Die letzten Räder rollen aus dem LadenRadsport Krüger schließt seine Türen

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Laden Radsport Krüger

Bis zum Jahresende soll alles verkauft und auch das Fahrradlager leer sein.

Sankt Augustin – „Zu 99 Prozent haben die Sattelklemmen für Kinderräder 28,8 Millimeter Durchmesser“, sagt Maximilian Greeven, der „Mäx“ genannt wird. Der Kunde ist erstaunt über dieses Wissen. „Ich glaube, der Hersteller heißt Binia“, ergänzt der Mittdreißiger. „Sie meinen sicher Biria, ein indischer Produzent“, entgegnet Greeven. Genau deswegen kommen viele Menschen in das Fahrradfachgeschäft Radsport Krüger an der Bonner Straße. Hier wird man kompetent und gut beraten. „Auch wenn neue Kunden mit Rädern, die sie woanders gekauft haben, um Rat fragen, helfen wir gerne.“ Die Ersteinstellung von Sattelhöhe und Lenkrad sei zum Beispiel eine „kleine Wissenschaft“. Zur Veranschaulichung der Problematik liegt ein Modell des menschlichen Beckenknochens neben den Sätteln.

Radsport Krüger

Vor 48 Jahren übernahmen Linda und Maximilian Greeven das Geschäft von Lindas Eltern. Jetzt wollen sie in den Ruhestand gehen.

Doch ab dem 21. Dezember wird dieser Service von Greeven nicht mehr geboten. „Vor 48 Jahren sind wir in die Fußstapfen von Lindas Eltern, den Firmengründern, getreten. Irgendwann möchten wir auch einmal in den Ruhestand gehen“, sagt der 66-Jährige. Linda Krüger war übrigens der Grund, dass der 18-Jährige mit einem Pappkarton voller Habseligkeiten „nachts heimlich aus dem Elternhaus in Spanien verschwand“. Greeven wollte zu seiner großen Liebe nach Sankt Augustin, die mit ihrer Bassgitarre in der Girlsband Ruby Rats auf der Bühne gestanden hatte. „Es war eine wilde Zeit damals“, erinnert sich die heute 72-Jährige.

Internet kein Grund für Ausstieg

Gemeinsam packten sie an und schufen im Laufe der Jahrzehnte das, was heute als Radsport Krüger in der ganzen Region einen Namen hat. Inzwischen geht das Paar privat getrennte Wege, doch das Geschäft führen sie weiterhin gemeinsam. „Im nächsten Jahr werde ich in mein Elternhaus im warmen Spanien ziehen, Linda bleibt hier“, sagt Greeven. Beide suchen noch immer einen Nachfolger. „Wir geben die Hoffnung erst auf, wenn der letzte Öffnungstag ist“, betont Linda Greeven. Denn dann ist der Laden leer, alles verkauft – auch das Unikat, das Maximilian Greeven einst selbst zusammenbaute.

Linda Greeven

 Linda Greeven (geborene Krüger) ist Mitinhaberin des Ladens. Sie spielte früher Bassgitarre in der Girlsband Ruby Rats.

Der Internethandel, das betonen beide, sei kein Grund für den Ausstieg gewesen. Sie hätten ihre Marktlücke gefunden. Die Umsätze seien nach wie vor gut. Die Greevens waren immer dabei, wenn es einen neuen Trend gab. 1978 importierten sie spezielle Fahrradhelme aus den USA; 1982 wurde die BMX-Abteilung aufgebaut, 1986 kamen Mountainbikes dazu. Der Diamant City Blitz war das erste Elektrofahrrad, das 1992 verkauft wurde. Dazu kamen umfangreiche Ausbauten im Ladenlokal. „1984 war unser erster Auszubildender eine Frau“, berichtet Greeven. Sie habe ihre Lehre „mit Bravour“ abgeschlossen.

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Auffällig ist die gelbe „LuSt-Tankstelle“ direkt neben der Ladeneingangstür. Sie ist die innovative Weiterentwicklung des Schlauchomates, der 2010 angebracht wurde. „Ein umgebauter Zigarettenautomat, aus dem man neue Fahrradschläuche ziehen kann – auch mitten in der Nacht, wenn das Geschäft geschlossen ist“, erläutert Greeven. Dazu kam kurze Zeit später eine Luft- und Elektroladestation. Und so entstand der neue Name aus den ersten beiden Buchstaben der Wörter Luft und Strom.

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