergessen, als die Kameradinnen und Kameraden der Niederpleiser Einheit, noch während der Löscharbeiten vom Dienst freigestellt, sagten: „Wir bleiben hier, bis die beiden gefunden wurden.“

Und auch dieser Satz bleibe ihm im Gedächtnis, der um 23.06 fiel, als die Bonner Berufsfeuerwehr in dem ausgebrannten Haus auf der Hauptstraße zwischen den Trümmern die Leichen entdeckte: „Wir haben die beiden gefunden, sie liegen dicht bei einander.“

KStA abonnieren