Die Verfolgungsfahrt endete in einer Sackgasse: Ein 24-Jähriger, der durch Wohnstraßen in Niederpleis raste, stand wegen illegalen Autorennens vor Gericht.
Lachgas im Auto24-Jähriger rast mit 105 km/h durch Sankt Augustiner Wohngebiet

Ein 24-Jähriger, der sich mit der Polizei eine Verfolgungsjagd durch Niederpleis lieferte, stand vor dem Siegburger Amtsgericht. (Symbolfoto)
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Leugnen war zwecklos, das wusste der Angeklagte. Denn die Verfolgungsjagd, die er sich im Juni dieses Jahres mit der Polizei in Sankt Augustin geliefert hatte, war per Video aufgenommen worden. Sobald der Schriftzug „Folgen“ auf einem Polizeifahrzeug aufleuchte, werde automatisch das folgende Fahrzeug gefilmt, erläuterte Amtsrichterin Julia Dibbert. Wenn ein Flüchtiger davonfährt, schalten die Ordnungshüter auf die Vorderkamera um.
So konnten die Zuschauer auf dem großen Bildschirm im Gericht die gefährliche Raserei mitansehen. Mehrere Minuten und mehrere Kilometer lang dauerte es, bis die Fahrt des hochmotorisierten Audi-SUV vor einem Poller endete, zwei Polizisten mit gezückter Waffe ausstiegen, den jungen, beleibten Mann mit Käppi vom Fahrersitz auf den Boden zogen und mit Handschellen fesselten.
Die rasante Fahrt des Angeklagten endete in einer Sackgasse in Niederpleis
Zuvor war der 24-Jährige mit bis zu 105 Kilometern pro Stunde durch schmale Wohnstraßen gebrettert, hatte Kreisverkehre und eine rote Ampel überfahren, die Vorfahrt missachtet und so nicht nur sich selbst, sondern auch andere Verkehrsteilnehmer gefährdet. Zu dieser Zeit, gegen 11.15 Uhr, waren Passanten unterwegs, darunter Mütter mit Kindern und Kinderwagen, sowie Radfahrer.
„Zum Glück ist nichts passiert“, sagte die Richterin zu dem teilnahmslos wirkenden Angeklagten. Warum dieser vor der Polizei davonfahren wollte, blieb im Dunkeln. Eine Blutprobe ergab, dass er weder Alkohol noch illegale Drogen konsumiert hatte. In dem Auto, das er nach seinen Angaben für diesen Tag angemietet hatte, wurde indes eine Patrone Lachgas gefunden.
Angeklagter darf nicht mehr ans Steuer – zwei Jahre Führerscheinsperre
Ein Mittel, das, wenn man es einatmet, zu Hochgefühlen und Leichtsinn führt. Er habe das nicht benutzt, sagte der Angeklagte auf Nachfrage der Richterin. Seine Tat könne er sich nicht erklären, „ich hatte wohl einen Blackout“.
Kurz zuvor erst hatte der gelernte Bäcker, der als Maschinenführer in einer Backfabrik arbeitet, seinen Führerschein wieder bekommen. Nach einer Trunkenheitsfahrt im Juni 2024 hatte das Amtsgericht Aachen 900 Euro Geldstrafe und eine siebenmonatige Sperre verhängt.
Nun wird der einschlägig Vorbestrafte länger nicht ans Steuer dürfen. Richterin Dibbert sprach eine zweijährige Führerscheinsperre aus. Danach folgt üblicherweise zunächst eine teure und zeitaufwendige Medizinisch-psychologische-Untersuchung (MPU), das entscheidet das Straßenverkehrsamt.
Der Raser erhält zudem eine sechsmonatige Freiheitsstrafe, die er nur dann absitzen muss, wenn er in den kommenden zwei Jahren die Bewährungsauflagen verletzt. Dazu gehört, sich straffrei zu verhalten und eine Geldbuße von 1000 Euro in zehn Raten zu bezahlen. Damit ging das Gericht über den Antrag der Staatsanwaltschaft hinaus. Der Anklagevertreter hatte lediglich eine Geldstrafe und 18 Monate Sperre beantragt.

