„Unerhört“Fraktionsvorsitzende müssen beim Rathaussturm in Sankt Augustin draußen bleiben

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Ein Karnevalsprinz klettert auf einer Leiter ins ehemalige Sankt Augustiner Rathaus.

Dass die Fraktionsvorsitzenden gemeinsam mit dem Bürgermeister das Rathaus verteidigen, war in Sankt Augustin lange Tradition. (Archivbild)

Bürgermeister Max Leittersdorff möchte das Rathaus offenbar nicht mit den Fraktionsvorsitzenden der Parteien gegen die Narren verteidigen. Das sorgt für Ärger.

Schon Karl Valentin stellte fest: „Zum Spaß ist der Fasching net da, da hört sich der Spaß auf!“ Beim Rathaussturm in Sankt Augustin scheint sich das zu bestätigen: Bürgermeister Max Leitterstorf hat keinen Fraktionsvorsitzenden der Parteien im Rat zu diesem Ereignis eingeladen.

Marc Knülle (SPD), Stefanie Jung (FDP) und Wolfgang Köhler (Aufbruch) sind nicht dazu aufgerufen, an seiner Seite die Narren im Zaum halten. Sascha Lienesch (CDU) und Martin Metz (Grüne) sind dagegen eingeladen. Aber nicht als Fraktionsvorsitzende, sondern als Landtagsabgeordnete.

SPD-Politiker findet Vorgehen des Bürgermeisters „unerhört“

In diesem Jahr findet das närrische Ereignis vor dem Technisches Rathaus statt, weil auf dem benachbarten Karl-Gatzweiler-Platz gebaut wird. Und dort, am Yrsa-von-Leistner-Platz, ist es deutlich enger. Daher offenbar die reduzierte Einladungsliste.

Für ihn, schimpft Marc Knülle, sei das „unerhört“. Amtsvorgänger Klaus Schumacher habe immer die Fraktionschefs der demokratischen Parteien im Stadtrat eingeladen, um mit ihm  „das Rathaus gegen den närrischen Ansturm zu verteidigen“, so der SPD-Fraktionschef. Dass diese Tradition nicht fortgesetzt werde, finde er schade.

Wolfgang Köhler sieht die Sache gelassener. „Ich wäre  wegen Corona sowieso nicht gekommen. Da sind mir zu viele Leute auf engem Raum.“ Er könne die Argumentation des Bürgermeisters nachvollziehen, dass auch ein Platzproblem zur Verkleinerung der Einladungsliste geführt habe.

Landtagsabgeordneter der Grünen kommt nicht zum Rathaussturm

„Ich bin nun seit 35 Jahren dabei, aber sowas habe ich noch nie erlebt“, stellt die FDP-Fraktionsvorsitzende Stefanie Jung fest. Im Karneval müssten die „Differenzen aus dem politischen Tagesgeschäft“ vergessen sein. Dass aus Platzgründen drei „Politiker, mit denen man im Stadtrat zusammenarbeitet“, nicht eingeladen würden, sei nicht nachvollziehbar.

Und Martin Metz, obwohl eingeladen, teilte auf Nachfrage der Redaktion mit: „Ich werde nicht zum Rathaussturm kommen.“ Seiner Meinung nach hätte alle Fraktionsvorsitzenden eingeladen werden müssen.

Stadt äußert sich zum Rathaussturm in Sankt Augustin

Die Stadt teilte auf Anfrage der Redaktion dazu mit, es handele sich beim Rathaussturm um eine öffentliche Veranstaltung, zu der alle Bürgerinnen und Bürger herzlich eingeladen seien. Die Tradition aus früheren Jahren aufgreifend, habe der Bürgermeister verschiedene Personen eingeladen, ihn bei der Verteidigung des Rathauses zu unterstützen, so Pressesprecher Benedikt Bungarten.

Dirk Beutel vom Verein für karnevalistische Brauchtumspflege hat zur anschließenden Karnevalsfeier im Rathaus übrigens alle Fraktionen eingeladen: „Das haben wir immer so gemacht, und das bleibt auch so.“

Rathaussturm hin, verletzte Eitelkeit her – Bürgermeister und Fraktionschefs kann man nur nochmal Karl Valentin ans Herz legen: „Jedes Ding hat drei Seiten. Eine positive, eine negative und eine komische.“