Sankt Augustins Bürgermeister Max Leitterstorf will seine Verwaltung nachhaltiger machen und setzt auf Mehrweg und Jobticket.
NachhaltigkeitSankt Augustins Bürgermeister setzt auf ÖPNV und Strom sparen

Auch Bürgermeister Max Leitterstorf macht mit: Kostenloses Wasser für jeden gibt es im Rathaus.
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„Sind Sie nicht der Bürgermeister?“, fragte eine Frau Max Leitterstorf, als er abends gegen 21 Uhr mit der Straßenbahn nach Hause fuhr. Er war es. Öffentliche Verkehrsmittel nutzt der Verwaltungschef, „so oft es geht“. Der Schutz der Umwelt liege ihm am Herzen, sagt der Vater von drei Kindern. Seit zwei Jahren ist er im Amt.
Er ist überzeugt: „Wenn es uns nicht gelingt, den Klimawandel jetzt aufzuhalten, dann ist er in zehn Jahren unumkehrbar.“ Für Leitterstorf gehört dazu auch, dass er weniger tierische Nahrung zu sich nimmt. „Die Produktion von Fleisch trägt erheblich zum Klimawandel bei, sie erhöht auch den Flächen- und Wasserverbrauch auf der Welt“, erklärt er.
Veganer Food-Truck am Rathaus
Deshalb hat er sich dafür eingesetzt, dass vor dem Technischen Rathaus jeden Mittwoch ein Food-Truck mit veganen Speisen steht. Leitterstorf lässt sich sein Mittagessen in eine Mehrweg-Schüssel einpacken. „Das spart Plastikmüll und schont damit die Umwelt.“ Er würde sich freuen, wenn auch an den anderen Wochentagen weitere Anbieter veganer Speisen dort stehen würden. Bis jetzt habe sich jedoch niemand gemeldet – leider.
Seit kurzem gibt es im Rathaus eine Quelle für kostenloses Trinkwasser mit und ohne Kohlensäure, das in Mehrwegflaschen abgezapft werden kann. Die 800 Mitarbeitenden im Rathaus nutzen das Angebot gern. Dort werde noch mehr für die Umwelt getan, schildert Leitterstorf: „Langfristig soll jedes Büro mit Kippschaltern ausgerüstet werden, damit Geräte nicht im Standby-Modus unnötig Strom verbrauchen.“
Bürgermeister will mehr Strom sparen
Erhebungen hätten gezeigt, dass so bis zu acht Prozent Energie jährlich eingespart werden könnten. Es seien die kleinen Dinge, die „addiert etwas Großes ergeben“. Das gilt auch für die Abfallentsorgung. In den Abfalleimern in den Büros gibt es keine Plastiktüten mehr. In den Teeküchen stehen besondere Abfallbehälter, um den Müll zu trennen. So spart das Rathaus rund 100.000 Plastiktüten pro Jahr. Auch Tischkalender würden nicht mehr beschafft.
Termine könnten auf dem Computer verwaltet werden. Für die Umrüstung der Lichtquellen auf energiesparende LED-Leuchten in den Gebäuden der Stadtverwaltung hat der Bürgermeister eine zusätzliche Stelle als Elektrofachkraft für zwölf Monate befristet ausgeschrieben. Ein weiteres Projekt liegt dem Bahnfahrer Leitterstorf am Herzen: das Jobticket.
Leittersdorf führte das Jobticket für die Rathausmitarbeiter ein
„Es war schon viele Jahre ein gemeinsames Ziel von Verwaltung und Politik“, berichtet er. Kurz nach seinem Amtsantritt habe er, beurlaubter BWL-Professor, es selbst durchgerechnet und Finanzierungsmöglichkeiten gefunden. Nun haben die Mitarbeitenden das Jobticket für 25 Euro im Monat, laut Leitterstorf deutlich preiswerter als bei anderen Arbeitgebern. „Ich bin davon überzeugt, dass wir mit unserem betrieblichen Mobilitätsmanagement einen entscheidenden Beitrag zur nachhaltigen Mobilität leisten und mit gutem Beispiel vorangehen. Schon heute kommen viele Mitarbeitenden mit Bus und Bahn oder dem Fahrrad zur Arbeit.“
Die Parkplätze kosten allerdings bald Gebühren. „Zwei Stunden mit Parkscheibe bleiben kostenlos, ab dann werden Gebühren fällig“, berichtet Leitterstorf über die Pläne für das nächste Jahr. Wer als Mitarbeitender einen Stellplatz brauche, könne den für 35 Euro pro Monat bekommen. Im Preis eingeschlossen ist dabei das Jobticket. „Wer mit dem Auto kommt, kann Bus und Bahn dann in der Freizeit nutzen.“ Und das schone auch die Umwelt.